AT | BL | Trautmannsdorf an der Leitha | Seidl-Mühle | um 1930

Echtfoto der Seidl-Mühle in Trautmannsdorf an der Leitha [1].

Seidl-Mühle, um 1930

Kurzer Abriss der Mühlengeschichte

1850: Gründung [4] [6]
1901: Errichtung eines Gutshofs durch den Mühlenbesitzer Karl Seidl [2]
1903: Trautmannsdorf/Müller: […] protokollierte Firma Ig. Seidl & Sohn, Inh. Seidl Karl [3]
1925: Ig. Seidl & Sohn, Dampf- und Kunstmühle (Gründung 1850 resp. 1923). Niederlassungen: Mödling, Bruck an der Leitha. Vertretungen: Wien, Baden, Neunkirchen. Inhaber: Ignaz Seidl und Hugo Rössler […] 50 Arbeiter, Dampf- und Wasserkraft 525 PS. [4]
1945: „[…] 1945 wurde sie [die Mühle, Anm.] von der SS angezündet, ein Schutthaufen blieb zurück. Die Mühle wurde nicht mehr aufgebaut. […]“ [5]
1959: Ig. Seidl & Sohn, Dampfmühle (1850). Inhaber: Hermine Rössler [6]
1976: kein Nachweis mehr [7]

Quellen

[1]…Fotopostkarte ohne Verlagsangabe, 128 x 79 mm: „Trautmannsdorf a.d.L., Leitha-Fluss m. Seidl-Mühle.“, Eigentum schlot.at-Archiv.
[2]…Herminenhof, https://herminenhof-schnitzer.at/der-herminenhof/ 11.12.2021
[3]…Österreichischer Zentralkataster sämtlicher Handels-, Industrie- und Gewerbebetriebe […]. II. Band Niederösterreich. Erste Ausgabe, Volkswirtschaftlicher Verlag Alexander Dorn, Wien, 1903; S 527
[4]…Industrie-Compass Österreich 1925/26, Band I; Compassverlag, Wien; S 1023
[5]…MAURER, A. (2009): Erinnerungen. Böhlau Verlag Ges.m.b.H. und Co. KG, Wien/Köln/Weimar; S 12
[6]…Industrie-Compass Österreich 1959; Compassverlag, Wien; S 1663
[7]…Industrie-Compass Österreich 1976 ; Compassverlag, Wien; S 1667

AT | 1110 Wien | Gaswerk Simmering 1901 / 1910 / 1933

Die ersten Pläne der Gemeinde Wien über ein gemeindeeigenes Gaswerk wurden bereits 1872 getätigt. Um sich von Knebelverträgen privater Gasanbieter befreien zu können, wurde alles an die fristgerechte Fertigstellung des Gaswerkes Simmering gesetzt, die am 31.10.1899 erfolgte. Die Fertigstellung des Gaswerkes bedeutete, daß die Gemeinde Wien vorerst alle privaten und öffentlichen Kunden der damaligen Bezirke 1-11 und 20 übernahm; die Imperial-Continental-Gas-Association und die österreichische Gasbeleuchtungs-Aktiengesellschaft teilten sich die Versorgung der übrigen Bezirke 12-19. [1]. Die heutigen Bezirke Floridsdorf und Donaustadt sowie Liesing waren damals noch nicht Teil des Stadtgebietes [2-4]. 1911 wurde zur umfassenden Versorgung des Stadtgebietes das Gaswerk Leopoldau eröffnet [5].

1910 werden die Anlagen wie folgt beschrieben [6]:

“Die Gasversorgung der Bez. I-XI und XX, eines Teiles des XXI. Bezirkes und der nicht zu Wien gehörigen Gemeinden Schwechat, Altkettenhof, Ober- und Unterlaa, Kledering, Rotneusiedl [sic!], Eßlingen [sic!] und Groß-Enzersdorf erfolgt derzeit durch das am rechten Donaukanalufer nächst der Brücke der Staatseisenbahngesellschaft gelegene städtische Gaswerk Simmering. 1897 bis 1899 erbaut und in den folgenden Jahren weiter ausgestattet, umfaßt es heute eine Grundfläche von 317.688 m².

