AT | 1020 Wien | Rotunde | Innenansicht Sektor Nord | ESKA-Werk Karl SCHULZ | um 1930

Das vorliegende Foto [1] wurde als Aufnahme eines Verkaufsstandes der Firma ESKA-Werk Karl SCHULZ, Waagenfabrik, Wien 15., Sechshauser Straße 60, erworben. Abgebildet sind zwei Repräsentanten in einem Verkaufsstand samt einer Vielzahl an Waagen unterschiedlicher Bauart und Größe. Der Verkaufsstand liegt – wie sich im Zuge der Recherche herausstellte – innerhalb des Rondeaus der Wiener Rotunde, Pfeiler 15, Sektor Nord [A]. Großformatige scharfe Aufnahmen aus dem Inneren der Rotunde sind nicht allzu häufig.

Die Wiener Rotunde, ein monumentales Ausstellungszelt mit 108 m Durchmesser und 84 m Höhe, wurde anläßlich der Wiener Weltausstellung 1873 erbaut und diente danach bis zu ihrer Vernichtung durch Brand am 17.09.1937 immer wieder als Ausstellungsgelände, u.a. für diverse Gewerbeschauen, unter denen in der Zwischenkriegszeit die Wiener Messe eine wesentliche Rolle spielte [B]. Vgl. dazu bzw. zum nächtlichen Aussehen der Rotunde zur Messezeit einen Werbeprospekt [C] für die Wiener Messe der Radio- und Glühlampenfabrik Johann KREMENEZKY, dessen Einband hier abgebildet wird.

An der Stelle der ehemaligen Rotunde befindet sich heute ein Neubau der Wirtschaftsuniversität Wien. Siehe Stadtplanvergleich 1912/2016 [D].

Einen guten Überblick über die Baulichkeit in ihren letzten Bestandsjahren bietet das Luftbild in Quelle E.

 


Über das fotorelevante ESKA-Werk Karl SCHULZ konnte folgende kleine Chronologie erhoben werden:

1925 [2] Waagen-, Gewichte- und Metallwarenfabrik Karl SCHULZ (ESKA-Werk) (1865): 200 Arbeiter, 200 PS-Elektromotor, 80 Betriebsmaschinen. Erzeugnisse: Balance-, Küchen-, Fleischer-, Goliathwaagen, Dezimal-, Laufgewichts-, sowie alle Arten von Magazins- und Viehwaagen, Fuhrwerks- und Brückenwaagen, Handels-, und Präzisionsgewichte in Eisen und Messing.

1959 firmiert die Fabrik unverändert an derselben Adresse [3].

1969 folgte eine Neugründung des Unternehmens, 1979 war es als Waagenfabrik Karl Schulz Gesellschaft m.b.H. in Wien 23., Atzgersdorf, Gatterederstraße 11-15 ansässig [4].

Quellen:

[1]…Foto 210 mm x 156 mm, Innenansicht der Wiener Rotunde, Sektor Nord, Stand der Fa. Schulz Universalwaagen, Eigentum schlot.at (2016)

[2]…Compass Verlag (1925): Industrie-Compass Österreich 1925/26, 593

[3]…Compass Verlag (1959): Industrie-Compass Österreich 1959, 1001

[4]…Compass Verlag (1979): Industrie-Compass Österreich 1989/80, 1017

[A]…Grundriß der Rotunde, 04.08.2016

[B]…Rotunde Wien, 04.08.2016

[C]…Joh. KREMENEZKY (o.J.): METALLUM / Elektrische Glühlampen, Sockel und Armaturen, 88 Seiten, Druck bei J. Gerstmayer, Wien XIV. Eigentum schlot.at (2013); Deckblatt

[D]…wien.gv.at – Kulturportal: Stadtplan 2016 hinterlegt mit Generalstadtplan 1912, 04.08.2016

[E]…Luftbild 7077 “Wien Rotunde”, Postkartenverlag “Donauland”, Wien III./40, Eigentum schlot.at – Archiv

AT | 1150 Wien | urban fonts 1 | Wäscherei VELOX

Das haptisch interessanteste Schlot-Projekt 2015:

Die Rettung eines absturzgefährdeten 20er Jahre-Schriftzuges aus Wien 15., Märzstraße 102, Ecke Sturzgasse.

