INT | Arbeiterportrait | Straßenbau mit Caterpillar No 12 Grader | ca. 1940

Nicht verortetes Amateurfoto einer Straßen-Oberbauplanierung [1]. Der Grader ist anhand eines Fotovergleichs [2] wohl ein amerikanischer Caterpillar Diesel No. 12 Auto Patrol, BJ 1938/39. Die Geschichte der Baufahrzeuge von Caterpillar zu jener Zeit beleuchtet Quelle [3].

 

 

 

 

 

 

Quellen:

[1]…Foto 84 x 49 mm, unbeschrieben, Eigentum Archiv schlot.at (2024)

[2]…wheelsage.org, 10.03.2024

[3]…caterpillar.com/de/company/history/ 10.03.2024

CZ | Oslavany | Elektráreň | Wärmekraftwerk | 1929

Foto des damals 16 Jahre alten Wärmekraftwerks Oslavany in Südmähren [1].

Kraftwerk, 1929

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Industrieboom in Brünn zu Beginn dieses Jahrhunderts zwang die Industrie dazu, eine billigere und wirtschaftlichere Energiequelle als Dampf zu nutzen. Da das Kraftwerk im nahen Brünn zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ausreichte, um den Stromverbrauch zu decken, wurde nach anderen Quellen gesucht. Der geeignetste Vorschlag war der Bau eines leistungsstarken Kraftwerks in Oslavany. Kohle aus dem südlichen Teil der Region (Jihomoravský kraj) war von minderwertigem Wert und nahezu unverkäuflich; sie eignete sich jedoch zur Feuerung der Kraftwerkskessel. Für den Betrieb war auch ein größerer Wasserbedarf erforderlich. Auch diese Bedingung erfüllte der Standort Oslavany – das Kraftwerk liegt am gleichnamigen Fluss.

Der Bau wurde von 1911–1913 durchgeführt. Planungen, Materiallieferungen und der Bau des Kraftwerks wurden von der Berliner Firma AEG Union für die OELAG – das Unternehmen für die Stromverteilung in Wien – durchgeführt. Es wurden sechs Kessel mit einem Betriebsdruck von 15 Atmosphären und einer Dampftemperatur von 375 °C installiert. Im Maschinenraum wurden zwei Turbogeneratoren mit einer Leistung von jeweils 3,4 MW in Betrieb genommen.

Obwohl bereits früher Strom nach Brünn geliefert wurde, wurde das Kraftwerk offiziell erst am 1. April 1913 in Betrieb genommen. Der Strom wurde nach Černovice und von dort zu Kunden in Brünn und Umgebung transportiert. 

Bereits beim Bau des Kraftwerks ging man davon aus, dass die projektierte Stromproduktion nicht ausreichen würde; so wurden bald zwei weitere Kessel und ein Satz mit einer Leistung von 4,5 MW bestellt und zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Dienst gestellt. Da die Anforderungen an die Stromversorgung immer weiter stiegen und das Kraftwerk überlastet war, entschloss man sich zum Bau einer weiteren Anlage. 1918 wurde ein weiterer Generator in Betrieb genommen, der als einzige Maschine im Kraftwerk nur 1.500 U/min hatte (die anderen hatten 3.000 U/min). Im Jahr 1919 wurden weitere sechs Kessel mit beweglichen Rosten in Betrieb genommen. Dennoch stiegen die Leistungsanforderungen an das Kraftwerk stetig. Eine weitere 16-MW-Maschine wurde 1922 gebaut; 1929 erhöhte sich die Leistung um weitere 14 MW. Insgesamt wurden 49,8 MW installiert. Im Kesselhaus wurden 1929 zwei Granulierkessel mit einer Leistung von 2×30 Tonnen Dampf pro Stunde errichtet. Die Gesamtleistung des Kesselhauses betrug damals 182 Tonnen Dampf pro Stunde.

In den 1930er Jahren beschloss der Vorstand von Západomoravské elektráren, einen kompletten Neubau durchzuführen. 1941 wurden auf dem Gelände des alten Kesselhauses zwei Pulverkessel mit Mahlwerken mit einer Leistung von 2×60 t/h errichtet, 1944 ein Kessel mit einer Leistung von 120 t/h und 1948 der letzte Kessel dieses Umbaus mit einer Kapazität von 150 t/h. Auch der Maschinenraum wurde neu ausgestaltet. Zwischen 1942 und 1950 wurden drei Turbogeneratoren mit einer Gesamtleistung von 63 MW in Betrieb genommen. 1964 wurde ein moderner 50-MW-Block gebaut. Der Kessel hatte einen Betriebsdruck von 140 Atmosphären bei einer Dampftemperatur von 560 °C mit Zwischenüberhitzung. Die Turbine war dreistufig. Die maximale Leistung des Kraftwerks betrug 115 MW.

Am 30. Mai 1993 wurde das Kraftwerk Oslavany aufgrund der Verlangsamung und Einstellung der Kohlelieferungen aus der Region abgeschaltet. Kurz darauf wurden der technische Teil und einige Gebäude abgerissen. Das Kraftwerk, beschäftigte in seiner Blütezeit bis zu 450 Mitarbeiter [2].

Quellen:

[1]… Ansichtskarte “Oslavany/Oslavan, O. Knoll, Osl., 1929, Eigetum Archiv schlot.at (2024)

[2]…rosicko-oslavansko.cz 06.03.2024

AT | SB | Gresten | Schaltanlage/Umspannwerk | 1925

Nach dem Zerfall der Habsburger-Monarchie 1918 und den Verträgen von St. Germain mußte die Energieversorgung Österreichs, die bis dahin vor allem durch die Verstromung tschechischer und polnischer Kohle gewährleistet wurde, neu überdacht werden. Der Ausbau der Wasserkraft war dazu ein richtungsweisender Schritt.
Bereits 1924 wurde in Opponitz seitens der Stadt Wien ein Wasserkraftwerk errichtet [1].
Der erzeugte Strom wurde zur ebenfalls neu errichteten Schaltanlage Gresten geleitet. Dieses Umspannwerk empfing auch den Strom aus dem nahen Kraftwerk Gaming und versorgte ab 14.12.1924 die neu errichtete 110 kV-Stromleitung Gresten-Wien [2].

Die folgenden Fotos zeigen die Außenbereiche der Schaltlage Gresten anno 1925 [3].

Dass derartige technische Bauwerke bereits damals einen Teil der kritischen Infrastruktur darstellten, zeigen die Schilderungen aus den politischen Krisenjahren 1933 und 1934 [2]:

“[…] Im geschichtlichen Rückblick gab es zwei Ereignisse, die mit den politischen Turbulenzen der Zwischenkriegszeit und der Stromversorgung in Wien engstes zusammenhängen. So sprengten in den Nacht zum 11. Juni 1933 Mitglieder der verbotenen NSDAP bei Rogatsboden (Purgstall) einen Masten dieser Starkstromleitung. Die Täter flohen ins Deutsche Reich…
In der Chronik des Gendarmeriepostens von Gresten kann man über die verhängnisvollen Ereignisse des 12. Februar 1934 folgendes nachlesen: „Die Arbeiter und Angestellten des Schaltwerkes Gresten der Gemeinde Wien – mit Ausnahme des Betriebsleiters Ing. Ludwig Mertens – traten bereits um 11:45 Uhr in den Streik…“. In Wien brach die Stromversorgung zusammen. […]” [2]

Quellen:

[1]…wienenergie.at, 25.02.2024 – Kraftwerk Opponitz

[2]…gresten-land.gv.at, 25.02.2024

[3]… 6 Kontaktkopien ca. 80 x 60 mm, Wasserkraftwerke A.G. Wien, Schaltwerk Gresten, handschriftlich datiert mit Weihnachten 1925. Eigentum Archiv schlot.at (2024)

UK | Durham | Consett Iron Works | 1917

 

 

 

 

 

 

Postkarte [1] der Consett Iron Works in Consett/Durham, gelaufen 1917.

Die Consett Iron Company Ltd übernahm 1864 die anno 1840 gegründete Derwent Iron Company und bestand mit wechselnden Namensgebungen bis 1980. Das Unternehmen betrieb neben Eisen- und Stahlwerken auch Kohlengruben sowie Kalksteinbrüche und war im 19. Jahrhundert innovativ und erfolgreich. Beengte Platzverhältnisse in Consett verhinderten um 1900 wichtige verfahrenstechnische Modernisierungen. Im 20. Jahrhundert erfolgten Verstaatlichungen wesentlicher Konzernteile (Kohlegruben 1947, Stahlwerke 1951-1955, 1967). Nach der Schließung 1980 verbesserte sich die lokale Umweltsituation; jahrzehntelange war Consett berüchtigt für seine eisenoxidhältigen Emissionen [2] – siehe die getrübte Skyline auf der Postkarte [1], auf welcher rückwärtig unter anderem “beastly weather” vermerkt ist.

Historische Fotos des Unternehmens bietet Quelle [3].

Quellen:

[1]…Fotopostkarte Nr. 1065 von Johnston & Son, Gateshead, gelaufen 1917, Eigentum Archiv schlot.at (2024)

[2]…Consett Iron Company, 22.02.2024

[3]…Durham Archives, 22.02.2024

 

AT | LE | Leoben | Kalksteinbruch und Kalkwerk Leitendorf | Zwangsarbeit und Kriegsgefangenenlager 1942/43

5 Fotos des Kalksteinbruchs und Kalkwerks Leitendorf aus einer Zeit, die in der lokalen Geschichtsschreibung gerne ausgeklammert wird. Die englisch beschrifteten Fotos stammen aus 1942 oder 1943 und zeigen Aufnahmen von Zwangsarbeitern und Bauarbeiten (Errichtung einer Kalkbrecherei) am Werksgelände.