Die Anlage zur Erzeugung von Steinkohlengas hat eine Leistungsfähigkeit von 650.000 m³ in 24 Stunden, die angegliederte Anstalt zur Erzeugung von heiß karburiertem Wassergas eine solche von 200.000 m³ in 24 Stunden. Nach dem im Zuge befindlichen vollständigen Ausbaue wird die jährliche Gesamtleistungsfähigkeit des Werkes (einschließlich Reserven) 170 Millionen m³ Gas betragen.

Das Werk ist an die Hauptgleise der Staatseisenbahngesellschaft angeschlossen. Die Kohle lagert im Freien und wird derzeit von Hand mit Rollbahnen auf Lager gebracht und zum Ofenhause geführt. Durch die im Bau befindliche Kohlenförderanlage werden Entladung, Lagerung und die gesamte Fortbewegung der Kohle maschinell erfolgen.

Zur Erzeugung des Steinkohlengases dienen in einem Ofenhause untergebrachte 180 Öfen mit je 9 schrägliegenden Retorten und eine freistehende Schrägkammerofen-Anlage.

Das Brechen der Kohle, deren Hebung in die Kohlenbunker der Öfen und die Förderung des anfallenden Kokses zu dessen nächsten Lagerungsstellen erfolgen auf maschinellem Wege.

In einem Kühlerhause findet die erste Ausscheidung von Teer und Ammoniak aus dem Rohgase statt; 12 durch Dampfmaschinen angetriebene, im Gassaugerhause aufgestellte Exhaustoren dienen zur Fortbewegung des Gases, 12 Teerscheider und 10 Rotationswäscher, die im Wäscherhause aufgestellt sind, führen die vollständige Befreiung des Gases von Teer und Ammoniak durch. Die Reinigung des Gases von Schwefelverbindungen erfolgt in 16, in 2 getrennten Gebäuden aufgestellten Reinigerkästen. Zur Messung des erzeugten Steinkohlengases dienen 12 in einem Gebäüde untergebrachte Stationsgasmesser.

Die Wassergasanstalt, nach System Humphreys und Glasgow eingerichtet, besitzt ihre eigenen zur Erzeugung des Dampfes, zur Reinigung und Messung des Gases notwendigen Anlagen. Zur Aufspeicherung des gesamten im Werke erzeugten Gases dienen vier überbaute Gasbehälter von je 90.000 m³ und ein freistehender Behälter mit Wölbmantel-Wasserbecken von 150.000 m³ Nutzinhalt.

4 Rohrstränge von je 1.200 mm, ein Rohrstrang von 1.000 und einer von 700 mm Durchmesser geben das Gas, nachdem es durch Druckregler auf den erforderlichen Betriebsdruck gebracht worden ist, unmittelbar in das Versorgungsgebiet ab, während durch einen 600 mm – Rohrstrang Gas unter erhöhtem maschinellem Drucke einer Behälterstation im V. Bezirk zugeführt werden wird.

Eine Koksaufbereitungsanlage, 2 Kesselhäuser, eine elektrische Zentrale für Gleichstrom, ein Werkstättengebäude, Verwaltungs- und Wohngebäude, große Teer-, Ammoniak- und Gasölzisternen, eine Ammoniakfabrik, eine Rohrprüfanlage, Umkleide-, Wasch- und Baderäume für die Arbeiter dienen den anderen Betriebserfordernissen.

1908 betrug die Gaserzeugung des Werkes 108.501.000 m³, der Kohlenverbrauch 312.357 t. Die Hauptrohrstränge des Gasverteilungsnetzes hatten am Ende 1908 eine Länge von 698.185 m; die Gesamtanzahl der öffentlichen Straßenflammen im städtischen Versorgungsgebiete betrug 22.398, die Zahl der benützten Gasmesser 98.778; die Gesamtzahl der im städtischen Gaswerksbetriebe beschäftigten Beamten und Arbeiter war 2001. [6]”

Das Gaswerk Simmering war 1899 bis 1975 in Betrieb und wurde per 07.02.1996 als Altlast W18 ausgewiesen. Durch den großmaßstäblichen Gaswerksbetrieb  wurden Untergrundbelastungen (v.a. mit PAK, BTEX, Phenolen, Kohlenwasserstoffen und Cyaniden) verursacht [7].

