AT | 1170 Wien | Besatzungszone 1945-1955 | Kulturschutt der US Army

Wieder einmal leere Flaschen, Tuben und Einwegverpackungen am Waldrand, diesmal in der Nähe der Marswiese im Siebzehnten. Das alleine ist freilich nichts Besonderes für das typische Straßenbankett einer Wohlstandsgesellschaft, in der Recycling und Naturschutz trotz Rohstoffknappheit und Klimakrise iterativ beworben werden müssen.

Dass es sich dabei um den Abfall der 1955 abgezogenen US-Besatzungstruppen Wiens handelt, macht die Müllschüttung durchaus interessant.

Sie bietet erstens Einblick in die amerikanische Gebrauchsgrafik der Kriegs- und frühen Nachkriegszeit; bietet zweitens Datierungsmöglichkeiten über Logos und Codes und hat deshalb industriegeschichtliche Relevanz;

drittens beleuchtet sie durch die Art der Fundgegenstände sowohl die offizielle, militärische als auch die zivile, sehr private Komponente der US-Militärpräsenz im frisch befreiten Wien – darin besteht ihre lokal- und zeitgeschichtliche Relevanz;

viertens mahnen uns die seit der Besatzungszeit in situ liegenden Produkte, wie persistent Abfall unter natürlichen Bedingungen ist. Besonders die Kunststoffanteile der Schüttung – Tubenlackierungen, Flaschenverschlüsse aus Bakelit und Verbundstoffe – sind an der Mehrzahl der Fundstücke trotz mehr als 70jähriger Liegezeit hervorragend erhalten. In anderen Worten: Kaum verrottet.

Die Funde umfassen Hygiene- und Körperpflegeprodukte, Lebensmittelverpackungen, Militaria sowie Teile von KFZ und Sportutensilien. Sie wurden seitens schlot.at geborgen, gereinigt und sofern möglich bestimmt und datiert*.

*…MRÁZ, M., MARKYTAN, C. (2024): schlot.at – Plattform und Archiv für Industriedokumentation. In: Institut für Österreichkunde (Hrsg.): Österreich/Geschichte, Literatur, Geographie. 68. Jahrgang, Heft 4: Industriekultur – Bewahren, erforschen, vermitteln. Beiträge der 73. Historikertagung, Teil 2, Eigenverlag, S. 16-18

Fundverzeichnis :

Gebrauchsglas und Verschlüsse:

  • [1] Weißglas, Anchor Hocking Glass Corporation, Glashütte unbekannt, nach 11.06.1938
  • [2] Weißglas, Owens-Illinois Glass Company, Glashütte „12“ (Gas City/Indiana), datiert [194]4
  • [3] Weißglas „Duraglas“, Owens-Illinois Glass Company, Glashütte „9“ (The Streator/Illinois), datiert [194]5.
  • [4] Weißglas, Seaboard Glass Bottle Company, Pittsburgh/Pennsylvania (1943-1947), Prägung „5“
  • [5] Salbenglas „VICK‘s VAPORUB“, ?Maryland Glass Corporation of Baltimore, VVV-Logo ab ca. 1940
  • [6] Flaconverschluß „LPCo“, Lambert Pharmacal Company, Bakelit; Logo aus dem 2. Weltkrieg
  • [7] Flaconverschluß „CMCo“ oder „MCCo“, Herstellerzeichen der Owens-Illinois Glass Company an der Innenseite, Bakelit; vor 1954
  • [8] Autoscheinwerferglas, Beschriftung „SEALED BEAM GUIDE / MADE IN U.S.A“, „I G C. 50 A 1 2 3“, am Fragment errechneter Durchmesser 7“; US-Norm 1940 – 1956

Hygieneprodukte:

