DE | BOT | Bottrop | Ziegelwerk Heiermann | um 1925/30

Historische Aufnahme [1] des Bottroper Ziegelwerkes Wilhelm Heiermann & Co. GmbH. Hinter den Arbeitern bzw. Angestellten ist ein holzverkleideter Ziegelofen mit zentralem Schornstein zu erkennen. Die Anordnung lässt auf einen Hoffmann‘schen Ringofen schließen.

Im Zuge der Recherchen konnten Nachweise des Betriebes von 1913 bis 1953 gefunden werden [2]. Die Rechtsform des Unternehmens “Co. GmbH”, die am gegenständlichen Foto ersichtlich ist, wird in der Quelle [2] anno 1930 erwähnt.

1971 wurde am mittlerweile aufgelassenen Ziegeleigelände der Fa. Heiermann (1939: Paulstraße 69a [2], 2022:Gustav-Ohm-Straße 65 [3]) der Neubau des Heinrich-Heine-Gymnasiums der Stadt Bottrop realisiert [4].

Die Lehmgrube am Ziegeleigelände war mehrmals Fundort paläontologischer Belege (Belemniten und Ammoniten) [5].

Quellen:

[1]…Echtfoto-Ansichtskarte 138 x 88 mm, Eigentum schlot.at-Archiv (2022)

[2]…https://www.lwl.org/hiko-download/HiKo-Materialien_013_(2017).pdf (16.09.2022)

[3]…https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich-Heine-Gymnasium_(Bottrop) (16.09.2022)

[4]…https://hhg-bottrop.de/wp-content/uploads/2016/02/HHG-Chronik.pdf (16.09.2022)

[5]…https://www.lwl.org/wmfn-download/Geologie_und_Palaeontologie_in_Westfalen/GuP_Heft_67.pdf (16.09.2022)

AT | 1030 Wien | Tabakfabrik Favoriten | 1945

Aufnahme der südöstlich an das Wiener Arsenal angrenzenden ehemaligen Tabakfabrik Favoriten, Blickrichtung SO, Laaer Berg. Die beiden Gebäude im Vordergrund, heutige Arsenalstraße 5, 1030 Wien (Fotostandort und parallel dazu verlaufendes zerbombtes Gebäude) wurden 1905 errichtet [2] und dienten dem damaligen k.u.k. Landwehr-Waffendepot als Verwaltungs- bzw. Magazingebäude [3].

Nach 1918 wurden die Gebäude zur Tabakfabrik Favoriten der Österreichischen Tabakregie umfunktioniert [3] und am Gelände weitere Zubauten, unter anderem 1926 und 1927, errichtet [2].

Dieser erweiterte Gebäudebestand ist auf einem 1935 datierten Luftbild [4] aus anderer Blickrichtung deutlich zu erkennen.

Das oben befindliche Bild [1] zeigt das Ausmaß der 1945 entstandenen Bombenschäden am Gelände der Tabakfabrik.

Aus anderer Perspektive ist ein Kriegsschadensfoto von Carl WINKLER aufgenommen [5].

Teile des Geländes wurden nach dem 2. Weltkrieg noch als Tabakmagazin genutzt [4]. Das genaue Abbruchdatum der Gebäude ist unbekannt [3].

Quellen:

[1]…Foto 172x123mm, anonym, Eigentum schlot.at-Archiv (2021)

[2]…General-Stadtplan Wien nach dem Stande vom August 1946 1:2.500, verfaßt vom Stadtbauamte Wien, Mag. Abt. 54

[3]…Wikipedia, k.u.k. Landwehrdepot, 26.07.2021

[4]…ÖNB, Luftbild der Tabakfabrik 1935, 26.07.2021

[5]…ÖNB, Foto der Tabakfabrik 1945, 26.07.2021

Frohe Festtage 2019!

