Pressefoto (BUFA) [1] aus Nordfrankreich: Im Zuge der zweiten Aisne-Schlacht 1917 durch englisches Feuer zerstörte Zeche bei Lens, heute Département 62. Man beachte die stilistisch ausgewogene, streng vertikal gegliederte Backsteinarchitektur unter dem zerschossenen und verkippten Fördergerüst.
Die mittlerweile regional bedeutungslose Steinkohlenindustrie hat die Gegend um Lens durch ihre Industriearchitektur nachhaltig geprägt [2].
Es ergeht das höfliche Ersuchen, etwaige Erkenntnisse über den genauen Standort dieses Fotos als Kommentar anzufügen.
BUFA (1917)
Quellen:
[1]…Pressefoto #2738 der BUFA (165 x 120mm), kostenlos zitiert publizierbar; Eigentum schlot.at (2021)
Katalog der Witkowitzer Bergbau- und Eisenhütten-Gewerkschaft (Vítkovické železárny), ca. 1903. Darin wird die 1828 gegründete Gussstahlfabrik mittels unglaublich breitem Produktportfolio und Fotos näher vorgestellt.
Vorab jedoch eine Darstellung der Gesamt-Gewerkschaft aus ebendiesem Katalog.
Haupt-Erzeugnisse:
Roheisen für Gießereizwecke – für Puddel- und Martinprozeß: Hartgusseisen weiß, grau, Zylindergusseisen, Hämatit-Coquilleneisen, Puddel-Roheisen, Stahl-Roheisen, Spiegeleisen, Siliziumeisen, Chrom-Eisen, Silikospiegel, Ferromangan
Eisengussware im Sandguß, Lehmguß, Masseguß: Rohre bis 1.500 mm lichte Weite, Destillierblasen, Rundkessel, Spitzkessel, Retorten, Schmelzpfannen für chemische Fabriken, Schalen, Pfannen, Härtetöpfe
Hartguß: Walzen, Kollergang-Platten, Gesenke für Pressen
Walzware: Blöcke, Brammen, Knüppel, Luppeneisen, Strips, Stabeisen, Faconeisen, Flacheisen, Breiteisen, Universaleisen, Bauträger, U-Eisen, Konstruktionseisen, Eisenbahnschienen, Grubenschienen, Rillenschienen, Kanalschienen, Laschen, Schwellen für Normalspurbahnen und Schmalspurbahnen, Bleche von 2 mm Stärke aufwärts, Rippenbleche, kugelsichere Schutzschirme aus Nickelstahl, Kesselbleche aus Nickelstahl für Lokomotivfeuerboxen. Stahl für Bohrwerkzeuge und Maschinenwellen
Einrichtungen für Koksanstalten: Stampfapparate, Koksausstoßmaschinen, ganze Koksofenanlagen
Einrichtungen für Gasanstalten
Schamotteware: Feuerfeste Ziegel, Winderhitzer, Koksöfen, Gasöfen, Schweißöfen, Glühöfen, Schachtsteine und Gestellsteine für Hochöfen, Dinas – Steine für Kupolöfen, Bessemer-Konverter und Martinöfen, säurefeste Steine
Die Gussstahlfabrik besteht aus folgenden Werksteilen:
18 große Werkzeugmaschinen mit elektrischem Einzelantrieb
Montierungsgerüste für Panzerplatten
4 elektrisch betriebene Laufkrane mit 25 t, 30 t bzw. 50 t Tragkraft
Gangspils
Hilfsvorrichtungen
Geschoßfabrik (Presserei und Härterei)
Hydraulische Pressen, doppeltwirkend
Mehrere Gasglühöfen zum Anwärmen der Rohstahlblöcke
15 Härteöfen
5 Härtebassins
div. Härtevorrichtungen
Blechpresswerke
Kesselbödenpresserei für Kesselböden bis 3.000 mm Durchmesser
3 hydraulische Pressen von 200 t, 400 t und 700 t Arbeitsdruck
Werkzeugmaschinen mit elektrischem Gruppen- oder Einzelantrieb
Gasglühöfen
Hebe- und Transportmittel
Hilfsvorrichtungen
Schießplatz
Artilleristische Messinstrumente
Geschütze von 47 mm bis 150 mm Kaliber
Die einzelnen Werksteile waren durch ein ausgedehntes Netz an Schmalspur- und Normalspurgleisen untereinander und mit den übrigen Betrieben des Eisenwerkes sowie mit der k.u.k. Nordbahn verbunden. Hier eine planliche Werksübersicht 1873, 1890 und 1907. Tschechische Kurzinfo über das Werk hier.