Die Aufnahmen lassen sich über ein online verfügbares Foto [2], auf dem dieselben verfahrenstechnischen Einrichtungen wie etwa die deutlich erkennbaren Kalköfen zu sehen sind, eindeutig dem Kalkwerk Leitendorf zuordnen. Eines der Fotos zeigt die Nahaufnahme einer Baracke mit jenen bautechnischen Details, wie sie für die Unterkünfte im nahe gelegenen Kriegsgefangenenlager Leitendorf dokumentiert sind [3].

Der Einsatz neuseeländischer und australischer Kriegsgefangener in diesem Steinbruch bzw. Kalkwerk und deren Internierung im Lager Leitendorf ist in Quelle [4] dokumentiert.

Quelle [5, S.112] erwähnt hier britische Gefangene.

Auf einem der Fotos [1] wird die werksnahe Unterbringung polnischer Kriegsgefangener außerhalb dieses Lagers („Houses for Polish POW“) neben einer in Bau befindlichen Kalkbrecherei („Crushing plant“) erwähnt. Am selben Foto (Hochformat) sind im Mittelgrund jene Baracken des Kriegsgefangenenlagers Leitendorf zu erkennen, die laut Quelle [5, S. 112] in der Leobener Katastralgemeinde Waasen (60365) auf den Parzellen .408, 105/6, 105/8, 106/8, 106/10. 1 nachgewiesen wurden.

Aus demselben Foto-Konvolut stammt eine Aufnahme des in Bau befindlichen Murkraftwerks St. Dionysen, bei dessen Errichtung auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter sowie Insassen eines Arbeitserziehungslagers eingesetzt wurden [6].

Quellen:

[1]…3 Fotos im Postkartenformat, 2 Fotos 6 x 9 cm, Eigentum Archiv schlot.at (2024)

[2]…http://www.stalag18a.org/andrews/andrews03.JPG (21.01.2024)

[3]…http://www.stalag18a.org/andrews/andrews01.JPG (21.01.2024)

[4]…http://www.stalag18a.org/wc22gw.html (21.01.2024)

[5]…https://www.bda.gv.at/dam/jcr:f9cf741d-120d-493b-9693-e3e5043f1b99/Katalog%20NS-Opferorte_Stand%20J%C3%A4nner%202022_BF_1.pdf – S.112 (21.01.2024)

[6]…schlot.at – Murkraftwerk St. Dionysen, 1943 (21.01.2024)

AT | BM | Murkraftwerk St. Dionysen | Baustelle 1943 | Zwangsarbeit

Foto des Murkraftwerks St. Dionysen [1] während der intensiven Bauphase anno 1943.

Die Aufnahme [1] stammt aus einem englisch beschrifteten Fotokonvolut aus 1942-1943, welches laut den handschriftlichen Vermerken Zwangsarbeit und Internierung in und um Leoben 1942 – 1943 (Kalkwerk Leoben-Leitendorf und gegenständliches Kraftwerksprojekt) dokumentiert.

Eine umfassende historisch-technische Abhandlung der Kraftwerkserrichtung in St. Dionysen und des kosteneffizienten und skrupellosen Einsatzes von Zwangsarbeitern zeigt Mag. WEIHS in seiner richtungsweisenden Diplomarbeit [2].

Die Kraftwerksbaustelle anno 1943 ist darin planlich dargestellt [2, S. 98]. Anhand des zitierten Plans und des Verlaufs der Feldbahngleise kann der ungefähre Fotostandort [1] südöstlich der Staumauer, Blickrichtung Norden, festgemacht werden.

Auf die Rolle der Zwangsarbeiter bei der Errichtung des Kraftwerks weisen ab Ende der 2010er Jahre die Forschungen von Stefan KARNER hin [3] [4].

Die Internierung der hier einsetzten Zwangsarbeiter in baustellennahen Lagern, unter anderem im 1943 errichteten Arbeitserziehungslager St. Dionysen, dokumentieren sowohl WEIHS [2, S. 99] als auch das Bundesdenkmalamt [5, S. 102].

Quellen:

[1]…Foto 94 x 61 mm, beschriftet: „HYDROELECTRIC LEOBEN AUSTRIA 1943“. Eigentum Archiv schlot.at (2024)

[2]…https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/content/titleinfo/234052/full.pdf – Diplomarbeit, Universität Graz, 2013, 16.01.2024

[3]…https://www.kleinezeitung.at/wirtschaft/6049577/100-Jahre-Energie-in-der-Steiermark_Kraftwerksbau-mit-Zwangsarbeitern 16.01.2024

[4]…https://www.energie-der-steiermark.at/assets/Chronik_NEU_final.pdf, 16.01.2024

[5]…https://www.bda.gv.at/dam/jcr:f9cf741d-120d-493b-9693-e3e5043f1b99/Katalog%20NS-Opferorte_Stand%20J%C3%A4nner%202022_BF_1.pdf, 16.01.2024

AT | 1030 Wien | Ehem. neues Schweineschlachthaus St. Marx – Arena Wien

Verwaltungsgebäude, damals wie heute. Quelle: Privatarchiv cccschlot

Das ehem. neue Schweineschlachthaus St. Marx (heutige Arena Wien) – Bau- und (Um-)Nutzungsgeschichte

Adresse: Baumgasse 80, 1030 Wien

Aus dem Vortrag zur Historikertagung „Industriekultur“ der Donau-Uni Krems, Dezember 2023

1. DIE BASIS – Das Areal

    1. Stadtteil- und Industriegeschichte
    2. Die Anfänge der Schlachthöfe
    3. Das ehemalige städtische Schweineschlachthaus

2. DIE BESETZUNG – Der Widerstand

    1. Die Kontumazanlage – die „alte Arena“ – erste Umnutzungsideen
    2. Konzepte für einen autonomen Kulturplatz
    3. Industrieanlagen im Wandel

3. DER VEREIN – Der Neubeginn

    1. Einzug in die „neue“ – die heutige – Arena
    2. Moderne Adaptierungen
    3. Denkmalschutz und eigener Antrieb

 

1. DIE BASIS – Das Areal – 1.1. Stadtteil- und Industriegeschichte

Die Erschließung des Areals hängt stark mit der Entwicklung der Donau Auen zusammen.

Die Donau vor der Regulierung, Festschrift, S. 128
Die Donau vor der Regulierung, Festschrift, S. 128
Die Donau nach der Regulierung, Festschrift, S. 129
Die Donau nach der Regulierung, Festschrift, S. 129

Jahrhundertelang weist die Donau stark schwankende Wasserstände auf, die im Wiener Becken ein ganzes Netz an wechselnden Wasserarmen ausbildete.
Bereits 1832 konnten durch den Donaukanaldurchstich einige Gebiete in Erdberg trockengelegt und parzelliert werden.1 1884 war die Donauregulierung schließlich abgeschlossen, wodurch eine längerfristige Bebauung des Gebietes ermöglicht wurde.

Erdberg

In Erdberg wurde ab der der zweiten Türkenbelagerung Obst und Gemüse angebaut (auch Milchwirtschaft und Weinanbau betrieben),2 wodurch die Haupterwerbsbauern mit ihren sog. Erdberger Küchengärten einen wichtigen Teil zur Versorgung Wiens beitrugen. Fuhrwerker3 ließen sich nieder und vor allem auch die Gerber, Abdecker oder Wasenmeister, Leimsieder und die Fleischhauer mit ihren öffentlichen Schlagbrücken, siedelten wegen der Unreinlichkeit ihrer Gewerbe am Rande der Stadt.4

Plan der K.K. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, CarlLoos, Wien1895 Osten. Privatarchiv: cccschlot
Plan der K.K. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, CarlLoos, Wien1895 Osten. Privatarchiv: cccschlot


Durch die spätere Eingemeindung der Vororte rückten diese Gewerbe und weitere im 19. Jahrhundert folgende Betriebsansiedelungen wie eine Teerfabrik, Tierkörperverwertung, die Simmeringer Waggonfabrik, die ehemalige Salpeterfabrik bzw Zünderhütte, Fleischselcher und natürlich Schlachthöfe und einige mehr.

St. Marx

Die ursprüngliche Kapelle der Kirche St. Marx stand an einer alten Römerstraße, der späteren St. Marxer Linie (der heutigen Simmeringer Hauptstraße), die als Reise- und Handelsroute diente.

In dem höher gelegenen Gebiet St. Marx entstand auf Grund der Stadtgrenzen und des Reiseverkehrs im Laufe von Jahrhunderten einer der größten Schlachtstätten und Viehmärkte Europas – der 1884 eröffnete Central-Viehmarkt.5

Franziszeischer Kataster, 1829, St. Marx. Quelle: maps.arcanum.com, am 09.01. 24 um 16:15
Franziszeischer Kataster, 1829, St. Marx. Quelle: maps.arcanum.com, am 09.01. 24 um 16:15

1.2. Die Anfänge der Schlachthöfe

Die Kirche und das St. Marxer Tor entwickelten sich nicht nur zur Zoll- und Einlassstelle an der östlichen Stadtgrenze, sondern auch bald vom ursprünglichen Siechenhaus (Infektionskrankenhaus) zur vergrößerten Spitals- und Versorgungshausanlage.

Die immer öfter in die Stadt mitgebrachten Nutztiere mussten versorgt, untersucht und eventuell geschlachtet werden. Durch diese Kette an Notwendigkeiten entstand ein (1797 gegründeter) Viehmarkt mit Notstallungen6 und einem Ochsenstand7 knapp außerhalb der östlichen Stadtgrenze.8

Der erste Schweineschlachthof in St. Marx. Druck einer kolorierten Radierung, o.D., Mitte 19. Jh. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Der erste Schweineschlachthof in St. Marx. Druck einer kolorierten Radierung, o.D., Mitte 19. Jh. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Der erste Schweineschlachthof in St. Marx. Druck eines Aquarells, dat. 1845Quelle: cccschlot
Der erste Schweineschlachthof in St. Marx. Druck eines Aquarells, dat. 1845 Quelle: cccschlot

Mitte des 19. Jahrhunderts (1846-48) entstand der erste, größere Schlachthof an der Hohlweggasse und wurde durch spätere Erweiterungen zb. den noch heute stehenden und alternativ genutzten Rinderhallen (1878-1884) stark vergrößert.