Das Team von schlot.at wünscht allen Interessierten und Kooperationspartnern frohe und besinnliche Festtage sowie ein erfolgreiches Jahr 2020. CC+WH+CM+MM

AT | 1210 Wien | Gaswerk Floridsdorf | ca. 1902-1905

Ansicht des Gaswerkes Floridsdorf von Süden [1]. Da der Fotostandort noch als “Floridsdorf, Niederösterreich” angegeben ist, kann von einem Aufnahmedatum vor 1905 ausgegangen werden. Der große Gasometer (Teleskopbauweise, Skizzenfarbe rot) im rechten, also östlichen Bildrand wurde 1902 errichtet [2].
Weiters sind westlich davon ein kleinerer Teleskopgasbehälter (Skizzenfarbe grün) und ein alter, gemauerter Gasbehälter (Skizzenfarbe blau) zu erkennen.Ebenfalls sichtbar sind zwei verfahrenstechnisch genutzte große Gebäude (Skizzenfarbe orange und violett) und ein niedriges Nebengebäude (Skizzenfarbe schwarz).
Die Aufnahme ist von Bedeutung, da das Gaswerk Floridsdorf, welches von der englischen Firma Imperial-Continental-Gas-Association (ICGA) betrieben wurde und ab 1902 über einen Bahnanschluss an die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn verfügte, nur bis 1911 in Betrieb stand und in den 1920er Jahren dem Bau des Schlingerhofers weichen mußte [2]. Seine Funktion übernahm das damals neu errichtetete (städtische) Gaswerk Leopoldau.
Die genaue Verortung war durch den Stadtplan der Gemeinde Wien – Bereich Kulturgut möglich, der die Zuschaltung historischer Pläne unterstützt [3].

001-Gaswerk-Floridsdorf-Ansicht
Ansicht des Gaswerkes Floridsdorf von Süden (1902-1905). Copyright www.schlot.at (2015)

002-Gaswerk-Floridsdorf-Legende
Verortung der Gasbehälter und Gebäude am Stadtplan 1912 [3]

003-Gaswerk_Floridsdorf-West
Detailansicht Westteil 1902-1905. Copyright www.schlot.at (2015)

004-Gaswerk-Floridsdorf-Ost
Detailansicht Ostteil 1902-1905. Copyright www.schlot.at (2015)

Quellen:
[1]…Glasplattenabzug/zeitgenössische Kontaktkopie 170×123 mm, Eigentum und Copyright  schlot.at-Archiv
[2]…Gaswerk Floridsdorf auf wikipedia.org, abgefragt am 30.08.2015
[3]…wien.gv.at, Stadtplan, abgefragt am 30.08.2015

AT | TU | Tulln | Siderosthen-Lubrose – Werke Dr. Zimmer & Co. GmbH

Der Hallenkomplex der Firma Autobedarf und – zubehör Sommer in Tulln, Königstetter Straße 108, weist an seiner Südseite einen Kamin auf, dessen relikthaft erkennbare und erst rätselhafte Aufschrift schließlich etwas zur Erhellung der Standortgeschichte beitragen konnte. Seitens der Betreiber war bekannt, daß die Gebäude in ihrer Grundform bereits seit mindestens 1945 bestehen [1].

Am Kamin sind die Buchstaben “DEROSTH”, bei flacherem Blickwinkel auch “DEROSTHEN” erkennbar [2].

Eine Internetrecherche  [3] mit selbigem Suchbegriff ergab Hinweise auf ein um 1900 eingesetztes Mittel Siderosthen [4].

Begriffserklärung [Zitat Beginn]

Siderosthen ist eine blauschwarze Rostschutz-, Dichtungs- und Isolierfarbe, die um 1900 verwendet wurde. Sie ist gegen Feuchtigkeit widerstandsfähig und wurde besonders zum Rostschutz von Eisen benutzt. Auch Staumauern, die nach dem sogenannten Intze-Prinzipgebaut wurden, wurden damit abgedichtet.

Es handelt sich um ein Gemisch aus Fettgasteerprodukten (Ölgasteer) mit Goudron (Teer) und Schwefel. Die Anstrichmasse ist eine Lösung einer asphaltartigen Masse in leichten Kohlenwasserstoffen. Sie enthält weder einen mineralischen Farbkörper noch einen Ölfirnis. Beim Anstrich verdunstet das Lösungsmittel und die asphaltartige Masse bleibt als trockener, elastischer Überzug, der nicht hart wird, zurück.

Der Name Siderosthen wurde 1898 in Luxemburg von der Aktiengesellschaft für Asphaltierung und Dachdeckung, vormals Johannes Jeserich, Berlin, als Markenzeichen eingetragen […].