Anbei einige Plan- und Fotoansichten des Gaswerkes aus 1901 [1] sowie zwei Vergleichspläne um 1910 [6] und 1933 [8], die gegenüber der Nutzung 1901 Änderungen erkennen lassen.

Das Ofenhaus beeindruckte aus architektonischer Sicht mit 18 Stück Kaminen, die 35m Endhöhe hatten [1].

Die vier ursprünglichen Simmeringer Gasbehälter wurden per 21.07.1981 unter Denkmalschutz gestellt, ein jüngerer fünfter Behälter (1911 bereits in Quelle [6] erkennbar) im selben Jahr abgerissen. 1984-1986 erfolgte die endgültige Stilllegung der Simmeringer Gasometer [9].

Seit 2001 sind die vier ursprünglichen Gasometer lifestylig nachgenutzt [10].

Plan des  Gaswerkes 1901 [1]
Plan des Gaswerkes um 1910, bereits mit 150.000 m³- Gasbehälter [6]
Plan des erweiterten Gaswerkes 1933 [8]
Gasometer 1-4: Grund- und Aufriß [1]
Gasometer 1-4: Dachkonstruktion [1]
Gasometer 1901: Foto [1]
Gasometer 1-4: Dachdetails [1]
Gasometer 1-4: Glockenteile [1]
Gasometer 1-4: Glockenführung [1]

Gasometer 1-4: Fahrstuhl

Kondensatorenhaus: Aufriß [1]
Kondensatorenhaus: Grundriß [1]
Exhaustorenhaus: Grundriß [1]
Gasmesserhaus: Grundriß [1]
Kessel- und Maschinenhaus: Grundriß [1]
Kessel- und Maschinenhaus: Aufriß Vorderseite [1]
Kessel- und Maschinenhaus: Vorderansicht Schnitt [1]
Kessel- und Maschinenhaus: Foto [1]
Ofenhaus: Grundriß [1]
Ofenhaus: Grundriß/Parterreschnitt und Dachkonstruktion [1]
Ofenhaus: Aufriß [1]
Ofenhaus: Querschnitt [1]
Ofenhaus in Bau [1]
Ofenhaus: Foto mit 18 Stück 35m hohen Kaminen [1]
Regulatorenhaus: Grundriß [1]
Reinigerhaus: Längsschnitt [1]
Reinigerhaus: Querschnitt [1]
Restauration: Grundriß [1]
Restauration: Fassade [1]
Scrubberhaus :Grundriß (Schema) [1]
Teer- und Ammoniak-Zisternen: Grundriß [1]
Teer- und Ammoniak-Zisternen: Längs- und Querschnitt [1]
Gasrohrbrücke Donaukanal: Querschnitt [1]
Gasrohrunterführung Stadtbahn: Längsschnitt [1]

PanoramaErdberg_1899_Schlot.jpg
Panorama von Erdberg, Ansichtskarte 1899, Quelle: Archiv schlot.at

 

Quellen:

[1]…KAPAUN, F. (1901): Die Erbauung des Wiener städtischen Gaswerkes. 1. Auflage, Selbstverlag des Wiener Gemeinderathes. 108S, 4 Tafeln.

[2]…Geschichte Liesings auf wikipedia, 10.08.2012

[3]…Geschichte der Donaustadt auf geomix.at, 10.08.2012

[4]…Geschichte Floridsdorfs auf wien-konkret.at, 10.08.2012

[5]…Gaswerk Leopoldau auf wienenergie.at, 10.08.2012

[6]…Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein (1910): Technischer Führer durch Wien. 1. Auflage, Verlag von Gerlach & Wiedling, Wien.  161ff

[7]…Umweltbundesamt GmbH (2000): Altlast W18 Simmering, Online-Zusammenfassung der Altlastsituation, 10.08.2012

[8]…Kartographisches, früher militärgeographisches Institut in Wien (um 1933): Plan des III. Wiener Gemeindebezirkes LANDSTRASZE 1: 10.000

[9]… Gaswerk Simmering auf dasrotewien.at, 10.08.2012

[10]…Wohnpark Gasometer auf wien.gv.at, 10.08.2012

US | PA | Philadephia | United States Mint, 1901 building

Historische Ansichten [1] der 1901 fertiggestellten [2] Münzprägestätte an der Ecke 17th Street/Spring Garden Streets in Philadelphia. Die Baukosten werden mit $2.400.000 [1] bzw. mit $ 2.000.000 [2] angegeben. Das Gebäude besteht aus Granit (Maine) und ist mit feuerfesten Materialien verkleidet [1].