  • [9] Kamm mit Aufdruck U.S. ARM[Y], Gummi; Ausführung aus dem 2. Weltkrieg
  • [10] Siegelfragment für Seifenverpackung, „PALMOLIVE“ Palmolive-Colgate-Peet Co, Jersey City/New Jersey, Zellophan; 2. Weltkrieg
  • [11] Kondomverpackung „SILVER-TEX“, Killian Mfg. Co, Akron/Ohio, Zellophan-Aluminiumverbund; 2. Weltkrieg
  • [12] Kondomverpackung „Texide“, L. E. Shunk Prod. Inc., Akron/Ohio, Zellophan-Aluminiumverbund; 2. Weltkrieg
  • [13] Salbe gegen Geschlechtskrankheiten, „For U.S. Army use only“, The American Product Co., Cincinnati/Ohio, Tube aus Zinn; wohl Teil eines sogenannten „Pro Kit“, 2. Weltkrieg
  • [14] Salbe gegen Geschlechtskrankheiten, „Prophylactic ointment – For Army use only“, G. Barr & Co., Chicago/Illinois, Tube aus Zinn; Teil eines sogenannten „Pro Kit“, 2. Weltkrieg
  • [15] Salbe gegen Geschlechtskrankheiten, „Prophylactic ointment“, Geo. Evans Lab. Inc., Philadelphia/Pennsylvania, Tube aus Zinn; Teil eines sogenannten „Pro Kit“, 2. Weltkrieg
  • [16] Fragment einer grünen Zahnbürste, ovales Logo, Aufschrift „[.]ARK AV[.]NUE […], vermutlich „Du Pont – Park Avenue“, Kunststoff; 2. Weltkrieg
  • [17] Zahncreme „Ipana“, Brystol-Myers Co., New York/New York, Tube aus Zinn; Schraubverschluss „B-M“ aus Bakelit; Truppenausrüstung der US Army, 2. Weltkrieg
  • [18] Zahncreme „Kolynos“, Whitehall Pharmacal Company, New York/New York, Tube aus Zinn; Truppenausrüstung der US Army, 2. Weltkrieg
  • [19] Zahncreme „Listerine“, Lambert Pharmacal Company, St. Louis/Missouri, Tube aus Zinn; Schraubverschluss „LPCo“ aus Bakelit, 2. Weltkrieg
  • [20] Zahncreme „Pepsodent – contains Irium“, Tube aus Zinn; Truppenausrüstung der US Army, 2. Weltkrieg
  • [21] Rasiercreme „Gillette lather shaving creme“, Gillette Safety Razor Co., Boston/Massachusetts, Tube aus Zinn; Truppenausrüstung der US Army, 2. Weltkrieg
  • [22] Rasiercreme „Mennen brushless shave“, The Mennen Co., Newark/New Jersey, Tubenfragment aus Zinn; Bördelrandprägung „48“
  • [23] Rasiercreme „Mennen lather shave“, The Mennen Co., Newark/New Jersey, Tube aus Zinn; Grafikdesign 1945. Finder: Felix PAULIN
  • [24] Rasiercreme „Squibb lather shaving creme“, Tube aus Zinn; undatiert, jedoch nach 22.04.1936 [Patentdatum des Inhaltsstoffes „Lanolor“]
  • [25] Rasiercreme „Swav“, The Norwich Pharmacal Company, Norwich/New York, Tube aus Zinn; undatiert. Patentstreit „Swav“ vs. „Suave“ vom 30.05.1950
  • [26] Rasiercreme „Williams luxury shaving cream“, The J. B. Williams Co, Glastonbury, Connecticut, Tube aus Zinn; Williams-Logo aus dem 2. Weltkrieg

Verbundstoff- und Metallkonserven

[27] Kaffeepulver „Soluble coffee product“, Henry Heide Incorporated, New York/New York, Fragment aus Zellophan-Aluminiumverbund; Teil der „K-Ration/Breakfast“, Truppenausrüstung der US Army im 2. Weltkrieg

[28] Getränkepulver „Grape beverage“, Sunway, Zellophan-Aluminiumverbund; Teil der „K-Ration/Dinner“, Truppenausrüstung der US Army ab August 1943

[29] Getränkepulver „Orange juice powder“, The Junket Folks, Little Falls/New York, Zellophan-Aluminiumverbund; Teil der „K-Ration/Dinner“, Truppenausrüstung der US Army ab Mitte 1943

[30] Getränkepulver „Orange juice powder“, The J. R. Watkins Co, Winona, Minnesota, Fragment aus Zellophan-Aluminiumverbund; Teil der „K-Ration/Dinner“, Truppenausrüstung der US Army ab Mitte 1943

[31] Konservenabriss mit Öffner, Beschriftung „DISTINCTION“ und englische Wortfragmente, Weißblech; wohl 2. Weltkrieg, Kontextfund zu [27] bis [30]