In den 1860er Jahren wurde die Kirche demoliert und das Spitalsareal an den bisherigen Pächter der Spitalsbrauerei Adolf Ignaz Mautner verkauft.9

Lageplan des Zentralviehmakrtes in der Situation um 1910. In: Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 236Quelle: Privatarchiv cccschlot
Lageplan des Zentralviehmakrtes in der Situation um 1910. In: Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 236 Quelle: Privatarchiv cccschlot

Durch die Eingemeindung der Vorstädte und starkem Bevölkerungszuwachs10 stieg der Schlachtviehbedarf rasant an. Im Besonderen war der Bedarf an Schweinefleisch durch die zu klein gewordene Schweineschlachtabteilung am Zentralviehmarkt erhöht.

Ebenso wurden erweiterte tierärztliche Untersuchungen hinsichtlich zahlreicher Haus- und Nutztierseuchen11 und die Umsetzung neuer Hygienemaßnahmen durch „[..] die Erfolge [..] bakteriologischer Forschung [..]“ benötigt.12

1.3. Das ehemalige städtische Schweineschlachthaus

Für den Bau des neuen Schweineschlachthauses kam ein freigebliebenes, abschüssiges Areal an der projektierten Erweiterung des Landstrasser Gürtels am Ende der Gesamtanlage des Zentralviehmarktes zur Verwendung.
Hier war ursprünglich ein dringend benötigter Seuchenhof geplant, der Bau des neuen Schweinschlachthauses musste vorgezogen werden.

Ing. Max Fiebiger war bereits seit 1900 mit Erweiterungsbauten am Zentralviehmarkt und vielen kommunalen Anlagen in Wien13 betraut und leitete, für das Wiener Stadtbauamt, den Bau des neuen Schweineschlachthauses in den Jahren 1908-10 an der Ecke Baumgasse und Franzosengraben.

Ab April 19081415 wurde das Terrain (teils mit Ziegeln) aufgeschüttet16 und am Ende der Schweineausladerampe der Schlachthausbahn der neue Schweineschlachthof für 1500 Schweine errichtet.

Lageplan des neuen Schweineschlachthauses in einer etwas verfälschten Situation um 1910. In: Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 238Quelle: Privatarchiv cccschlot
Lageplan des neuen Schweineschlachthauses in einer etwas verfälschten Situation um 1910. In: Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 238
Quelle: Privatarchiv cccschlot

Der sog. Schlachthauszwang17 wurde zuvor per Gesetz verordnet und die bis dahin üblichen Notstechbrücken oder privaten Schlachtstätten nicht mehr benötigt.18

Die Anlage wurde nach dem deutschen System errichtet. Das heißt, dass Arbeitshallen und -räume nicht baulich voneinander getrennt sind – im Gegensatz zum französischen System19 Üblicherweise wurden Schlachthöfe in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur nach hygienischen Grundsätzen „sondern auch nach betriebstechnischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten geplant; die Verwaltungsgebäude wurden meist an eine öffentliche Straße gelegt.“20

Im hinteren Bereich des Schlachthofes befanden sich die Stallungen, die an die Schlacht-und Arbeitshalle mit Stechbuchten, Brüh- und Enthaarungsplätzen angeschlossen waren. Die Kadaver konnten durch das neuartige21 Schwebebahnsystem transportiert werden, ohne sie abnehmen und umladen zu müssen. Die neuen Kühlanlagen und die Fortschritte der Kältetechnik stellten eine bedeutsame Neuerung zur sicheren Versorgung der Bevölkerung dar.22

Die Gebäude

Das damalige wie heutige Verwaltungsgebäude beherbergte Büros, Küchen und vor allem Wohnungen für Schlachthausleiter und Tierärzte, die ständig vor Ort waren.

Die sog. Sterilisierungsanstalt unterteilte sich in diverse Arbeitsräume23, Selch-, Pökel- und Kühlkammern sowie eine Freibank24. Die Pökel- und Kühlanlagen befanden sich im Keller, der ebenfalls mit einem Schwebebahnsystem und 2 Lastenaufzügen ausgestattet war. Beides ist heute noch erhalten.

In diesem Trakt wurde Fleisch, das schwachfinnig25 war oder von seuchenverdächtigen, kranken oder verunfallten Tieren stammte, sterilisiert und gesondert in der Freibank, der Verkaufsstelle, verkauft.

Der übliche Schlachtbetrieb kam mit der Sterilisierungsanstalt nicht in Berührung.

Das Kessel- und Machinenhaus, die heutige Große Halle. In: Das neue Schweineschlachthaus im III. Bezirke, Wien Magistrat, 1910, S. 19, Abb. 10Foto: Privatarchiv cccschlot, Quelle: ONB
Das Kessel- und Machinenhaus, die heutige Große Halle. In: Das neue Schweineschlachthaus im III. Bezirke, Wien Magistrat, 1910, S. 19, Abb. 10 Foto: Privatarchiv cccschlot, Quelle: ONB

Die heutige große Konzerthalle (links der ursprünglichen Kühlhalle) beherbergte das sehr großzügig angelegte Kessel- und Maschinenhaus sowie Lager- und Arbeitsräume. Bereits bei der Bauplanung wurde eine mögliche Vergrößerung der Maschinenräume, sowie auch des gesamten Geländes angedacht.26

Rechts der Kühlhalle befanden sich Räume für Meister, Gesellen und Aufseher, und Nassräume. Das heutige „Beisl“.

Die Kühlhalle, die heute nicht mehr vorhanden ist,27 bestand aus zwei Hallen, die abwechselnd mit Brunnenwasser und durch eine CO2-Kältemaschine vorgekühlt und gekühlt wurden. Das Kühlwasser, der Abdampf und das Kondensationswasser wurden dem Betrieb wieder zugeführt.

Der Schornstein/Schlot wurde bauzeitlich von der renommierten Wiener Firma Ludwig Gussenbauer28 errichtet.

Kunstgeschichte

Verwaltungsgebäude, damals wie heute. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Verwaltungsgebäude, damals wie heute. Quelle: Privatarchiv cccschlot

Das Gebäudeensemble besteht aus ein- und mehrgeschossigen, profanen Sichtziegelbauten als vereinfachte Ausläufer der romantisch historistischen kommunalen und Industriebauten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die Hoffront des Verwaltungsgebäudes zeigt einen 3geschoßigen Sichtziegelbau mit stark vorspringendem, zweiachsigen Mittelrisalit mit Segment– und Rundbogenfenstern und „betont giebelartiger Überhöhung29 mit kaminkopfartigen Eckpfeilern in der Attikazone.

Der Arena-Fries, der durch 45° über Eck gestellte Ziegel in 3 Reihen ein stilisiertes Blumen- oder Kreuzmuster zeigt, befindet sich in der Frieszone unter der Dachkante.

Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle, heutige Eingangsfront. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle, heutige Eingangsfront. Quelle: Privatarchiv cccschlot

Das Kessel- und Maschinenhaus zeigt an der heutigen Eingangsfront, den sakralen Charakter einer Basilika, einer mehrschiffigen, profanen Halle, die europaweit häufig an Kommunalbauten, Industriebauten, auch Schlachthöfen, zu finden ist. Der Arena-Fries und zinnenartige Aufsätze sind hier besonders markant.

Original-Schriftzug am Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Original-Schriftzug am Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Original-Schriftzug am Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Original-Schriftzug am Kessel- und Maschinenhaus, heutige große Halle. Quelle: Privatarchiv cccschlot

Die Original-Schriftzüge „Kesselhaus“ und „Maschinenhaus“ sind heute noch erhalten.

Verwaltungsgebäude des Zentral-Pferdeschlachthauses. In: Verlag des Magistrates der Reichs-Haupt- und Residenzsdtadt Wien, Das neue Zentral-Pferdeschlachthaus des X. Bezirkes in Wien, Wien 1908. Foto: Privatarchiv cccschlot, Quelle: ONB
Verwaltungsgebäude des Zentral-Pferdeschlachthauses.
In: Verlag des Magistrates der Reichs-Haupt- und Residenzsdtadt Wien, Das neue Zentral-Pferdeschlachthaus des X. Bezirkes in Wien, Wien 1908.
Foto: Privatarchiv cccschlot, Quelle: ONB
Der Arena-Fries. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Der Arena-Fries.
Quelle: Privatarchiv cccschlot

Vorbilder lassen sich vor allem in dem zeitgleich erbautem Pferdeschlachthaus in Favoriten erkennen, auch wenn sich hier der besagte Arena-Fries, der dem Kreuzverband von Klinkermauerwerken ähnlich ist, nicht wiederfinden lässt.

Vergleiche in BrüggeQuelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in Brügge
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in GentQuelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in Gent
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in HamburgQuelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in Hamburg
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in WienQuelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in Wien
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in WienQuelle: Privatarchiv cccschlot
Vergleiche in Wien
Quelle: Privatarchiv cccschlot

Trotz des Variantenreichtums von Ziegelfriesen ließ sich der vergleichbar einfache Arena-Fries bislang noch nicht nachweisen. Beispiele: Brügge, Gent, Hamburg und Wien.
Das Wiener Stadtbauamt war verantwortlich für die Entwürfe, deren Planung und Bauablauf. Oft nicht namentlich genannte, angestellte Architekten30 und weitere Positionen wie Bauinspektoren, -ingenieure, -leiter, -meister waren an dem Bau beschäftigt.

Der bisher einzige Hinweis31 schreibt den Gesamtentwurf Max Fiebiger zu, der nicht als Modernist32 bekannt war.

Die Gebäude erlitten Bombentreffer im 2. Weltkrieg und wurden anschließend wieder aufgebaut bzw. teilweise durch einfachere Gebäudeabschnitte ersetzt.