Alles Weitere steht im Prospekt…
Das Stahlwerk bestand bis 1998, Nachnutzung erfolgen als privatisierte Maschinenbau- und Bauplanungsunternehmen [1]. Eine Konservierung von wichtigen Werksteilen wie Hlubina-Zeche [2] wird derzeit in Angriff genommen [1].
Fährt man von Sollenau gegen Blumau – Neurisshof, sind kurz nach der Ortsausfahrt linkerhand mehrere ältere Industrieobjekte zu erkennen. Markant sind mehrere hier befindliche unbeschrankte Werksgleisübergänge. Am Gelände des ehemaligen Metallumschmelzwerkes ALMETA befinden sich die einst medial breitgetretenen asbestbelasteten Personenwaggons der ÖBB zum Abwracken…siehe und hier (sehr schöne Fotos).
Die ursprüngliche Nutzung des Geländes erfolgte ab 1905 durch die Gebr. Böhler AG. Es wurde Munition erzeugt. Verortung folgt.
Im Folgenden eine zeitgenössische Werksdarstellung, aus der auch die oben stehenden interessanten und seltenen Fotos stammen [1]:
„Munitionsfabrik Sollenau.
In unmittelbarer Nähe der k.u.k. Pulverfabrik Blumau und des k.u.k. Artillerie-Schießplatzes am Steinfelde gelegen, befindet sich die Böhler’sche Munitionsfabrik in Sollenau.
Diese Anlage ist anfangs 1905 streng nach den diesbezüglich bestehenden Vorschriften erbaut worden; alle Objekte sind elektrisch beleuchtet. Die Munitionsfabrik ist auf regelmäßigen Nachtbetrieb eingerichtet.
Die Anlage liegt knapp an der Trace der Militär-Schleppbahn, in welche auch das Fabriksgeleise einmündet. Der Zu- und Abschub der Materialien ist daher der denkbar sicherste.
Das Etablissement besteht aus nachfolgenden Objekten:
a) einem Wohn- und Administrationsgebäude,
b) zwei Depoträumen von je 100 m Länge und 9m Breite
c) einem Handpulvermagazin (Pulverturm),
d) einem 75 m langen und 9m breiten Laborier-Objekt, in welchem sich der 50 m lange Laboriersaal befindet.
Die Leistungsfähigkeit für verschiedene Munition sei nur dadurch illustriert, dass durch längere Zeit eine Tagesleistung von 3000 Stück 7,6 cm-Schnellfeuergeschütz – Patronen erzeilt wurde.“
Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Werk für die Friedensproduktion adaptiert und darin Werkzeug hergestellt [2]. Heute sind die Gleisanlagen und ein Teil der alten Bausubstanz noch vorhanden. Ein Besuch lohnt sich, schöne Architektur und für Eisenbahnfreunde oder Schleppbahnfans ist Sollenau ohnehin ein Mekka. Übrigens wurde das Werk namensgebend für diesen Teil der Gemeinde Sollenau (Böhler).
Quellen:
[1] Gebr. Böhler&Co AG Wien-Berlin (Hrsg., 1914): Die Erzeugungsweise von Böhler-Stahl und die Betriebsverhältnisse in den gesellschaftlichen Werks-Anlagen mit einer Schilderung der Erzeugnisse und der geschäftlichen Organisation. 5. Auflage, Selbstverlag, 55ff