Militaria

[32] Putzstock-Adapter für Schusswaffenreinigung, Messing; Freundliche Auskunft Ing. M. GNEISSL, Wien

[33] Erkennungsmarke der US Army, 3. Version (20.07.1943 – 31.03.1944), Stahl

Sonstiges

[34] Stollen für Football-Schuh, Beschriftung „RIDDELL No 4“, Rosemont/Illinois, Hartgummi; um 1940

?AT | Arbeiterinnenportrait | Trümmerfrauen | ~1945

Zwei Amateur-Fotos [1] aus der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Zu sehen sind Aufräumarbeiten durch Trümmerfrauen [2] im verbauten zerbombten Stadtgebiet.

Im Zuge dieser Arbeiten wurden Schuttberge beseitigt und noch brauchbare Ziegel und andere Baumaterialien aussortiert.

Dass trotz dieser Schwerstarbeit, der durchlebten Kriegszeit und der gerade erlebten bitterarmen Nachkriegstage am Foto gelacht wird, offenbart den gefährlichsten Feind autoritärer Regime und entbehrungsreicher Zeiten: Den Humor.

Literaturtipp: Frauen der ersten Stunde 1945-1955, Europaverlag Wien-München-Zürich (1985), 234S; ISBN 3-203-50924-5

Quellen:

[1]…Kontaktkopien 6 x 9 cm auf RIDAX (Hochformat) bzw. ungelabelt (Querformat), Eigentum schlot.at-Archiv (2022)

[2]…geschichtewiki.wien (04.10.2022)

CZ | Brno | Palast für Handel und Industrie | ~ 1940

In unser Archiv haben per Juni 2018 zwei frühe Fotos des 1927-1928 errichteten Industriepalastes Brünn Einzug gefunden [1]. Da die aus dem 2. Weltkrieg stammenden Fotos mit “Prag” benannt waren, wurde unsererseits beim Stadtarchiv Prag diesbezüglich nachgefragt.

Herr PhDr. Jiří Smrž vom o.a. Archiv wies uns auf die wahre Örtlichkeit des außergewöhnlichen Gebäudes hin, wofür ihm unser Dank gebührt [2].

Auf der sehr gut organisierten Website des BAM Brno ist zu dem Palast am Messegelände Folgendes zu lesen [3]:

“Das Gebäude des Palastes für Handel und Industrie ist ein wichtiger Bestandteil der urbanistischen Komposition des gesamten Messegeländes. Sein Grundriss in Form des Buchstabens V, der durch die Kurven der Seitenflügel durchschnitten ist, bestimmt die Richtung der zwei wichtigsten Kompositionsachsen der Verbindungswege des Geländes. Der Bau besteht aus einer Stahlbetonkonstruktion mit den charakteristischen parabolischen Trägerbögen und verglasten Wänden, die eine ideale Beleuchtung der Ausstellungen mit Tageslicht ermöglichen.
Im ursprünglichen Entwurf des Architekten Kalous war eine waagrechte Balkendecke vorgesehen, die durch halbkreisförmige Bögen gestützt werden sollte. Aufgrund der zu hohen Belastung der Trägerbögen veränderte jedoch Jaroslav Valenta deren Profil, gab ihnen eine parabolische Form und ersetzte die Decke durch ein walzenförmiges mit Längsverstrebungen versehenes Gewölbe. Der Bau des Pavillons dauerte insgesamt 230 Tage und erforderte 50 Güterwagons Material. Die Ausstellungsflügel, die im repräsentativen Raum der Eingangs-Rotunde zusammenlaufen, waren ursprünglich lediglich durch Gänge mit einem überdachten Innenhof verbunden. Im Jahre 1976 wurde an deren Stelle nach Entwürfen der Architekten Ivan Ruller, Zdeňek Müller und Peter Uhlíř ein Anbau mit administrativen Räumlichkeiten errichtet, dessen Glasfassade nun die Hauptflügel des Pavillons miteinander verbindet.
In den 80er Jahren wurde eine Sanierung des gesamten Gebäudes durchgeführt. Im Zuge dessen wurden in die Ausstellungssäle Galerien und eine Heizanlage eingebaut, sodass der Betrieb auf das ganze Jahr ausgeweitet werden konnte. Zur Vervollkommnung des ganzjährigen Nutzungskomforts des gesamten Ausstellungsareals trugen auch die Passerellen von Miroslav und Dagmar Velehradský bei. Einer dieser walzenförmigen Verbindungsgänge, die auf einer Fachwerkkonstruktion angelegt wurden und von einem spiralenförmigen Mantel umgeben sind, entstand auch zwischen den Pavillons A und C. Heute ist der Pavillon immer noch in Benutzung; durch die Installation zusammengedrängter Ausstellungskojen werden seine großzügigen räumlichen Möglichkeiten jedoch nicht mehr genutzt.”