2. DIE BESETZUNG – Der Widerstand

2.1. Die Kontumazanlage – die „alte Arena“ – erste Umnutzungsideen

Die Kontumaz- bzw. Quarantäneanlage an der Döblerhofstraße (schräg gegenüber des Schweineschlachthofes an der heutigen Autobahnauffahrt) wurde 1916-22 ebenfalls vom Wiener Stadtbauamt errichtet und bestand aus einer großen Zahl an einzelnen Gebäuden.

Besetzung der Festwochen-Arena 1976

Das später als Auslandsschlachthof bezeichnete Areal wurde bereits 1975 und 1976 für das Jugendprogramm34 der Wiener Festwochen genutzt.

Am letzten Tag der Veranstaltungen – am 27. Juni 197635 wurde das Gelände mit einer Forderung zur Errichtung eines selbstverwalteten, subventionierten36, permanenten und ganzjährigen Kulturbetriebes für Alle besetzt. 37 38 39

Zahlreiche Proteste, Unterschriftensammlungen und Verhandlungen mit der Stadt Wien begleiteten die 3monatige, letztlich erfolglose Besetzung. Das Gelände war verkauft und abgerissen worden.

Zum Verkauf des Auslandsschlachthofes und zum Ende der Schlachthöfe

Bereits ab Mitte der 60er gingen die Lebendanlieferungen stark zurück und durch neue Vorschriften die „Lebensmittel- und Schlachthygiene“ betreffend, wurden beide Schlachthöfe40 bereits Mitte der 70er Jahre geschlossen. 1997 wurden dann auch die Schlachtungen am Zentralviehmarkt beendet.41

Alternativpläne wurden mit der Stadt Wien ausgearbeitet42 und nach 2 abgelehnten Angeboten (darunter das Schloss Neugebäude), nahmen die Besetzer und Besetzerinnen das vorgeschlagene Areal der heutigen Arena mit der Bedingung der Übernahme der Umbaukosten der desolaten Anlage an.43

Plan der "alten" und der "neuen" Arena. Quelle: Bruno-Kreisky-Archiv
Plan der “alten” und der “neuen” Arena. Quelle: Bruno-Kreisky-Archiv


2.2. Konzepte für einen autonomen Kulturplatz

Sehr rasch entstand ein umfassendes Konzept für ein ganzheitliches, soziales, integratives Kulturzentrum mit dem Ziel der Demokratisierung der Kultur44, mit Beteiligung verschiedener Personen- und vor allem sozialer Randgruppen.

In der kurzen Zeit der Besetzung, im Sommer 1976, wurde das Areal in einen kulturell und sozial vielseitigen Ort mit dorfähnlichem Charakter verwandelt.

Zahlreiche Einrichtungen wie Theater, Frauencafé, Teehaus, Küche, Galerie, Kinderhaus etc. wurden schnell installiert.

Alle, ob obdachlose Kinder oder kunstinteressierte Jugendliche, wurden aufgenommen.

2.3 Industrieanlagen im Wandel

Vor allem in Deutschland gibt es seit den 1960er und va. 1970er Jahren zahlreiche Beispiele an kulturellen Umnutzungsforderungen historischer, stillgelegter Industrieanlagen.45 Nach den Wirtschaftskrisen 1966/67 und 73/74 hatten „aufgegebene Industriebauten das Stigma des wirtschaftlichen Versagens“46, doch die sozialen Bewegungen – oft durch Bürgerinitiativen47 – erkannten darin das Potential zur Definierung eines neuen Kulturbegriffes48 mit Symbol- und Vorbildcharakter.

In den USA gibt es diese Bewegung bereits seit den 50er Jahren.49

In Deutschland finden ab den 1990er Jahren häufiger Unterschutzstellungen mit anschließenden Umnutzungen statt, „[..], um spezifische stadträumliche und kunsthistorische Qualitäten eines Industriebaus zu erhalten und damit die Identität ihres Quartiers oder Stadtteils zu wahren“50. Diese Tendenzen lassen sich auch aktuell und europaweit beobachten.

Auch für das heutige Areal wurden rasch ähnliche Ideen zur Umnutzung entworfen.

Graffiti "Arena 77"Quelle: Privatarchiv cccschlot
Graffiti “Arena 77”
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Erstes Nutzungskonzept für die "neue" Arena. Quelle: Bruno-Kreisky-Archiv
Erstes Nutzungskonzept für die “neue” Arena. Quelle: Bruno-Kreisky-Archiv

3. DER VEREIN – Der Neubeginn
3.1. Einzug in die „neue“ – die heutige – Arena

Die Schlüsselübergabe und der Einzug in die „neue“ Arena fand 1 Jahr nach der Besetzung, 1977 statt.

Dr. Dieter Schrage, der damalige Direktor des 20er Hauses wurde erster engagierter Obmann des neuen Vereins Forum Wien Arena.

Zahlreiche Umbauten und Instandsetzungen wurden durchgeführt, einige Gebäude abgerissen und der hintere Teil des Geländes an eine Kühlfirma vergeben.51 52

1980 begann der regelmäßig und durchgehend bis heute geführte Veranstaltungsbetrieb.53 Bereits zu Beginn engagierten sich nationale und internationale Künstler und Künstlerinnen 54.

Umbau der Durchfahrt. Quelle: Arena Archiv
Umbau der Durchfahrt.
Quelle: Arena Archiv
Umbau des Open Air Geländes, dem früheren Platz der Kühlhalle(n). Quelle: Privatarchiv cccschlot von Arena Archiv
Umbau des Open Air Geländes, dem früheren Platz der Kühlhalle(n). Quelle: Privatarchiv cccschlot von Arena Archiv


3.2. Moderne Adaptierungen

Der Umbau der Großen Halle (des ehem. Kessel- und Maschinenhauses ) und des Open Air Geländes (dem Platz der ehem. Kühlhalle) wurde vom Wiener Architekturbüro Rataplan 1994-2004 konzipiert und umgesetzt.

Das Open-Air-Gelände wurde abgegraben, eine moderne, große Bühne gebaut und mit technischen Einrichtungen und Publikumsinfrastruktur versehen.

Modellfotos Architekturbüro Rataplan. Quelle: Rataplan
Modellfotos Architekturbüro Rataplan. Quelle: Rataplan
Vor dem Umbau.Quelle: Rataplan
Vor dem Umbau.
Quelle: Rataplan
Nach dem Umbau.Quelle: Rataplan
Nach dem Umbau.
Quelle: Rataplan
Modellfotos Architekturbüro Rataplan. Quelle: Rataplan
Modellfotos Architekturbüro Rataplan. Quelle: Rataplan

Zahlreiche Veranstaltungen im sozialen und kulturellen Bereich wurden in der Arena initiiert. Zb. das erste Wanderfreíluftkino als Volxkino mit historischen Projektoren, Benefizveranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen, Theater, Konzerte, Proberäume, Deutschkurse und Lehrlingsausbildung)

– Das Arena Open Air Kino gibt es seit 1990 als das erste Wanderfreiluftkino „Volxkino“ ins Leben gerufen wurde. Bis 2012 kamen dafür zwei Filmprojektoren aus den 1920er Jahren zum Einsatz.56
Benefizfestivals wie „Bock auf Kultur“ und „Nacht gegen Armut“ mit Patti Smith von der Volkshilfe Wien
Deutschkurse des Vereins „You are welcome“
Sportveranstaltungen (Red Bull Parcourlauf 2000er, Blue Tomato Snowboard Event)

– Verwendung als Drehort
Lehrlingsausbildung im Bereich Veranstaltungstechnik
Ausstellungen, Theater, Konzerte, Lesungen

 

Eine schmiedeeiserne Laterne im Originalbestand. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Eine schmiedeeiserne Laterne im Originalbestand.
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Altes und neues Eingangstor. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Altes und neues Eingangstor.
Quelle: Privatarchiv cccschlot


3.3 Denkmalschutz und eigener Antrieb

Das gesamte Gelände wurde auf Grund von gegebenem öffentlichen Interesse vom Bundesdenkmalamt Wien 1997 unter Schutz gestellt und einige Besonderheiten im Bescheid festgehalten. Nicht nur die wirtschaftshistorische Bedeutung, sondern auch die Industriebauweise mit ihren weitgehend vollständig erhaltenen Sichtziegelfassaden werden darin betont.

„Die Gebäude des ehem. Schweineschlachthofes stellen mit ihren typischen und weitgehend vollständig erhaltenen Sichtziegelfassaden eine bereits selten gewordene Form dieser Industriebauweise aus dem Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien dar und sind daher architekturgeschichtlich von besonderer Bedeutung. Der Schweineschlachthof dokumentiert [..] einen bedeutenden Bereich der Wirtschaftsgeschichte Wiens um die Jahrhundertwende.“ Auszug aus dem Feststellungsbescheid nach §2 von  1997

Beeteinfriedung neu. Der typische Arena-Fries wurde auch hier zum maßgeblichen Gestaltungselement.Quelle: Privatarchiv cccschlot
Beeteinfriedung neu. Der typische Arena-Fries wurde auch hier zum maßgeblichen Gestaltungselement. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Alter Aufzugsmotor über der Dreiraum-Bar.Gestaltung der Bar von https://www.finkenstedt.at/ Quelle: Privatarchiv cccschlot
Alter Aufzugsmotor über der Dreiraum-Bar.
Gestaltung der Bar von https://www.finkenstedt.at/
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historischer Mauerhaken. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historischer Mauerhaken. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historische Fleischhaken. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historische Fleischhaken.
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historische Luftbahngleise. Quelle: Privatarchiv cccschlot
Historische Luftbahngleise.
Quelle: Privatarchiv cccschlot
Ansicht der im Bau befindlichen neuen Wohntürme gegenüber der heutigen Arena, auf dem Areal der "alten Arena". Quelle: Privatarchiv cccschlot
Ansicht der im Bau befindlichen neuen Wohntürme gegenüber der heutigen Arena, auf dem Areal der “alten Arena”.
Quelle: Privatarchiv cccschlot

Das Gelände des ehem. neuen Schweineschlachthauses ist kein (Freilicht-)Museum, sondern ein lebendiges Denkmal zur Stadtgeschichte, das ganzjährig benützt wird. Der Verein ist bestrebt so weit als möglich den Ensemble-Charakter des ehem. Industriegeländes, auch in seinen Einzelteilen zu bewahren und in den Betrieb zu integrieren. Beispielsweise wird nachts die fehlende Pförtnerhausuhr an ihre Originalstelle projeziert, ein alter Aufzugsmotor durch Beleuchtung in den Gastraum integriert oder neue Beeteinfriedungen mit dem Arena-Fries versehen.