Zitat Ende [4]

Anbei ein Screenshot des Eintrages in das Markenregister [5]:

Die Suche nach “Siderosthen” im Compass 1925/26 [6] brachte die schlüssige Information, daß es sich bei dem Standort um die Firma “Siderosthen-Lubrose – Werke Dr. Zimmer & Co. GmbH” handelt. Es wird dazu Folgendes ausgeführt:

  • [Direktion] Wien I., Franz Josefs-Kai 5.
  • Fabriken in Tulln
  • Niederlage in Prag
  • Gründungsjahr 1905
  • Kapital 875.000 K [ronen]
  • Geschäftsführer Ernst Pick, Dr. Karl Winterstein, Hans Pick [Prag]
  • Erzeugnisse und Handel von/mit Siderosthen-Lubrose-Anstrichfarben für Eisen, Beton, Zement, Mauerwerk, Fassaden, ferner Fußbodenlack, Bohrcreme, Fußbodencreme und andere chem. Produkte.
  • Telegrammadresse “Siderosthen” [6]

1928 gibt es einen zweiten Nachweis im Compass, der neben der Erwähnung der Tullner Fabrik Hinweise auf weitere Produktionsstandorte des Unternehmens in Bratislava, Belgrad und Budapest gibt [7]. Prag wurde offenbar aufgegeben.

Das Unternehmen scheint die 1. Republik nicht überlebt zu haben; weder 1943 [8] noch 1959 [9] sind Hinweise auf den Produktionsstandort Tulln bzw. den ehemaligen Verwaltungssitz Wien zu finden.

Der ehemalige Betrieb dient heute Kfz-Begutachtungen, dem Service von Kfz sowie dem Verkauf von Ersatz- und Verschleißteilen [1,2].

Der Kamin mit achteckiger Basis ist in gutem baulichem Zustand und weist eine Verbauung seines Kronenbereiches durch Mobilfunkeinrichtungen auf, deren um den Kamin gezogene Begehungsplattform die Buchstaben “SI” von “SIDEROSTHEN” etwas schwer lesbar macht [2,10].

Wir danken der Firma Sommer für die Möglichkeit, den Kamin zu dokumentieren.

________________________________________________________________

Quellen:

[1]… Freundliche Auskunft Th. Sommer, 31.07.2012

[2]…Eigenerhebung,  31.07.2012

[3]…www.google.at: “DEROSTHEN”, 31.07.2012

[4]…Siderosthen auf academic.ru, 31.07.2012

[5]…legilux.public.lu, pdf-Seite 10/12, 31.07.2012

[6]…Compass Verlag (1925): Industrie-Compass Band I Österreich 1925/26. Wien, 911

[7]…althofen.at, 31.07.2012

[8]…Reichspostdirektion Wien (1943) Amtliches Fernsprechbuch Wien; Eigenverlag, Wien. 592 + 12S

[9]…Compass Verlag (1959): Industrie-Compass Österreich 1959; Wien. 3232S

[10]… Fotos und Fotomontage zur Lesbarkeit der Buchstaben: M.Mráz (31.07.2012)

AT | 1220 Wien | Waagner-Biró AG

Das 1863 [1] bzw. 1854 [2] gegründete  und mehrmals fusionierte Unternehmen hatte Ende der 1950er Jahre zwei Werke im 22. Wiener Gemeindebezirk, eines in Vösendorf und eines in Graz. Die Stadlauer Werke (Verortung hier) hatten folgende Aufgaben:

  • Erzherzog Karl-Straße 127 (heute Hornbach): Stahl- und Maschinenbau
  • Genochplatz 1 (gegenüber): Stahl- und Graugießerei

Daten 1925 [1]: […] Eisen, Konstruktionswerkstätte, Stahlwerk, Stahl- und Eisengießerei, Kesselschmiede […]

Daten 1959 [2]: […] Herstellung: Stahlbrücken, Stahlhochbauten, Krane und Lagerplatzbrücken, Schrägaufzüge, Standseilbahnen, Fördermaschinen, Universalbagger, Lokomotivdrehscheiben, maschin. Theater- und Bühneneinrichtungen, Stahlwasserbauten, Apparate- und Behälterbau für Zuckerfabriken sowie chemische und Brauindustrie. Druckrohrleitungen für Wasserkraftwerke, Dampfkesselanlagen aller modernen Systeme und für alle Drücke, Feuerungsanlagen, Entstaubung- und Gasreinigungsanlagen, Stahlguß, Grauguß sowie Sondererzeugnisse aus feuerbeständigem und hochlegiertem Chromguß.