Quellen:

[1]…2 Kontaktkopien von Rollfilm 6×9 auf Agfa Lupex , Eigentum schlot.at-Archiv (2018)

[2]…Email vom 12.06.2018, PhDr. Jiří Smrž, Stadtarchiv Prag

[3]…BAM Brno, Architektonische Besonderheiten von Brünn, Industriepalast, abgefragt am 14.06.2018

CZ | Plzeňský kraj | Stříbro | Elektrizitätswerk und Mühle 1942

Die beiden vorliegenden s/w – Kontaktabzüge [1] sind mit “Mies, Juni 1942” beschriftet. Es handelt sich um Aufnahmen aus der böhmischen Stadt Stříbro [2]. Die Aufnahmen entstanden vor dem Stadttor (links im Bild) und zeigen das östlich der Mže (Mies) liegende Elektrizitätswerk mit ausnehmend schön gestaltetem Kamin (Zuckerstangenornamentik) sowie die nördlich davon befindliche Mühle, in einem der Bilder als “….Mühlenwerke” bezeichnet.

E-Werk Stříbro, 06/1942
E-Werk und Mühle Stříbro, 06/1942. Details

Die Gebäude bestehen laut google maps noch (Stand ca. 2010) – der Kamin ist abgetragen – siehe Planausschnitt.

[googlemaps https://maps.google.at/maps?f=q&source=s_q&hl=en&geocode=&q=google+maps+stribro+na+prikopech+1&aq=&sll=49.749826,13.001547&sspn=0.002672,0.003921&t=h&gl=at&ie=UTF8&hq=&hnear=Na+P%C5%99%C3%ADkopech,+St%C5%99%C3%ADbro,+Czech+Republic&ll=49.749975,13.001799&spn=0.00104,0.001609&z=18&output=embed&w=300&h=300]

Quellen:

[1]…2 Kontaktabzüge 63×63 mm “Mies, Juni 1942”, Fotograf und Fotopapier unbekannt. Eigentum schlot.at

[2]…Topographievergleich schlot.at (2012)

AT | GF | Deutsch Wagram | Waggonreparaturwerkstätte (sanierte Altlast N43)

Nördlich des Bahnhofes von Deutsch Wagram (Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich) wurde von 1872 bis 1999 eine Reparaturwerkstätte für Kesselwaggons betrieben. Auf dem ca. 4,5 ha großen Areal waren neben Abstellgleisen mehrere Gebäude für Reparaturen, Werkstätten, Lagerungen von Betriebsmitteln sowie ein Heizhaus installiert [1] . Anbei eine Skizze aus dem unter [1] zitierten Bericht sowie ein Foto des Standortes um 1955 [2]  mit den Verortungen der damals noch erkennbaren Einrichtungen gem. [1].

Ehemalige Betriebsanlagen der Waggonreparaturwerkstätte Deutsch Wagram. Quelle: [1], Umweltbundesamt GmbH (2008)
Ehemalige Betriebsanlagen der Waggonreparaturwerkstätte Deutsch Wagram. Quelle: [1], Umweltbundesamt GmbH (2008)
Foto des Altstandortes um 1950 (USIA-Verwaltung) mit Erläuterungen aus [1]. Quelle: [3]
Foto des Altstandortes um 1955 (USIA-Verwaltung) mit Erläuterungen aus [1]. Quelle: [2]
 

1923 wird für Deutsch Wagram eine “mittlere”, also mittelgroße Maschinen-Werkstätte erwähnt [3].

1925 als “Erste Eisenbahnwagen-Leihgesellschaft” betitelt, wurden mit 70 Arbeitern ein Depot und eine Reparaturwerksätte für Eisenbahnwaggons betrieben. Der Betrieb verfügte über 85 PS Dampfkraft und hatte seinen Verwaltungssitz in Wien I., Schottenring 28. Direktor war Ing. Heinrich Bernstein [4].

