Am Standort der heutigen Schule St. Christiana in der Wiener Straße 65 wurde bis 1903 von der Firma Krupp eine Löffelfabrik betrieben [1] . Am Luftbild sind östlich an das Schulgebäude mutmaßliche alte Werksgebäude angeschlossen, von denen der Kamin am Bild ausgegangen sein dürfte.
Das Foto ist ein Faksimile einer zeitgenössischen Glasplatte und stammt aus einer aufgelassenen Privatsammlung aus Wr. Neustadt. Es befindet sich im schlot.at – Archiv.
[A]…Gaswerk Wr. Neustadt – Retortenhaus und Schornstein, ca.1930 [B]…Bericht zum Gaswerk 1945-1950
Aufnahme vom mittlerweile sanierten Gaswerksgelände in Wr. Neustadt. Es handelt sich um einen älteren Abzug einer Glasplattenaufnahme um 1930 [A].
Die Aufnahme zeigt den Schornstein des Gaswerkes und das klassisch hohe Retortenhaus.
Die darin befindlichen Retorten (Behälter für Kohle) wurden mit Steinkohle beschickt (siehe Aufzug auf Laufschienen!). Die in die Retorten eingebrachte Steinkohle wurde mittels Koks erhitzt (siehe Kokslager im Vordergrund des Fotos) und binnen mehrerer Stunden entgast, wobei die im Verfahren aus der Kohle entweichenden flüssigen bis viskosen Ammoniak- und Teerbestandteile und das Gas getrennt abgeführt wurden [1].
Das weiße Gebäude im linken Hintergrund ist das heutige Landesgericht Wiener Neustadt, Flügel Maximiliangasse. Dies verrät die Aufnahmerichtung, nämlich von West nach Ost.
Das Gaswerk wurde im Zweiten Weltkrieg von 46 alliierten Bomben getroffen und binnen kurzer Zeit wieder instandgesetzt [B]. Ein kurzer Lagebericht zum städtischen Gaswerk anno 1950 [B] gibt einen relativ guten Überblick über die Teer- und Gasproduktion in den 1930er Jahren und deren Steigerung nach dem zweiten Weltkrieg. Ferner ist eine zeichnungsähnliche Skizze eines Werksteiles aus 1950 im Bericht [B].
Das Areal des Gaswerkes Wr. Neustadt wurde aufgrund der durch den langjährigen Betrieb bestehenden Kontaminationen des lokalen Untergrundes als Altlast N17 ausgewiesen und 2008 – 2009 einer kompletten Sanierung unterzogen [2].
Foto vom Abbruch (Pardon, Rückbau) des “Stauber-Bades” in Wr. Neustadt. Das Foto wurde gemäß der rückseitigen Beschriftung am 25.01.1959 aufgenommen.
Foto auf Agfa-Papier (135×87 mm) im Eigentum des Schlot-Archives. Verortung wird anhand eines vorliegenden Stadtplanes von 1937 an der Ungargasse/Kehrbach versucht.
Postkarte der Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik Leopold Stich, undatiert, ca. 1960. Verlag: Alpine-Luftbild Innsbruck. Fotopapier: Mimosa Kiel. Format: 148×105,5 mm.
Die Fabrik wurde 1874 gegründet [2] und beschäftigte 1925 120 Arbeiter [1].
1925 waren eine Dampfmaschine und ein Elektromotor als Energiequellen im Einsatz. Es wurden Bonbons und Schokolade erzeugt [1]. Als Firmensitz wurde Wr. Neustadt, Brodischgasse 18 angegeben.
1959 weist der Compass [2] die Brodischgasse nur noch als Verkaufsstelle aus. Die Fabrik wird mit Adresse Neuweltgasse 26 (heute Neue-Welt-Gasse 26) angegeben. Diese Adresse stimmt mit der Lage der Fabrik auf der oben gezeigten Postkarte überein.
1959 zeigte sich eine gegenüber 1925 stark erweitere Produktpalette, umfassend folgende Süßwaren [2]:
Schokoladen
Bonbons
Kanditen
Dragees
Waffeln
Lebkuchen
Bäckereien
weiche Milchkaramellen
Lypt-Eument
Ein Gebäude dürfte 2011 noch als Fragment bestehen, die Fabriksanlagen selbst sowie der Schornstein sind abgetragen und durch Einfanilienhäuser ersetzt. Nähere Informationen über die Fabrik nehmen wir dankend als Kommentar entgegen.
