AT | LE | Leoben | Kalksteinbruch und Kalkwerk Leitendorf | Zwangsarbeit und Kriegsgefangenenlager 1942/43

5 Fotos des Kalksteinbruchs und Kalkwerks Leitendorf aus einer Zeit, die in der lokalen Geschichtsschreibung gerne ausgeklammert wird. Die englisch beschrifteten Fotos stammen aus 1942 oder 1943 und zeigen Aufnahmen von Zwangsarbeitern und Bauarbeiten (Errichtung einer Kalkbrecherei) am Werksgelände.

Die Aufnahmen lassen sich über ein online verfügbares Foto [2], auf dem dieselben verfahrenstechnischen Einrichtungen wie etwa die deutlich erkennbaren Kalköfen zu sehen sind, eindeutig dem Kalkwerk Leitendorf zuordnen. Eines der Fotos zeigt die Nahaufnahme einer Baracke mit jenen bautechnischen Details, wie sie für die Unterkünfte im nahe gelegenen Kriegsgefangenenlager Leitendorf dokumentiert sind [3].

Der Einsatz neuseeländischer und australischer Kriegsgefangener in diesem Steinbruch bzw. Kalkwerk und deren Internierung im Lager Leitendorf ist in Quelle [4] dokumentiert.

Quelle [5, S.112] erwähnt hier britische Gefangene.

Auf einem der Fotos [1] wird die werksnahe Unterbringung polnischer Kriegsgefangener außerhalb dieses Lagers („Houses for Polish POW“) neben einer in Bau befindlichen Kalkbrecherei („Crushing plant“) erwähnt. Am selben Foto (Hochformat) sind im Mittelgrund jene Baracken des Kriegsgefangenenlagers Leitendorf zu erkennen, die laut Quelle [5, S. 112] in der Leobener Katastralgemeinde Waasen (60365) auf den Parzellen .408, 105/6, 105/8, 106/8, 106/10. 1 nachgewiesen wurden.

Aus demselben Foto-Konvolut stammt eine Aufnahme des in Bau befindlichen Murkraftwerks St. Dionysen, bei dessen Errichtung auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter sowie Insassen eines Arbeitserziehungslagers eingesetzt wurden [6].

Quellen:

[1]…3 Fotos im Postkartenformat, 2 Fotos 6 x 9 cm, Eigentum Archiv schlot.at (2024)

[2]…http://www.stalag18a.org/andrews/andrews03.JPG (21.01.2024)

[3]…http://www.stalag18a.org/andrews/andrews01.JPG (21.01.2024)

[4]…http://www.stalag18a.org/wc22gw.html (21.01.2024)

[5]…https://www.bda.gv.at/dam/jcr:f9cf741d-120d-493b-9693-e3e5043f1b99/Katalog%20NS-Opferorte_Stand%20J%C3%A4nner%202022_BF_1.pdf – S.112 (21.01.2024)

[6]…schlot.at – Murkraftwerk St. Dionysen, 1943 (21.01.2024)

AT | St | LE | Leoben-Leitendorf | Steirische Magnesit-Industrie AG

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der erste Ringofen für feuerfestes Material von Franz Endres in Betrieb genommen [1]. Noch vor 1919 wurde der gegenständliche Betrieb durch das Firmenimperium Mayr-Melnhof geführt [2]. 1920 arbeiteten in Leoben-Leitendorf 3 Mendheimöfen [3]. 1921 ging das im Volksmund „Feuerfeste“ genannte Werk an die steirische Magnesit Industrie AG. [1]

1925/26 ist das Unternehmen im Industrie-Compass als “Steirische Magnesit-Industrie AG” verzeichnet und führt als Produktpalette feuerfeste Steine, Schamottesteine, Dinassteine und Magnesitsteine an.

Das Stereobild aus dem schlot_Archiv zeigt den Versand der Fabrik – wohl um 1930 – mit Werksgleisanlagen und aufgestapelten Schamottesteinen. Das Gebäude mit dem Tonnengewölbe trägt die Aufschrift “Fabrik feuerfester Steine Leoben”.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Kriegsgefangene in der Magnesitfabrik (Work Camp 194 GW) eingesetzt [4].

1959 wurden Schamottesteine, feuerfester Mörtel und hochfeuerfeste Steine aus Edelwerkstoffen erzeugt. [5]

Die Schamotte benötigt man u.a. zum Auskleiden von Hochöfen, d.h. dieser Betrieb war ein klassischer Zulieferer der VÖEST Alpine Leoben.

Heute befindet sich in Leoben selbst noch das Technologiecenter der RHI [6].

Anmerkung vom 09.05. 2019: Laut Zeitungsbericht der “Kleine Zeitung” vom 03.05. 2019 wurden die Gebäude und der Schlot abgerissen. Siehe auch: Schlot adé! Abbrüche und Sprengungen – ohne Bild-/Videodokument

[1] wiki Leitendorf  –  29.05.2011
[2] veitsch.at  –  29.05.2011
[3] Industrie-Compass Österreich 1925/26 Band I Österreich, Compass Verlag, Wien. 296
[4] POW-Doku  –  29.05.2011
[5] Industrie-Compass Österreich 1959, Compass Verlag, Wien. 487
[6] RHI AG  –  29.05.2011