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Werk als “Österreichische Eisenbahn-Verkehrsanstalt” unter sowjetische Verwaltung gestellt und führte 1948 “Reparaturen von Eisenbahngüterwagen in größtem Umfange durch” [5].

Das Foto des Betriebes um 1950 zeigt eine dichte Belegung der Abstellgleise [2].

1954 sind auf einer amtlichen Karte – vergleichen mit eben erwähntem Foto – wesentlich weniger Gebäude verzeichnet [6].

Nordöstlich an das Betriebsgelände angrenzend ist in der Karte [6] die damalige Schwefelsäurefabrik der Donau Chemie eingezeichnet [7].

1959 – nach Ende der Besatzungszeit –  ist der Betrieb abermals als “Österreichische Eisenbahn-Verkehrsanstalt” verzeichnet. Eine Wiener Verwaltungszentrale scheint nicht mehr auf [8].

Nach dem Betriebsende 1999 erfolgte eine Sanierung der Betriebsfläche (2000-2002). Das betroffene Sanierungsgebiet ist auf folgendem Luftbild aus dem Jahr 2000 [1] gut zu erkennen:

Luftbild der Altlast aus dem Jahr 2000. Quelle [1], Umweltbundesamt GmbH (2008)
Luftbild der Altlast aus dem Jahr 2000. Quelle [1], Umweltbundesamt GmbH (2008)

2011 zeigt sich die sanierte Fläche teils neu genutzt [9]:  Fahrspuren führen aus dem südwestlichsten Geländebereich der Firma Glock in südlicher Richtung auf die Hauptfläche der ehemaligen Altlast. Der östlichste Teil der ehemaligen Altlast ist asphaltiert und weist eine Zufahrt von Glock-Parkplatz her auf.

Ehem. Waggonreparaturanstalt Deusch Wagram. Quelle: [9], (c) Land Niederösterreich, NÖ Atlas
Ehem. Waggonreparaturanstalt Deusch Wagram anno 2011. Quelle: [9], (c) Land Niederösterreich, NÖ Atlas

Quellen:

[1]…Umweltbundesamt GmbH (2008): Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen an der Altlast N43, digitale Version, 02.08.2012

[2]…SCHLATZMÜLLER, N. / Nachlaß (um 1955): Foto der Eisenbahn-Verkehrsanstalt. 138×89 mm auf Mimosa Kiel, Eigentum schlot-Archiv

[3]…PFOHL, E. (1923): Orientierungs-Lexikon über die Republik Österreich, 1. Auflage, A. Hartlebens Verlag Wien und Leipzig. 45

[4]…COMPASS VERLAG (1925): Industrie-Compass Band I Österreich 1925/26. Wien. 465+531

[5]…Handelskammer Niederösterreich (1948): Niederösterreich an der Arbeit. Entwicklung und Leistung der gewerblichen Wirtschaft des Landes. 1. Auflage, Verlag Ferdinand Berger. Horn. 220

[6]…Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (1954): Österreichische Karte 1:25.000, Blatt 41/3 u. 4 – Stammersdorf und Deutsch Wagram. Ausgabe 10/1954

[7]…COMPASS VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959; Wien. 1531

[8]…COMPASS VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959; Wien. 855

[9]…Land Niederösterreich: digitaler Niederösterreich-Atlas, 02.08.2012

INT | unknown brick works or toof tile works | unbekanntes Ziegelwerk oder Dachziegelwerk

Es handelt sich bei diesem Fotokonvolut [1] um Aufnahmen aus dem zweiten Weltkrieg. Die Fotos zeigen einen deutschen Soldaten, eine Frau und ein Kind im Nahbereich eines offensichtlich aufgelassenen (Dach-) Ziegelwerkes. Die Personen posieren vor oder bei folgenden ziegelwerksspezifischen Objekten:

  • Ziegelteich als Residuat von bereits erfolgtem Lehmabbau
  • niedrig ausgeführte Trockenschuppen zur Vortrocknung von Ziegeln vor dem eigentlichen Brand
  • Dachziegel unter dem Trockenschuppen
  • Fabriksgebäude mit zentral angeordnetem Kamin, möglicherweise ein Hoffmann’scher Ringofen
  • Verfallene Nebengebäude
  • Feldbahnanlage mit Weiche, bis zum Trockenschuppen führend
  • Feldbahnwagen, ramponiert

Wer kann Angaben zu dem abgebildeten, im zweiten Weltkrieg offenbar bereits aufgelassenen Ziegelwerk (oder Ziegelwerksbereich) machen?