Die Besonderheit und Notwendigkeit des Fortbestands des Areals und des Vereins zeigt sich auch durch die gelungene Integration in das gesellschaftliche Leben, die Anerkennung der Bevölkerung, sowie (mittlerweile) aller politischen Parteien57.

Seit einigen Jahren bemüht sich der Verein auch verstärkt um Vermittlung seines eigenen industriekulturellen Erbes durch Ausstellungen und Führungen, die teilweise in Zusammenarbeit mit dem österreichweiten Tag des Denkmals, organisiert vom Bundesdenkmalamt Wien, veranstaltet wurden.

Der breiten Öffentlichkeit ist nur die Geschichte der Besetzung und tw. die Entstehung des heutigen Areals geläufig. Auch das Forschungs-, Ausstellungs58– und Publikationsinteresse59 bezieht sich zur Zeit ausschließlich auf die ereignisreiche Protestbewegung. Das Interesse des Publikums an der gesamten Geschichte ist allerdings vorhanden.

Anmerkung der Redakteurin:
Bei beabsichtigter Verwendung von Bild- und Textmaterial sind die Verwertungsrechte von schlot.at zu beachten. Bild- und Textmaterial dürfen nicht verändert werden. Bildquellen sind zusätzlich jeweils wie direkt bezeichnet zu nennen. Anfragen per Kontaktformular.
Der Artikel stellt einen sehr kleinen Auszug aus bisheriger 10jähriger Forschungsarbeit sowie einer Ansammlung an hunderten Archivalien dar, wird laufend (mit zuvor zu überprüfendem) Bildmaterial adaptiert und mit neuen Erkenntnissen aktualisiert. C.C. Czutta

Fußnoten/Quellen:

1 Festschrift, 100 Jahre Wiener Stadtbauamt, 1835-1935, Wien 1935, S. 126 f.
2 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Erdberg_(Vorstadt), am 09.01.24 um 13:51
3 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Erdberg_(Vorstadt), am 09.01.24 um 13:51
4 Geschichte derVorstädte und Freygründe Wien, Wien 1812, S. 30 und 12
5 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zentralviehmarkt
6 Für Rinder, Schweine und Schafe
7 1823, Festschrift 1935
8 Festschrift 1935, S. 173
9 https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Brauhaus_St._Marx, am 09.01.24 um 15:26 und 1857, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/St._Marx, am 09.01.24 um 15:27
10 Bevölkerungsentwicklung lt. Statistik Austria, in:http://www.carookee.de/forum/Kleeblattforum.carookee.com/33/21583648-0-01105?p=1
11 Milzbrand, Roßwurmkrankheit, Räude, Wutkrankheit, Schweinerotlauf, Schweinepest und Geflügelcholera, in: Stadt Wien, Die Gemeindeverwaltung der k.u.k. Reichhaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1908 VVII., Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, Verlag Gerlach und Wiedling, Wien 1910, S.249 – im WSTLA
12 Walter, Uli, Schlachhof und öffentliche Gesundheit. Zur Kultur- und Baugeschichte von Schlachthäusern seit dem Mittelalter, in: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege, Band 54/55, 2000/2001, München 2006, S.73-79, hier S. 77
13 Ab 1912 wurde er zum städtischen Baurat und zum Leiter der Hochbauabteilung ernannt, von 1920-25 war er als Stadtbaudirektor tätig und baute zahlreiche Schulhäuser und Kindergärten, Schweinemastanstalten, Kühlhallen, Schlacht- und Seuchenhöfe, Straßen, Kanäle, erweiterte die Hochquellenwasserleitung. Übriggeblieben Gasbeleuchtung wurde durch elektrische Lampen modernisiert. Ebenso war er an Bauprogrammen zur Schaffung von Kleinwohnungen beteiligt. In: Festschrift 1935, S. 53
14 Stadt Wien, Die Gemeindeverwaltung der k.u.k. Reichhaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1908 VVII., Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, Verlag Gerlach und Wiedling, Wien 1910, S.254 – im WSTLA
15 Die Entwurfsphase begann bereits einige Jahre zuvor, Auftragserteilung 1905, in: WSTLA, Inhaltsverzeichnis für das Amtsblatt der k.u.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, XIV. Jahrgang, Gesetze, Verordnungen und Entscheidungen, Nr. 51 am 28. Juni 1910, Wien 1905; S.1056, Protokoll 5420 und S. 1358 Protokoll 7591(tgl. 600 Schlachtungen)
16 Stadt Wien, Die Gemeindeverwaltung der k.u.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1908 VVII., Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, Verlag Gerlach und Wiedling, Wien 1910, S. 254 – im WSTLA
17 In Wien 1873, in: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Schlachtbetriebe, am 12.11.23, 13:02 – auch in Deutschland übrigens → in Walter, Uli, Schlachthof und öffentliche Gesundheit, 2006, S. 75
18 Siehe auch, Wiener Zeitung, 15.06.1910, S. 7, kostete 1,5 Mio Kronen – entspricht der heutigen Kaufkraft von über 10 Mio Euro, laut: https://www.eurologisch.at/docroot/waehrungsrechner/#/, am 13.11.23, 16:21
19 Walter, Uli, Schlachthof und öffentliche Gesundheit, 2006, S. 73-79, hier S. 78
20 Ebenda
21 Seit 1903 laut, ebenda
22 Ebenda
23 Wasch-, Umkleide-, Koch, Desinfektions-, Zerteilungs- und Untersuchungsraum
24 mit Warte- und Verkaufsraum und eine Kanzlei
25 = mit Bandwurmlarven besetztes Fleisch, das aber „genusstauglich“ gemacht werden kann (erhitzen, heute auch frieren – Bericht 2003: in: https://www.ages.at/download/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE2MDk0NTkyMDAsImV4cCI6NDA3MDkwODgwMCwidXNlciI6MCwiZ3JvdXBzIjpbMCwtMV0sImZpbGUiOiJmaWxlYWRtaW4vQUdFU18yMDIyLzNfVElFUi9UaWVyZ2VzdW5kaGVpdC9UaWVyZ2VzdW5kaGVpdF9TZXJ2aWNlcy9CZXJpY2h0ZV9Gb2xkZXIvVmV0ZXJpblx1MDBlNHJqYWhyZXNiZXJpY2h0XzIwMDMucGRmIiwicGFnZSI6MTYyM30.ucHX9_V9vecgECjpFIbbYxpA9C1_Xw36jWTc1YKkGfo/Veterin%C3%A4rjahresbericht_2003.pdf, am 03.11.23, 14:58
26 Das neue Schweineschlachthaus im III. Bezirke, Wien Magistrat, 1910
27 Bombentreffer 2. WK, Wiederaufbau, 1977 noch vorhanden
28 Dampfrauchfang und Kesseleinmauerung L. Gussenbauer und Sohn“, in: Das neue Schweineschlachthaus im 3. Bezirke in Wien, Verlag des Magistrates der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, 1910; ohne Seitenangabe
29 Bescheid Bundesdenkmalamt Wien
30 Magistratspublikation Schweineschlachthaus 1910, keine Nennung des Architekten.
31 Technischer Führer durch Wien, herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein, redigiert von Ing. Dr. Martin Paul, Stadtbauinspektor, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien 1910, S. 237
Martin Paul war Stadtbauinspektor. Er hat allerdings auch einen nicht ganz aktuellen Bauplan als Abbildung verwendet.
32 www.architektenlexikon.at/de/135.htm, 16.11.23, 16:29
33 https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?people=p16477, 24.11.23, 12:21
34 In: Gustav Ernst, Arena Dokumentation, Wespennest, Zeitschrift für brauchbare Texte Nr. 23, Wien, Juni 1976, S. 4
35 Rosemarie Rauscher, Politik im Underground, Wien 1998, S. 28
36 Arbeiterzeitung, 29.06.1976, S. 9
37 Einer der Studenten ist mittlerweile Leiter des Wiener Architekturzentrums. In: http://derstandard.at/2492068
38 Verena Kövari, Die Arena, Alternativkultur im Wien der 1970er Jahre, Wien 1997, S. 40
39  Kövari, S. 25
40 damalige Auslands- und Inlandsschlachthöfe – Schweineschlachthaus am 21.6.76, in: Magistrat der Stadt Wien [Hrsg.], Die Verwaltung der Stadt Wien 1976, Wien 1977, S. 218
41 Magistratsabteilung 53, Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 16.12.1997 – Letzte Rinderschlachtungen in St. Marx
42 Rauscher, S. 49 f.
43 Kövari, S. 64
44https://www.schlachthof-kassel.de/das-zentrum/geschichte, 16.11.23, 16:06
45 Winkelmann, Arne, Kulturfarbiken, Zeichenwandel der Fabrik in der freien Kulturarbeit, Berlin 2006, S. 33f
46 Winkelmann, S. 16
47 Winkelmann, S. 77
48 Winkelmann, S. 8
49 Winkelmann, S. 8
50 Winkelmann, S. 77
51 Vermutlich die Schweineschlachthalle, Pläne Stadtarchiv Wien
52 Rauscher, S. 107 und 104
53 Rauscher, S. 116f.
54 In den ersten 10 Jahren: Peter Turrini, Peter Weibel, Harry Stojka, Drahdiwaberl, Lukas Resetarits, Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Hans Thessink, Hubsi Kramar, Willi Resetarits, Johnny “Guitar” Watson, Nazareth, Bad Religion, Van Morrison, George Clinton, Nick Kamen, John Lee Hooker (1991), Little Richard (1991 etc. später dann Nirvana (14.11.1991) etc Theater von Oskar Kokoschka, Gottfried Helnwein Ausstellung bei der Besetzung: auf dem Arena-Plakat 10.07.1976
55 http://www.rataplan.at/
56 Von “Kino-Alfred”
57 Rathauskorrespondenzen
58 Ausstellung Wien Museum – Katalog „Nussbaumer, Martina, Schwarz, Werner Michael [Hrsg.], Besetzt!, Kampf um Freiräume seit den 70ern, Wien 2012“
59 div. universitäre Arbeiten, wie Diplomarbeiten, Dissertationen etc