[1]…Industrie-Compass 1925/26 Band I Österreich, Compass Verlag, Wien. 1672
[2]…Industrie-Compass Österreich 1959, Compass Verlag, Wien. 1765
Elektroschalt- und Verteilerzentrale, ca. 1970. Quelle: Schlot-Archiv
Wöllersdorfer Werke, ca. 1920. Quelle: [1]
Ausschnitt
Glasblock aus 1. Schmelze, April 1922
Das Gelände der späteren Wöllersdorfer Werke war ab 1815 als “Feuerwerksanstalt” für die Forschung, Entwicklung und Produktion an/von Sprengstoff genutzt und spielte im 1. Weltkrieg eine wichtige Rolle. Es bestand damals aus mehr als 600 Objekten und einem sehr langen werksinternen Schienennetz (Normal- uind Schmalspur).
Nach dem 1. Weltkrieg waren die ehemaligen Produktionsstätten bald großteils verlassen.
Größtenteils heißt nicht völlig. Wir können der geschätzten Leserschaft zwei große Raritäten bieten:
Einen undatierten Produktekatalog über landwirtschaftliche Maschinen und Geräte der Wöllersdorfer Werke aus der frühen Zwischenkriegszeit, ca. 1920. – Eigentum Schlot-Archiv
Aus der Glashütte der Wöllersdorfer Werke: Glasblock 140x104x16 mm in Kobaltblau, gegossen aus der ersten Schmelze im April 1922. Eigentum Schlot-Archiv
Die Firma MABA nutzt Werksteile des Geländes bereits seit 1924 [2], damals als “Österreichische MABA – Unternehmung – Barthels und Schlarbaum” [3] .
Von 1933 bis 1938 dienten Teile des ehemaligen Geländes der Wöllersdorfer Werke dem austrofaschistischen Regime Österreich als “Anhaltelager Wöllersdorf”. Hier wurden Regimegegner aller Couleurs interniert.
Im 2. Weltkrieg diente das Gelände als Luftwaffenstützpunkt. Nach einem alliierten Bombardement 1944 und der weitgehenden Zerstörung des Geländes durch selbiges und Sprengungen der deutschen Truppen Anfang 1945 verfiel das danach sowjetisch verwaltete Gelände zusehends.
Das Schalthaus des ehem. Kraftwerks ist architektonisch wertvoll. Es wurde von Ludwig Müller, einem Schüler Otto Wagners, geplant [2] und wird heute durch die Fa. Maba nachgenutzt. Alles Weitere in unserer Quelle [1].
Lok-Montagehalle Werk Nord, erbaut 1905, abgerissen 1935/36
undatierte Werksansicht mit Teil der Belegschaft
Ansichtskarte vom Sturmschaden 10.07.1916, gelaufen 07.08.1916
Sturmschäden vom 10.07.1916 im Werk Süd. Historischer Abzug von Glasplatte
Sturmschäden vom 10.07.1916 im Werk Süd. Gebrochener Schlot (!). Historischer Abzug von Glasplatte
Beseitigung der Sturmschäden durch ?Kriegsgefangene
Gleisbau, um 1925. Hintergrund: Lokomotivfabrik
Werkstor zum Südwerk (“Schleife”) vor dessen Renovierung. Um 1960
WrN 4732/1907 Pölfing-Brunn, eine von 2 Loks der 1907 eröffneten Sulmtalbahn (8). Original-Werksaufnahme
BBÖ 114.01, Prototyp. Auslieferung im April 1929 (7). Original-Werksaufnahme von Atelier Ferber, Wr. N.
BBÖ 114.01, Prototyp. Auslieferung im April 1929 (7). Original-Werksaufnahme von Atelier Ferber, Wr. N.
250. Tender des Werkes Wr. Neustadt für Loks der Baureihe 50 (9). Nummer 50 647. Auslieferung wohl 1938. Original-Werksaufnahme
Serbenhalle heute
Schlot der Serbenhalle heute
Serbenhalle von Norden
Über den Betrieb
Branche: Fahrzeugbau, Rüstungsindustrie
Geschichte:
1842: Georg Sigl’s Lokomotivfabrik [3]: Fabriksgründung südlich der Pottendorfer Straße
1870 Erweiterung des Werks auf Bereiche nördlich der Pottendorfer Straße [3]
1875: Umbenennung in Aktiengesellschaft der Lokomotivfabrik Wr. Neustadt, vormals G. Sigl in Wr. Neustadt
10.07.1916: Vernichtung großer Teile des südlichen Werkes durch einen Tornado. Während des 1. Weltkrieges wird das Werk Süd als Kriegsgefangenenlager genutzt [3]
1930: Vorübergehende Stillegung des Werkes aufgrund der Wirtschaftskrise[3,4]
1942: Gründung der Rax-Werk Ges.m.b.H., Fertigung von Lokomotivtendern, Leichtern und Rüstungsprodukten, u.a. von V2-Raketenteilen [2] im Nordteil der ehem. Lokomotivfabrik Sigl.