[1]…5 Fotos auf Postkartenpapier (MIMOSA), Eigentum schlot-Archiv.

BN | Enzesfeld | Enzesfelder Metallwerke AG | buntmetall amstetten GmbH

Fotokonvolut übermittelt von Manfred Fenz (buntmetall amstetten GmbH) im März 2011 [0]

1905 wurde in Enzesfeld das “Anton Keller Metallwerk und Munitionsfabrik” von einem ehemaligen Mitbesitzer der “Hirtenberger Patronenfabrik” gegründet und mit dem Bau der Werksanlagen begonnen. Das Unternehmen erzeugte vorerst mit einigen hundert Mitarbeitern Metallguss- und Walzwaren sowie Geschosszünder, Gewehr- und Revolverpatronen und Schwarzpulver. 1907/1908 folgte die Gründung des Rechtsvorgängers des heutigen Werkes  (Gründung der AG). Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges begann ein großzügiger Ausbau der Fabriksanlagen und Ausweitung der Produktion auf Artilleriemunition […]. [1/4]

Ab 1922 hieß das Werk “Enzesfelder Metallwerke AG” [4]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fabriksbeschreibung 1925/26: Enzesfelder Metallwerke AG (1907 bzw. 1916)
ca. 1.200 Arbeiter, Kraftanlage 1.500 PS.

  • Erzeugnisse Metallwerk: Nahtlos gepreßte und gewalzte Rohre, Bleche, Bänder, Draht, stangen, Fassonpreßteile und Abgüsse aus Messing, Tombak, Bronze, Kupfer, Blei, Aluminium etc.. Grau- und Temperguß.
  • Erzeugnisse Waggonfabrik: Bau und Reparatur von Eisenbahnwagen. Schmiede- und Gußteile für Eisenbahnbedarf [2]

Nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich im März 1938 kam das Werk zum Böhler-Konzern und die Produktion von Artilleriegeschossen wurde weiter ausgebaut. Weiters wurde ein Leichtmetallwerk errichtet und der Mitarbeiterstand stieg auf 17.000 Arbeitnehmer. Im März 1944 kam es in der Munitionsfertigung zu einer gewaltigen Explosion, welche einen Großteil der Anlagen vernichtete. […][1]

Am 23.08.1944 schädigten schwere Fliegerangriffe das Werk [0]

Von 1945-1955 war das Werk unter sowjetischer Besatzung – siehe USIA-Foto.

Fabriksbeschreibung 1959:

  • Erzeugnisse: Bleche, Bänder, Streifen aus Messing, Tombak, Kupfer und Aluminium. Drehteile, Schrauben und Muttern. [3]

1961 kam es zur Fusionierung mit den Wiener “Carowerken”, 1980 Übernahme durch die “Austria Metall AG” und ab 1989 sind die Enzesfelder Metallwerke nach Zusammenschluss mit der Firma “Buntmetall Amstetten GmbH” im Besitz der “Austria Buntmetall Holding”.[1]
Seit 2009/10 ist neuer Werksname “buntmetall amstetten GmbH” [4]. Es ist seit mindestens 2007 kein Schornstein am Gelände mehr vorhanden.

 

[0] Danke an Manfred Fenz (buntmetall amstetten GmbH) für die Fotos.
[1] Geheimprojekte.at , teils zitiert nach [4],  03.10.2011
[2] Industrie-Compasss 1925/26 Band I Österreich, Compass Verlag, Wien. 466 u 531
[3] Industrie-Compasss 1959 Österreich, Compass Verlag, Wien. 897 u 961
[4] buntmetall amstetten GmbH  , 03.10.2011