AT | 1030 oder 1220 Wien | Staatliche Kraftfahrbetriebe | 1923

Die Staatlichen Kraftfahrbetriebe waren zu Beginn der 1920er Jahre in Wien III., Juchgasse 27, untergebracht [1]. Bei dem Gelände handelte es sich um das nachgenutzte Grundstück des 1850 errichteten k.u.k.Militär-Reitlehrer-Instituts, also um eine Fläche in Staatsbesitz [2].

Das vorliegende Foto, datiert mit 27.04.1923, zeigt ein Gruppenfoto vor einem wohl neu übernommenen Wagen der Staatlichen Kraftfahrbetriebe [3].

 

Ein Zusammenhang des abgebildeten Lastkraftwagens mit dem BgBl. f. d. Republik Österreich, 72. Stück, 14.06.1922, 324. und 325. Gesetz, scheint nicht ausgeschlossen [4]:

“324. Gesetz: Anschaffung von zehn Stück Omnibuswagenkasten für die staatlichen Kraftfahrbetriebe”

“325. Gesetz: Anschaffung von 10 Fahrgestellen und 2 Akkumulatorenbatterien für die staatlichen Kraftfahrbetriebe”

Anno 1929 firmirte an der Adresse Juchgasse 27 bereits die Postkraftfahrleitung. Die Postkraftwagenwerkstätte war damals im [heutigen] 22. Bezirk, Erzherzog-Karl-Straße 135, untergebracht [5].

1938 war an der Identadresse Ungargasse 69 / Juchgasse 27 die Betriebsleitung der Österreichischen Kraftpost sowie deren Paketwagengarage, Elektrogarage, Überlandgarage und die Hauptwerkstätte stationiert [6].

Zur weiteren Geschichte der Postbusse in Österreich siehe Quelle [7].

Quellen:

[1]…Kartenbrief, frankiert mit Vordruckmarke Deutschösterreich 1 1/2 Kronen, adressiert an Fräulein Melly Swodoba in Wien III., Staatliche Kraftfahrbetriebe, Juchgasse 27 (17.12.2023)

[2]…wien.gv.at Kulturportal, 18.12.2023

[3]…Kontaktkopie, 111 x 84 mm Belichtungsfläche, beschriftet mit : “EM/27.IV. 1923/Dein Alfred”, Eigentum Archiv schlot.at (2023)

[4]…alex.onb.ac.at – BgBl. 72/1922, 17.12.2023

[5]…Österreichischer Amts-Kalender für das Jahr 1929, 8. Jahrgang; ÖSD, S. 66

[6], Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland (1938): Fernsprechnetz Wien, amtliches Teilnehmerverzeichnis, Ausgabe Mai 1938, S.451

[7]…AustriaForum, Postbus (18.12.2023)

1030 Wien | 5020 Salzburg | Johann Weiss Getränkeerzeugung | ~ 1960

Fünf Gewerbefotos um 1960 [1] der 1948 gegründeten [2] Likör-und Getränkefabrik Johann Weiss, Standorte:

  • Zentrale Wien 3., Keilgasse 2
  • Filiale Salzburg, Linzer Bundesstraße 35

Auf den Wiener Portraits posiert ein offensichtlich kriegsversehrter Mann – wohl der Senior-Chef – teils mit Belegschaft vor einem Opel Blitz-Pritschenwagen (Baureihe 1952-1960) [3] und im Innenhof der Wiener Zentrale, wo hölzerne Getränkekisten und Fässer gelagert werden.

In Salzburg werden von zwei jüngeren Angestellten die Fassade und die Geschäftsauslage präsentiert: Johann Weiss – Liköre – Weine – Fruchtsäfte-Rum-Edelbrände-Weine-Sekt-Wermut

Im Folgenden die relevanten Nachweise aus einschlägigen Branchenverzeichnissen:

  • 1953 [5]: Johann Weiss – Likör-, Fruchtsaft-, Wermut-, Dessertwein- u. Spirituosenerzeugung, III., Keilgasse 4
  • 1959 [2]: Weiss Johann, III., Keilgasse 2-4. Fil.: Salzburg, Linzer Bundesstarße 35. Liköre, Weine und Fruchtsäfteerzeugung Marke „Otti“ (Gründung 1948), 32 Beschäftigte […].
  • 1972: Kein Eintrag “Johann Weiss” für Likör- [6] und Fruchtsafterzeugung [7].

Die ehemalige Zentrale in der Wiener Keilgasse zeigt sich anno 2023 kaum verändert; in Salzburg befindet sich statt der Filiale und dem Caféhaus eine Raiffeisenbank-Filiale [4].

Quellen:

[1]…4 Fotos und eine Fotopostkarte L&H, Ch.-Nr. 78744, um 1960, Eigentum Archiv schlot.at (2023)

[2]…Compass-Verlag (1959): Industrie-Compass Österreich 1959, S. 1739

[3]…wiki/Opel Blitz, 29.10.2023

[4]…Google Streetview, 29.10.2023

[5]… Amtliches Telephonbuch Wien 1953, II. Teil: Berufs- und Branchenverzeichnis, Post- und Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland, S. 503

[6]…Amtliches Telefonbuch Wien 1972, Berufs- und Branchenverzeichnis, Post- und Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland, S. 601

[7]…ebenda, S. 351

AT | 1110 Wien | Städtische Elektrizitätswerke – Kraftwerk Simmering | 1902

schlot.at zeigt fünf wesentliche Ausschnitte und einige Primärinformationen aus der 1903 erschienenen Monographie über die ersten beiden Elektrizitätswerke der Stadt Wien [1].

Die beiden unmittelbar nebeneinander situierten Kraftwerke wurden aus strategischen Gründen (Bahnanbindung, Kühlwasser) am unteren Donaukanal an der Simmeringer Lände errichtet. Sie dienten der Erzeugung von Lichtstrom (Lichtwerk, kleinerer östlicher Block) und der Energie für den damals neu eingeführten Betrieb der elektrischen Straßenbahnen (Bahnwerk, größerer westlicher Block).

Da das auf etwa 157,5 m Seehöhe gelegene Terrain hochwassergefährdet war, wurde der Werkplatz vor Kraftwerkserrichtung ca. 2 m hoch angeschüttet.

Das Areal wurde durch eine ca. 1300 m lange Schleppbahn an die Schlachthausbahn angeschlossen, auf welcher im Zuge der Errichtung die Maschinen und Kessel, später die zum Betrieb nötige Kohlenmengen transportiert wurden.

Die wesentlichen Einrichtungen am Gelände waren:

  • Bahnzentrale (Maschinenhalle, Kohlenschuppen und Kesselhaus mit zwei Schornsteinen)
  • Lichtzentrale (Maschinenhalle, Kohlenschuppen und Kesselhaus mit zwei Schornsteinen)
  • zwei Pumpenstationen
  • Werksverwaltungsgebäude
  • zwei Wohnhäuser
  • Kantine

Die Kohle wurde auf den zwischen den Zentralen verlaufenden Werksgleisen angeliefert. Die Waggons wurden einzeln über eine nördlich der Anlage gelegene Schiebebühne zu einem der Blöcke transportiert und mittels Waggonaufzug über den jeweiligen Kohleschuppen gehoben.

Mit der Verbrennungswärme der Kohle wurde das aus dem Donaukanal gepumpte Wasser erhitzt und der daraus entstehende Dampfdruck über Dampfmaschinen auf Drehstromgeneratoren geleitet. Die im Bahnwerk verbauten fünf Dampfmaschinen leisteten je 3400 – maximal 4200 PS. Die Leistung der installierten Drehstromgeneratoren betrug je 2000 – 2500 kW.

Die je 65m hohen Schornsteine wurden aufgrund ihres hohen Gewichtes von je 3806 t und den daraus zu erwartenden Setzungen nicht in den Gebäudeverbund integriert. Sie standen 12 m vor der Stirnseite der Kesselhäuser entfernt. Die Rauchkammern in den Sockeln hatten Durchmesser von 4,78 m und waren auf 9 m Höhe mit Schamotteziegeln ausgekleidet. Die Schäfte der Kamine waren aus mehrfarbigen Ziegeln ausgeführt. Die Mündungen der Schlote hatten Durchmesser von 3,8 m.

Der ehemalige Kraftwerksstandort wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts modernisiert und bedeutend erweitert, ab anno 1970 wurde die Kohlefeuerung beendet [2].

Die hier beschriebenen Kraftwerksblöcke sind abgetragen; das Werksverwaltungsgebäude im Nordwesten des Areals besteht noch [3].