Die alten Hallen der Traditionsfabrik Waagner-Biró sind heute teils als Baumarkt genutzt. Der Stadlauer Genochplatz, ehemals Standort der Metallwarenfabrik, ist heute Teil der Stadterneuerung. Wir bieten hier zwei Fotos des Unternehmens aus unserem Archiv:

1. Aufnahme der R. Ph. Waagner Act. Ges. aus 1905, als das Unternehmen noch klein war.

2. Aufnahme eines Schaugießens vom 30.04.1948 der Stahl- und Graugießerei, Genochplatz.

Ferner eine aktuelle Aufnahme eines in Wien befindlichen und intakten Waagner-Biró-Einlaufschachtdeckels aus 1907 nach der Fusionierung mit Kurz.

[1]…Industrie-Compass Österreich 1925/26 Band I, Compass Verlag Wien, .

[2]…Industrie-Compass Österreich 1959, Compass Verlag Wien, 1010.

AT | 1220 Wien | A. Calmon Asbest- und Gummiwerke Ges.m.b.H. | 1898-1972

Schöne bis 2007/08 bestehende alte Fabrik mit Kamin samt Wasserspeicher.

Gründungsdatum der Stadlauer Fabrik war 1898. Die Calmon Ges.m.b.H. wurde bereits 1912 von Semperit übernommen. [1]

Produkte und Daten 1925 [2]:

  • Fabrik: XXII., Stadlauer Straße 41
  • Werk: XIII., Hütteldorferstraße 130
  • 650 Arbeiter
  • Dampfmaschine mit 450 PS
  • Erzeugnisse: Alle Asbestfabrikate, Stopfbüchsenpackungen, Gummiwaren
  • Spezialität: Asbestschiefer, Isoliermaterialien, Asbestkleidungsstücke, Hochdruckdichtungsplatten “Stadlit”

Über 74 Jahre lang wurden hier Asbestwaren, vor allem Platten und Gespinste, erzeugt. Seit 1945 waren hier durchschnittlich 120 Personen beschäftigt. Die Expansion der SEMPERIT machte Schwerpunktverlagerungen notwendig. So mußte der Betrieb 1972 geschlossen werden. [3]

Letzte bekannte Nutzung: Holzverarbeitung Karl Neulinger [4].

Abgerissen 2007-2008 [5].

Über diese Fabrik berichtet die Straßenzeitung AUGUSTIN in ihrer Ausgabe 395/2015.[6]

Foto (235 x 173 mm) um 1920. Ansicht von Westen. Rechts im Bild neben dem Dach das Werksgleis zur Elin mit Drehscheibe. Foto im Eigentum von M. Mráz
Belegschaftsfoto 1905 (140×90 mm), postalisch gelaufen am 04.11.1905 mit Asbestgespinsten und -isolierungen. Foto Eigentum schlot.at (2019)

 

 

 

 

 

 

Quellenangaben:

[1] SEMPERIT AG (1975): 150 Jahre Österreichische Kautschukindustrie 1824-1974. Molden Reihe Industriemongrafien 1/Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich, 95

[2] Industrie-Compass 1925/26, Band I Österreich, Compass-Verlag, 963

[3] SEMPERIT AG (1975): 150 Jahre Österreichische Kautschukindustrie 1824-1974. Molden Reihe Industriemongrafien 1/Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich, 35

[4] Handels-Compass Österreich 1978/79, Compass-Verlag, 1768

[5] Eigenerhebung schlot.at

[6] Augustin (2015)

Semperitstandorte auf schlot.at:

Wimpassing

Traiskirchen

Folgende Fotodok entstand im Herbst 2006.  Sie zeugt von der üblichen Vereinnahmung alter Industrie durch die Natur, Rave-Veranstalter, Kfz-Bastler, Sprayer und durch sonstige Elemente der Halbwelt.

Danke an Nordbahnbertl für den Lagehinweis der Calmon!

Kartenansicht: schlot_map (bei Google Maps)

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