WN | ÖFFAG | WNF Werk I | Wr. Neustädter Maschinenwerke

1909 wurden in Wr. Neustadt bereits ein Flugfeld und Werkstätten errichtet. Die hier 1915 gegründete ÖFFAG (Österreichische Flugzeugsfabriks AG) [1] produzierte am Wr. Neustädter Flugfeld bis 1918 Kampfflugzeuge [1]. Während des 2. Weltkrieges waren die Wiener Neustädter Flugzeugwerke (WNF) sowohl am Flugfeld (Werk I) [2]  als auch im Bereich der ehemaligen Daimler Motorenwerke in Wr. Neustadt Nord  (Werk II)  [3] tätig.  Die obigen Fotos vom Flugfeld Wr. Neustadt / aus dem WNF – Werk 1 sind historische Abzüge von Glasplatten/Kunststoffnegativen im Eigentum des Schlot-Archives.

Bezüglich der Rechnung 1946:

  • Seltener Papier-Nachweis / Beleg der 1938 gegründeten Wr. Neustädter Flugzeugwerke, dem größten Messerschmitt-Werke des Dritten Reiches. Der Flugzeugbau in Wr. Neustadt begann mit der Oeffag bereits 1915. Zeitgeschichtlich interessant ist, daß die vorliegende Rechnung vom 12.02.1946 von den “Wiener-Neustädter Maschinenwerken” in Wien ausgestellt, allerdings noch auf altem Wr. Neustädter Firmenpapier aus dem Dritten Reich getippt wurde. Die Worte “Flugzeugwerke”, “Wiener Neustadt” und “Nationalsozialistischer Musterbetrieb” (!) sowie das reliefierte Logo der Deutschen Arbeitsfront wurden mit Schreibmaschinen -X übertippt.

Angebene Adressen:

Rechnung vom 12.02.1946 WNF/WNM, Format A4 im Eigentum des Schlot-Archives.

Quellen:

[1]…Flugmuseum Aviaticum, 29.01.2011

[2]…Geheimprojekte.at, WNF Werk I, 29.01.2011

[3]…Geheimprojekte.at, WNF Werk II, 29.01.2011

schlot_map (bei Google Maps)

[googlemaps http://maps.google.at/maps/ms?ie=UTF8&hl=de&oe=UTF8&num=200&start=400&t=h&msa=0&msid=208860042593462835970.00045e0378ac07fc44e68&ll=47.845912,16.247749&spn=0.00576,0.012832&z=15&output=embed&w=300&h=200]

ZA | Modder Deep Gold Mine, 1920

ZA-modder-deep-mine-1920

Altes Foto der Modder Deep Mines, Südafrika. Quelle: Pfeiffer, E. (1925): Das Bergwerk im Bilde. Zweite Auflage, Dieck&Co; Stuttgart, S.42.

Beachtlich die Emissionen, aber auch der sozialkritsche Text neben dem Bild. Für einen deutschen Autor in der Zeit des aufkeimenden Nationalsozialismus in der Tat bemerkenswert.

OMV | WU | Mannswörth

Fotos

OMV | WU | Mannswörth – Ost
OMV | WU | Mannswörth – West

Ergänzung 08/2014

OMV | WU | Mannswörth
OMV | WU | Mannswörth 002
OMV | WU | Mannswörth 003

Über den Betrieb

WU-Schwechat
Werner&Mertz GmbH (Erdal-Werke), heute: OMV AG

Branche: Chemische Industrie
Betriebsdauer: Erdal-Werke 1920-?; vor II.Weltkrieg Raffinerie () /ab 1961-laufend OMV
Produkte: Erdölderivate
Status: Altlast N18 (
), aktiv
Höchstzahl gleichzeitig bestehender Schlote: 4 (ca. 1970)

(*) siehe Umweltbundesamt-Altlastenkataster

Links und Quellen: Firmen-Website http://www.omv.com | Geschichte bis 1970 | 1971 – 1990 | 1991 – 2005 | Sehr gutes Geschichts – pdf mit Luftbild um 1960.

Literatur: COMPASSVERLAG (1925): Industrie-Compass 1925/26 Band I Österreich; Compassverlag, Wien. 2312S

Kartenansicht

schlot_map (bei Google Maps)

[googlemaps http://maps.google.at/maps/ms?ie=UTF8&t=h&msa=0&msid=114207467168440045430.00045e0378ac07fc44e68&ll=48.144485,16.499813&spn=0.002864,0.006437&z=16&output=embed&w=300&h=200]