Quellen:

[1]…Stadtbauamt Wien (Hrsg., 1903): Die städtischen Elektrizitäts-Werke und die Anlagen der elektrischen Straßenbahnen in Wien; in Kommission bei Wilhelm Braumüller, Wien, 179 S.
[2]…HATZL-BANDEL , H. (1989): Wiener Stadtwerke, Compress Verlag, Wien, S. 125 ff
[3]…Stadtplan Wien, 28.10.2023

 

CZ | Skřivany | Zuckerfabrik | 1913

3 Werksansichten [1] der Zuckerfabrik Skřivany. Die 1862 errichtete Fabrik brannte mehrmals ab (1882, 1905, 1912) [2].
Sie wurde nach dem ersten Brand als Zuckerraffinerie neu aufgebaut [3].
Die Firma Pittel und Brausewetter errichtete anno 1913 am Werksgelände ein groß dimensioniertes Rohzuckermagazin [1].
Die Gebäude der Zuckerraffinerie wurden während des 2. Weltkriegs zu Rüstungszwecken umfunktioniert [2].
1948 wurde die Zuckerfabrik verstaatlicht, 1976 geschlossen. Seit 1977 wird die Liegenschaft durch ein Maschinenbauunternehmen nachgenutzt [2][4].

Quellen:

[1]…Baudokumentarische Fotos aus Referenzmappe: II – Industriebauten – Zuckerfabriken. Pittel und Brausewetter (1913). Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…fabriky.cz (12.06.2023)
[3]…wiki/Skřivany (12.06.2023)
[4]…stakohk.cz (12.06.2023)

CZ | Kelčany | Keltschaner Zuckerfabriks A.G. | 1925

3 Werksansichten [1] der 1862 errichteten [2] Zuckerfabrik Kelčany.
Die Firma Pittel und Brausewetter errichtete im Zuge des Umbaus der Zuckerfabrik anno 1925 [3] am Werksgelände einen Wasserturm und eine Wehranlage [1].
Die Zuckerfabrik wurde bis 1967 betrieben [2].
Teilbereiche der Gebäudesubstanz stehen unter Denkmalschutz [4]. Quelle [4] umreißt die Geschichte der Fabrik.

Quellen:

[1]…Baudokumentarische Fotos aus Referenzmappe: II – Industriebauten – Zuckerfabriken. Pittel und Brausewetter (1925). Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…wiki/Kelčany (11.06.2023)
[3]…cs.wiki/Kelčany (11.06.2023)
[4]…pamatkovykatalog.cz (11.06.2023)

SK | Bratislava | Zuckerfabrik Dynamit Nobel | 1924

Werksansicht der Zuckerfabrik Dynamit Nobel Bratislava, datiert mit 1924 [1].
Die seit 1873 bestehende Fabrik für Explosivstoffe [2] wurde 1921 auf Kunstdüngerproduktion umgestellt [3].
1924 wurde von der Firma Pittel und Brausewetter eine Zuckerfabrik errichtet [1], deren Werkshallen und Schornsteine in den 1960er Jahren abgerissen wurden [3].
Laut Vor-Ort-Erhebungen der TU Bratislava ist das Kraftwerk der ehemaligen Zuckerfabrik erhalten (Stand 2012). Das stark veränderte Werksgelände der Fa. Nobel dient heute der slowakischen Firma ISTROCHEM als Firmenstandort [4].

Quellen:

[1]…Baudokumentarisches Foto aus Referenzmappe: II- Industriebauten. Maschinen- und Metallindustrie. Pittel und Brausewetter (1924). Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…BARTOŠOVÁ, N. (2012): Závod Dynamit Nobel v Bratislave – Kľúčové aspekty architektonicko-urbanistického vývoja. In: ALFA 04/2012, Slovenská technická univerzita v Bratislave, ISSN 2729-7640, S. 26
[3]…bratislavskenoviny.sk (09.06.2023)
[4]…alfa.stuba.sk (09.06.2023)
[5]…wiki/Istrochem (09.06.2023)

SK | Košice-Opátska | Holzimprägnierungswerke Rütgers

Werksansicht [1] der 1924 errichteten [2] Holzimprägnierungswerke von Guido Rütgers.
Es handelt sich um eine von 22 ehemaligen stationären Imprägnieranstalten von Rütgers in der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie [2].
In sämtlichen dieser an lokale Schienennetze angebundenen Betriebe wurden hölzerne Eisenbahnschwellen oder Telegraphenmasten in Druckkesseln chemisch – hauptsächlich mit Teeröl – imprägniert. Ferner erzeugte das Unternehmen imprägniertes Holzstöckelpflaster für Industrieböden und Straßenbau [3].

Die Behandlung verlängerte die Einsatzperiode der Schwellen und Masten beträchtlich. Das Imprägnierungsdatum der Schwellen und Masten wurde durch Einschlagen von Nägeln mit Jahreszahl bzw. Anbringen von Blechziffern (JJ/MM) dokumentiert. [3].

Gealterte Schwellen wurden für die ÖBB ab 1959 im Altschwellenwerk Steinabrückl überarbeitet, auf Strecken niedriger Ordnung weiterverwendet oder in zerkleinertem Zustand zur ÖBB-Dienstraumbeheizung verwendet [4].

Das Foto zeigt das Kessel- und Maschinenhaus im mittlerweile zu Košice eingemeindeten Opátska [5], einen Stapel Eisenbahnschwellen und im Hintergrund einen großvolumigen Druckkessel zur Imprägnierung der eingeschlichteten Schwellen. Der Betrieb wurde 1924 gegründet und bis 1945 von Rütgers betrieben [2].

Der ehemalige Standort wird mittlerweile durch ein Unternehmen der Baustoffindustrie nachgenutzt [6].

Quellen:

[1]…Baudokumentarisches Foto aus Referenzmappe: II- Industriebauten. Verschiedene Industrien. Pittel und Brausewetter. Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…GIESE, U. (1968): Hundert Jahre Holzkonservierung in Österreich. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Firma Guido Rütgers. Kunstverlag Wolfrum, Wien, S. 103
[3]…ebenda, S. 121ff
[4]…ebenda, S. 146
[5]…wiki/Košice/Vyšné_Opátske (11.06.2023)
[6]…Google Maps (2023)

CZ | Poříčí u Trutnova | Elektrárna Poříčí I | Elektrizitätswerk Parschnitz I | 1928

8 Werksansichten des ersten Elektrizitätswerkes in Poříčí u Trutnova/Parschnitz bei Trautenau. Die vorliegenden Fotos aus 1928 zeigen die von der Firma Pittel und Brausewetter errichtete Zentrale, das Kesselhaus, den Kohlenbunker sowie Innenansichten des Hochspannungs- und Schaltraums [1].

Die Bauarbeiten für das Kraftwerk begannen bereits im Jahr 1912 im damals selbständigen Poříčí u Trutnova. Als Feuerungsmaterial wurde per Güterzug verbrachte Steinkohle aus den Bergwerken Svatoňovick, Žacléřsk und Radvanick verwendet. Zur Kühlung wurde Wasser aus den Flüssen Ličná und Úpa verwendet. Am 23. Februar 1914 wurde das Kraftwerk mit einer Leistung von 4,5 MW in Betrieb genommen und begann mit der Stromversorgung von rund 60 Gemeinden Ostböhmens. Die Dampferzeugung erfolgte durch sechs Kessel (jeweils mit einer Leistung von 7,5 Tonnen Dampf pro Stunde), zwei weitere wurden später gebaut. Im Maschinenraum des Kraftwerks waren zwei Turbogeneratoren mit einer Leistung von je 4,5 MW in Betrieb. In den folgenden Jahren wurde das Kraftwerk modernisiert, wodurch seine Leistung um ein Vielfaches gesteigert wurde. Außerdem wurden drei Schornsteine hinzugefügt, die 1920, 1922 und 1929 gebaut wurden.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Leistung des Kraftwerks schrittweise reduziert, bis sie 1945 von 26 MW auf etwa 6 MW sank. In den 1950er Jahren erhielt das Kraftwerk den Namen Elektrárna Poříčí I, um es vom 1957 neu errichteten Kraftwerk in Poříčí zu unterscheiden.
In den Jahren 1964–1966 wurde aus der aufgefangenen Asche des Kraftwerks Germanium zur Halbleiterfertigung gewonnen. Diese Produktionsschiene hatte kurzzeitig sogar Vorrang vor der Stromproduktion. Der Betrieb des Kraftwerks per 31. Dezember 1970 eingestellt [2].

Quellen:
[1]…Baudokumentarische Fotos aus Referenzmappe: II – Industriebauten. Maschinen- und Metallindustrie. Pittel und Brausewetter (1928). Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…wiki/Zaniklé elektrárny v Česku – Elektrárna Poříčí 1 (08.06.2023)

CZ | Hlubočky | Homboker und Marienthaler Eisenwaren-Industrie- und Handels-AG „Moravia“

Drei Werksansichten des 1920 von der Firma Pittel und Brausewetter errichteten Elektrizitätswerks der „Moravia“ in Hlubočky [1].
In der Gemeinde wurden bereits 1827 eine Eisenhütte und 1854 eine Nagelfabrik gegründet. Durch Fusion entstand 1870 aus diesen die Homboker und Marienthaler Eisenwaren-Industrie- und Handels-AG „Moravia“ [2].

1902 wurde mit der Fertigung des patentierten „Meteor“-Feststoffbrennofens begonnen. 1908 wurde die Produktpalette um größere Geräte wie Industrieback- und Räucheröfen erweitert [3].

Später – laut den vorliegenden Werksfotos [1] anno 1920 – wurde ein werkseigenes Elektrizitätswerk errichtet [2].
2005 wurde das Unternehmen – nun als MORA Moravia s.r.o. – der Gorenje-Gruppe eingliedert [4].

Quellen:
[1]…Baudokumentarische Fotos aus Referenzmappe: II- Industriebauten. Maschinen- und Metallindustrie. Pittel und Brausewetter (1920). Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)
[2]…wiki/Hlubočky (08.06.2023)
[3]…yale.com (08.06.2023)
[4]…emis.com (08.06.2023)

PE | Talara | Raffinerie und Industriebahn | um 1930

Die Raffinerie Talara wurde anno 1917 durch die International Petroleum Company (IPC) gegründet. Sie verfügte ursprünglich über eine Kolonne mit 4 Destillationsanlagen und war auf eine Produktionsmenge von 10.000 Barrels pro Tag ausgelegt [1].