1943: Gründung eines Außenlagers des Konzentationslagers Mauthausen in nder sogenannten Serbenhalle, einer in Kraljevo demontierten und in Wr. Neustadt aufgebauten Eisenbahnfabrikshalle [1].
1945: Auflassung Konzentrationslager, Rax-Werk wird USIA – Betrieb
1958: Anschluss an den Simmering-Graz-Pauker-Konzern [2]
1966: Stillegung des Werkes [2]
Heute finden sich als Reste der Raxwerke noch folgende Objekte:
Branche: Chemische Industrie
Betriebsdauer: 1857 [2] – laufend [3]
Produkte: Chemikalien, heute vor allem kunstharzbasiert [3]
Status: Schlot 2007 abgetragen!
Eintragungen Compass 1925/26 [1]
Erste Wr. Neustädter Harz-, Terpentinölraffinerie und Extraktion, Fabrikation chemiasch-technischer Produkte und Druckfarben Franz von Furtenbach:
Ca. 40 Arbeiter
Dampfmaschine 30 PS […]
Eintragungen Compass 1959 [2]:
Erste Wr. Neustädter Harz-, Terpentinölraffinerie und Extraktion, Papierleimfabrik Franz von Furtenbach:
Betrieb I: Wr. Neustadt, Neudörfler Straße 121
Betrieb II: Wr. Neustadt Neunkirchner Straße 88
Betrieb III: Hohenems, Vorarlberg, Lustenauerstraße 110
100 Arbeiter und Angestellte. Produkte 1959:
Firnisse und Anstrichmittel “Furtolin”
Kernbindemittel “Furtol”
desinfizierende Anstrichmittel
Bodenpasta und Lederfett “Burg”
Kellereiartikel “Vinofurt”
Brauereiartikel
Terpentinöle
Harze
Holländerleim für die Papierfabrikation
Kunstharzleim “Colamin” […]
Die vorliegende Geschäftspostkarte (Schrottplatzfund schlot.at 2007) vom Oktober 1961 dokumentiert die Zulieferung von Rinnpech und Scherpech aus Berndorf anno 1961 an die Raffinerie. Die Region NÖ Süd war eine traditionelle Pechergegend, der Betrieb der Harzraffinerie hier nur logisch. Weitere Betriebe der Harzverwertung gab es in Neunkirchen, Piesting und Pottenstein.
Literatur:
[1] COMPASS VERLAG (1925): Industrie-Compass 1925/26 Band I Österreich; Compassverlag, Wien. 2312S
[4] Geschäftspostkarte Erste Wiener Neustädter Harz- und Terpentinölraffinerie Franz v. Furtenbach, Format A6, gelaufen am 19.10.1961 von Wien 75 nach Wr. Neustadt. Eigentum schlot-Archiv.
1929/30 wurde die ehemalige “Patronenfabrik AG Lichtenwörth” des G. Roth von seinem Konkurrenten, dem Industriellen Mandl, übernommen. Alsbald wurde die Hülsenproduktion eingestellt und um 1933 die Lichtenwörther Gasschutz- und Feuerlöschgeräte AG gegründet, an der die Hirtenberger AG die Mehrheitsanteile hielt.[1].
Die Fabrik war am nordöstlichen Stadtrand von Wiener Neustadt, Postadresse Pottendorfer Straße 162 angesiedelt. Die Produktion fand wohl bereits auf niederösterreichischem Gebiet statt. Aus 1938 liegt dem schlot-Archiv ein Werbefolder vor, der die allgemeine Angst vor einem Krieg mit grimmigen Abbildungen von Gasübungen schürte [2].
1938 wurden neben Gasschutzprodukten (Gasmasken, Atemfilter, Sauerstoffgeräte, Schutztüren, Raumlüfter und Schutzanzügen) auch diverse Feuerlöscher (Marke Total) und Arbeiterschutzprodukte (Respiratoren, Sandstrahl-Schutzhelme und Asbestkleidung) hergestellt. Anbei 4 einzeln aufrufbare Katalogseiten aus [2]:
Im zweiten Weltkrieg wurde die Rüstungsproduktion wieder aufgenommen und das Werk in die Gustloff-Werke integriert [2].
Quellen:
[1]…Hirtenberger, Geschichte, pdf-Seite 52. 19.04.2012
[2]…Beilage 5 zum Sonderheft “Luftschutz” der “Militärwissenschaftliche Mitteilungen”, Heft 3, Jahrgang 1938