Interessant die Einzelaufnahmen aus dem Gebäudeinneren – alles elektrisch beleuchtet:

  • Melting Room mit Ingots (Metall- oder Legierungsblöcken) als Gußausgangsform
  • Coining Room, die eigentliche Prägestätte
  • Separating Room, Aufteilung der Münzen
  • Counting Room, Münzzählung

Moderne Münzherstellung in den USA läßt sich hier nachvollziehen.

[1] L.H. NELSON COMPANY (1905): Philadephia. Portland, photos #9-13

[2] Geschichte der US Mints, 11.09.2011

Verortung folgt.

WU | Schwechat | Stahlwerk Innerberger AG, später Hammerbrotwerke

Das derzeit brachliegende Areal in Klein Schwechat, Innerberger Straße 28, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Von 1871 bis 1873 errichtete die Innerberger AG hier eine Kokshochofenanlage zur Versorgung des Wiener Raumes mit Rohstahl [1] Der Nachweis  der Lagerichtigkeit erfolgt durch ein gescanntes Aufnahmeblatt aus 1873 [2].

Ab 1909 wurde am selben Standort –  nach Stillegung der Hochöfen 1901 [4] – die erste Fabrik der Hammerbrotwerke errichtet, was infolge der Lage außerhalb der Stadt eine strategische Fehlentscheidung war. [3]

[1] iwf.de, Seite 5ff

[2] Aufnahmeblatt k.u.k. mil.-geogr. Institut auf wiki

[3] Hammerbrotwerke auf wiki

[4]…Google Books, 29.01.2011

Weiter…

AT | LN | Eisenerz/Münichtal | Hochöfen, Schlackenkegel, Gaskraftwerk ÖAMG

Sehr seltene Aufnahmen aus der Steiermark | Eisenerz-Münichtal, welche die dort  1901 und 1913 errichteten Hochöfen (ÖAMG) und den noch immer bestehenden Schlackenkegel (Abraummaterial der Eisenverhüttung) anno 1901 (Hochofen I im Bau),1929 bzw. um 1937 zeigen. Des Weiteren zwei Fotos des Gaskraftwerkes Eisenerz aus 1925 und 1930. Beide Fotos wurde vom Schlackenberg aus in Richtung Südosten geschossen. Das ältere Foto zeigt Schlackeverfuhrgleise auf den Kegel, das jüngere ist in der Werkszeitung der ÖAMG vom 14.08.1930 publiziert. Der Text der Kraftwerksbeschreibung stammt ursprünglich aus 1925 und wurde 1930 in zweiter Auflage publiziert.

Die Werksaufnahmen aus 1929 entstammen einer heimatkundlichen Schrift und erklären die einzelnen Teile der beiden Koks-Hochöfen. Beide Öfen wurden 1945 ausgeblasen.

Spannend ist der Vergleich des Schlackekegels (1929-1937) mit dem heutigen – er ist gegenüber 1937 zum Kegelstumpf geworden. Die gewaltigen Dimensionen sind aus dem aktuellen Luftbild ersichtlich.

Nordwestlich der Hochöfen befand sich ab 1922-24 (Errichtung) ein Gaskraftwerk, dessen Hauptgebäude noch in Grundzügen besteht. Der im Hintergrund des Fotos erkennbare Gasometer ist mittlerweile abgetragen.

schlot_map (bei Google Maps). AK auf Kodak-Papier (um 1937), Werkszeitungen (1930+1934)  und Büchlein (1929) im Besitz von schlot.at

[googlemaps http://maps.google.com/maps/ms?ie=UTF8&t=h&msa=0&msid=114207467168440045430.00045e0378ac07fc44e68&ll=47.556343,14.866047&spn=0.005792,0.012832&z=15&output=embed&w=300&h=200]