Für die Raffinerie wurde eine bis in die südliche Nachbarstadt Negritos reichende Industriebahn mit 762 mm Spurweite und einer ursprünglichen Streckenlänge von 130 km installiert. Sie wurde bis etwa 1950, im Hafenbereich von Talara bis etwa 1965 betrieben [2].

1926 wurden vier thermische Crackanlagen installiert, 1929 wurde die Schmierstoff- und 1938 die Asphaltproduktion aufgenommen. 1954 wurde eine zweite Destillationskolonne eingerichtet [1].

Bis 1965 wurde die Kapaziät durch laufende Modernisierungen auf 65.000 Barrels pro Tag gesteigert. Die Raffinerie wurde schließlich verstaatlicht, der 1969 gegründeten PETROPERÚ S.A. unterstellt und später eine eigene Düngemittelproduktion auf Harnstoff- und Ammoniakbasis eingerichtet [3].

Im Mai 2014 wurde das spanische Unternehmen Técnicas Reunidas, S.A. (TRSA) mit einer umfassenden Sanierung der kompletten Raffinerie beauftragt (Auftragsvolumen 2,7 Milliarden US $). Weitere 765 Millionen US $ wurden von diversen Unternehmen für die Errichtung und den Betrieb neuer Anlagenteile investiert. Die Emissionswerte der Anlagen wurden durch die Maßnahmen drastisch reduziert – Schwefelemissionen von 1.800 ppm auf 50 ppm [3].

70% der Arbeitsplätze werden von der lokal ansässigen Bevölkerung gestellt. Seit 2014 wurden umfassende Ausbildungsprogramme wie etwa 110 Stipendien und 200 Ausbildungsplätze für Frauen in Führungspositionen geschaffen. Als breitenwirksame Maßnahmen wurden in der strukturschwachen Wüstenregion um Talara 63.000 “educational kits” vergeben und mehr als 3.000 Menschenrechtsschulungen durchgeführt [3].

Die hier gezeigten Fotos der Raffinerie [4] sind größtenteils undatiert und aufgrund ihrer technischen Beschaffenheit zumeist den 1930er- und 40er Jahren zuzuordnen. Sie zeigen das Verwaltungsgebäude, Tank- und Destillationsanlagen, Bohrtürme, einen undatierten Raffineriebrand, Werksarbeiter beim Schichtende sowie mehrere äußerst seltene Ansichten der Industriebahntrasse Talara im Werk und im Hinterland Richtung Negritos.

Das erste Bild verortet einige wiederholt abgebildete Objekte auf einem Schrägluftbild aus 1944, das mit Blickrichtung Westen (Pazifik im Hintergrund) aufgenommen wurde.

Quellen:
[1]…petroperu.com (14.05.2023)
[2]…wiki – Industriebahn Talara (14.05.2023)
[3]…bus-ex.com (14.05.2023)
[4]…10 Fotopostkarten (Agfa, AZO, EKC, Gevaert und ohne Bezeichnung), Eigentum Archiv www.schlot.at (2023)

CUBA | Las Tunas | Manatí Sugar Company | 1913-1915

schlot.at zeigt eine umfangreiche zeitgenössische Fotodokumentation [1] der 1913 errichteten Zuckerraffinerie Manatí, die innerhalb des ab 1959 sozialistischen Cuba den Rang einer Zentrale (Zentrale Nummer 622 – „Argelia Libre“) innehatte [2] und bis 2002 bestand [3].

Quelle [3] gibt einen Überblick über die mittels US-Investitionen erfolgte Gründung, die Kapazitäten (Auslegung auf jährliche Produktion von 1.000.000 Stück 325 Pfund-Säcke Zucker) und den Wandel nach der Revolution 1959 bis zur Stilllegung 2002.

Quelle [4] erläutert die Bedeutung Manatís für die kubanische Wirtschaft, besticht mit historischen Werksplänen der M.S.Co. (Manatí Sugar Company) und liefert eine profunde ökologische Kritik des Projektes. Im Zuge der Errichtung der küstennah gelegenen Zuckerfabrik wurde 1913 eine Stadt für etwa 3000 Arbeiter mit guter Infrastruktur und Eisenbahnanbindung zum Hafen aufgebaut. Es wurden bedeutende Flächen an Zuckerrohr-Monokultur angelegt und durch ein weit verzweigtes Feldbahnnetz (siehe Fotos) erschlossen. Zuckerrohr ist eine äußerst nährstoffzehrende Pflanze, was im Laufe von fast 90 Jahren rücksichtsloser Ausbeutung zu einem ökologischen Desaster – Bodenunfruchtbarkeit – geführt hat [4].

Die 29 historischen Fotos aus 1913 – 1915 [1] zeigen Eisenbahnanlagen (Brücke, errichtet 1915 von der United States Steel Products Company, die Lokremise mit Drehscheibe, M.S.Co. – Werksloks), Erdaushub- und Konstruktionsarbeiten, das Hauptgebäude, die Kraftzentrale, Zentrifugen, Kesselkonstruktionen (u.a. Threadwell Construction Company), eine mutmaßliche Eröffnungsfeier, das Entladen von Eisenbahnwaggons voller Zuckerrohr und Unmengen befüllter Zuckersäcke mit der Aufschrift „MANATÍ“. Mehrere Stadtansichten suggerieren eine freudige Aufbruchsstimmung, von der seit dem 2002 erfolgten Abtransport der verfahrenstechnischen Anlagen in die benachbarte Zuckerzentrale Nr. 611 [2] – „Antonio Guiteras“ in Puerto Padre [3] – wenig übrig geblieben ist. Ein Luftbild [5] zeigt, dass anno 2023 zumindest der auf den Fotos [1] abgebildete Lokschuppen samt Drehscheibe erhalten geblieben ist.

Quellen:

[1]…29 Fotografien, gestempelt REPUBLICA de CUBA, diverse Formate, teils beschrieben und datiert mit Monat/1913; Eigentum Archiv schlot.at (2023)
[2]…Instituto cubano de geodesia y cartografía (1978): Atlas de Cuba, La Habana, S 65
[3]…historiacuba.wordpress.com (09.04.2023)
[4]…storymaps.arcgis.com (09.04.2023)
[5]…Google Maps – Manatí – Central Azucar Argelia Libre (09.04.2023)

AT| 1170 Wien | Wickenhauser‘s Brotwerke | um 1925

Fotografie [1] der Brotwerke Wickenhauser, Hernalser Hauptstraße 125, um 1925. Beachtenswert sind die hohen, vertikal gegliederten Fenster, die einen relativ großen Eintrag von Tageslicht gewährleisten. Der geschmackvoll gestaltete Art-Deco-Schriftzug aus Versalien rundet den Industriebau architektonisch ab.
Die Aufnahme zeigt anscheinend den Innenhof der Liegenschaft, wo mehrere Fässer und Großgebinde gelagert sind.
Auffällig ist ein retuschierter Bereich links am Foto; über dem links stehenden Ölfass wurde ein schräg überdachtes Lager durch graphische Anpassung an die dahinter befindliche Wandstruktur getarnt.

Der Erstnachweis des Betriebs datiert mit 1908 [2]: Wickenhauser Johann, Bäckergewerbe und Gemischtwarenverschleiß, XVII/3, Hernalser Hauptstraße 125.

1942 ist der Eintrag auf die Bezeichnung „Bäckerei“ reduziert [3]: Wickenhauser Johann, Bäckergewerbe XVII, Hernalser Hauptstraße 125. Inhaber Josefine Doujak.

Der Letztnachweis liegt derzeit im Jahr 1953 [4]: Wickenhauser Johann, Schwarz-, Weiß- und Feinbäckerei, Wien XVII, Hernalser Hauptstraße 125.

Quellen:
[1]…Fotografie von H. KATZER, Wien XVII, Kulmgasse 43. Eigentum Archiv www.schlot.at (2022)
[2]…Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger : nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung, 1908, Band 1, S. 447
[3]…Wiener Adreßbuch 1942 (ohne letzte Eingemeindung), 83. Jahrgang, Erster Band, Verlag August Scherl Nachfolger, Wien, S. 79
[4]…Allgemeines Telephonbuch von Wien 1953, II. Teil: Berufs- und Branchenverzeichnis; Post- und Telegraphenverwaltung, Wien, S. 71

CU | Santiago de Cuba | San Juan | Wasserwerk | ~ 1910

Echtfoto [1] der Wasserwerke im San Juan-Tal östlich Santiago de Cuba [2].

Ein vergleichbarer Fotodruck aus etwa 1910 [3] trägt die Übersetzung „Pozos Artesianos“ (artesische Brunnen) als „Water Works“. Möglicherweise zeigt das Foto eine Pumpstation zur Wasserversorgung des höher gelegenen Santiago de Cuba. Zu erkennen sind zwei vierfach abgespannte Blechschornsteine [1] sowie ein Dampf-Lokomobil [3].

Anfragen zur lokalen hydrogeologischen Situation und zu weiteren Informationen zum abgebildeten Standort wurden an die Wasserwerke von Santiago de Cuba [4] gestellt.

Quellen:

[1]…AZO Real Photo Post Card, 136 x 87 mm, Version 1904 – 1918, ungelaufen, ausentwickelte Beschriftung „Pozos Artesianos. San Juan. Santiago de Cuba“, Eigentum schlot.at-Archiv (2023)

[2]…Instituto cubano de geodesia y cartografía (1978): Atlas de Cuba, La Habana, S 142 ff, Eigentum Archiv www.schlot.at (2003)

[3]… ZVAB.com, 26.03.2023

[4]…Wasserwerke Santiago de Cuba  (26.03.2023)