Die mittlerweile seit einigen Jahren geschlossene Wäscherei VELOX wurde 1951 als “VELOX – Rudolfsheimer Automatenwäscherei Richter & Co., Komm.-Ges.” mit der Adresse Wien 15., Märzstraße 102 gegründet [1].

Der geborgene Schriftzug aus Aluminium-Guss dürfte aufgrund typographischer Gleichheit mit mehreren Objekten der 1920er Jahre (mehrere Gemeindebauten in Wien, Strombad Kritzendorf) den späten 1920er Jahren entstammen und bereits von einem Vorgängerbetrieb der (Nachkriegs)-VELOX benutzt worden sein.

Nach Entdeckung des Schriftzuges im März 2015 wurde dieser einer ersten Sichtung unterzogen und dessen akute Absturzgefahr erkannt. Nach  Kontaktaufnahme mit der zuständigen Hausverwaltung konnte vereinbart werden, dass schlot.at den Schriftzug als Gegenleistung für die Abwendung der Gefahr allfälliger herabstürzender Metallkonstruktionen behalten darf. Hier sei Fr. Elvira SPANNY herzlich für ihr Engagement und die diesbezügliche Vertragsaufsetzung gedankt.

Mithilfe einer Flex und einer Leiter von Univ. Ass. Mag. Dr. Robert PETICZKA und der nötigen Stromversorgung vom benachbarten Friseursalon ELFI (Inh. Susanne SCHMID) ging es am 18.04.2015 mit allen drei damaligen schlot.at – Protagonisten WH, CS und MM zur Sache. Susanne MARKYTAN sorgte für die professionelle Fotodokumentation der Angelegenheit vor Ort. Die folgende Fotostrecke [2] zeigt den ursprünglichen Zustand der Lettern und die langwierige Arbeit daran bis zu deren Sanierung und Archivierung durch schlot.at.

Nochmals vielen Dank an alle, die diese Rettung von typographischem und gewerbegeschichtlichem Kulturgut unterstützt haben.

Quellen:

[1]…COMPASS VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959, Wien. 1373

[2]…Fotos der Arbeiten am Objekt von Mag. Susanne MARKYTAN

 

 

1150 Wien | Schlot Grangasse

Nur ein schneller Schnappschuss eines sehr schwer einsehbaren und unscheinbaren Schlotes in 1150, Grangasse (bei der Schmelzbrückenrampe). Wer dazu etwas weiß, bitte melden. Foto MM 2009.

schlot_map (bei Google Maps)

Wien | Gasometer, Gasregelstationen und Leitungssystem 1931

Quelle des Planes: Graßberger et al. (1932): Abhandlungen aus dem Gesamtgebiete der Hygiene | Heft 8 | Über das Odorieren von städtischem Leuchtgas. II. Mitteilung. Bericht über die vom hygienischen Institut der Universität Wien mit Unterstützung und im Einvernehmen mit der Gemeinde Wien, städtische Gaswerke, in den Jahren 1930-1931 ausgeführten Versuche. Franz Deuticke, Leipzig und Wien. S.2

w_gasverteilungsplan_1931

Der gescannte Gasverteilungsplan zeigt den Zusammenhang zwischen dem Gaswerk Leopoldau, dem Gasbehälter Brigittenau und dem Gaswerk Simmering samt dem Hauptleitungssystem der damals bestehenden Hoch- und Niederdruckrohrstränge. Weiters sind diverse Gasregelstationen eingezeichnet und benannt. Sehr seltene Darstellung, die die Gasverteilung im Wien der Zwischenkriegszeit verständlich macht und auf die bei weiteren Beiträgen über alte Wiener Gaswerksstandorte verlinkt werden wird.