AT | 1140 Wien | Rohrprobieranstalt Baumgarten

Im Zuge der Errichtung der II. Wiener Hochquellen-Wasserleitung (Eröffnung 02.12.1910) wurde im heutigen Wien 14, Höhe etwa Hadikgasse 184 (OBI), ein großes Werksgelände für die Lagerung und Prüfung von Wasserrohren geschaffen [1]. Das Rohrlager der Wiener Wasserwerke bestand am Gelände bis etwa 1990 [2] In der Festschrift zur Eröffnung der Leitung [1, S.221-222] ist das Gelände wie folgt beschrieben:

 

Der erste Spatenstich für die Wiener Verteilungsanlagen wurde am 21. Mai 1907 geführt, an welchem Tage der Bau der Rohrprobieranstalt in Angriff genommen worden ist.

Im Jahre 1907 erfolgte jedoch nur die Ausführung der umfangreichen Terrainregulierungen und der Hochbauten; vom Januar bis März 1908 wurden die maschinelle Einrichtung und in den beiden folgenden Monaten die Straßen- und Geleiseanlagen sowie die Einfriedung der Rohrlagerplätze hergestellt. Ende Juni 1908 befand sich die Rohrprobieranstalt in betriebsfähigem Zustande; am 16. Juli wurden die ersten Gussrohre geliefert und der Betrieb der Anstalt eröffnet.

Unterdessen war schon Mitte April mit den Bauarbeiten für den Anschluß der Anstalt an die Frachtenstation Penzing der k. k. Staatsbahnen begonnen worden.

Die hiezu erforderlichen Erd- und Baumeisterarbeiten waren Mitte August vollendet, worauf die Geleiselegungen, Straßenherstellungen und die Montierung des Überladekranes zur Ausführung gelangten.

Die Anlage, welche sich am linken Wienflussufer in unmittelbarer Nähe der Guldenbrücke inmitten von ausgedehnten, 25.600 m² großem Rohrlagerplätzen befindet, besteht aus einem Maschinenhaus mit 467 m² Fläche, einer 250 m² großen Schieberhalle, aus einem kleineren Werkstatt- und Depotgebäude mit 134 m² Fläche und endlich aus einem einstöckigen Verwaltungsgebäude von 272 m² Grundrissfläche.

Die Maschinenhalle besitzt drei moderne Rohrpressen für gerade Rohre alle Kaliber und eine ganz neuartige Einrichtung für die Erprobung von Bogenröhren (Krümmern). Der erforderliche maschinelle Antrieb wird durch elektrische Motoren bewerkstelligt. Die ganze Anlage kann überall auf schmalspurigen, im ganzen 1100m langen Geleisen befahren werden, welche bis zum Schleppgeleise bei der Frachtenstation Penzing der k. k. Staatsbahnen führen. Der hier zwischen dem Niveau der Schmalspur und jenem der Normalspur bestehende Höhenunterschied von 6.80 m wird durch einen elektrisch betriebenen Kran derart überwunden, dass die Rohre von den beladenen Eisenbahnwaggons direkt abgehoben, auf die kleineren Rohrtransportwagen der Schmalspur überladen und auf letzteren in die Rohrprobieranstalt, beziehungsweise zu den Lagerplätzen ohne weitere Umladung befördert werden können.

Am 10. Oktober 1908 wurde nach vorgenommener Belastungsprobe der Bahnanschluß dem Betriebe übergeben.

Die Rohrprobieranstalt wird auch nach Vollendung der Zweiten Hochquelleleitung behufs Erprobung des jeweils erforderlichen nicht unbeträchtlichen Ergänzungsvorrates an Rohren im Betrieb bleiben.

Im schlot.at-Archiv befinden sich vier undatierte, großformatige Fotos der Anstalt, die vermutlich um 1960 aufgenommen wurden [3]. Eines davon zeigt die wohl neuralgische Stelle der Werkes, den Überladekran mit Anschluß an die Westbahnstation Penzing, der die 6.80m Niveauunterschied zwischen Schleppgeleisen und Schmalspur überwindet. Die Luftaufnahme ist älteren Luftbildern zufolge vom 1933-1983 bestehenden Gasometer Baumgarten aus aufgenommen [4].

Quellen:

[1]…Die zweite Kaiser-Franz-Josef-Hochquelleleitung der Stadt Wien. Eine Gedenksschrift zum 2. Dezember 1910. Gerlach und Wiedling, Kommissionsverlag der Gemeinde Wien. 257 S. und Beilagen.

[2]…2. Wiener Hochquellenleitung auf wikipedia.org, abgefragt am 01.01.2018

[3]…4 Fotos Rohrprobieranstalt Baumgarten, Eigentum schlot.at (2017)

[4]…wien.gv.at, abgefragt am 01.01.2018

 

 

AT | 1140 | Spielkartenfabrik Piatnik

Die 1824 gegründete [2] Wiener Spielkartenfabrik PIATNIK in 1140, Hütteldorfer Straße 229-231, weist eine interessante Architekturgeschichte auf.
Auf der uns vorliegenden Rechnung vom 01.02.1900 ist das bereits um 1900 bestehende Haupthaus Ecke Hütteldorferstraße /Moßbachergasse gut erkennbar. Ebenfalls auf der Rechnung  bereits sichtbar ist der Schlot, der heute noch im Innenhof des Werkes steht.
Entlang der Hütteldorfer Straße und des Nordteiles der Gusenleithnergasse findet sich ein Zubau, der seiner Ornamentik nach zu schließen aus der vorigen Jahrhundertwende stammt.
Bemerkenswert scheint die Verzierung des mittleren Fassadenbereiches mit den vier Kartenfarben Karo, Herz, Pik und Treff, welche aus Stuck herausmodelliert sind.
Entlang des Südteiles der Gusenleithnergasse ist die Fassade wesentlich neuer und weniger schön – es handelt sich um großflächig aneinandergefügte Milchglasscheiben. Diese Architektur ist die wohl jüngste auf dem Werksgelände.
Der Schlot befindet sich im Werkshof und ist am besten von der Moßbachergasse aus einzusehen.

Die gescannten und im Schlot-Archiv befindlichen Piatnik-Artefakte zeigen:

  • Rechnung – Briefkopf der Spielkarten-Fabrik, Lithogr. Anstalt, Buch- und Steindruckerei Ferd. Piatnik & Söhne vom 01.02.1900 mit Stempelmarke 2 Heller
  • Schnapskarte, Herz-As (1934-1938). Kartenstempel des Ständestaates! Interessanterweise befindet sich heute der Piatnik-Herstellerhinweis auf der Pik-As – Karte.
  • Taschenkalender 1938 in Kartenform
  • Pik-As aus den 1990er Jahren

Weitere Informationen über die Standorte ehemaliger Dependancen und Werksteile bietet Talon.cc [1].

Fotos MM (2010)

[1] …http://www.talon.cc/Kartenmacher-Wien20/KartenmW20_P.htm
[2]…http://piatnik.com/

Luftbild des Betriebes hier.

schlot_map (bei Google Maps)

Weiter…

AT | 1140 Wien | Hutfabrik Wilhelm Pleß

Mutmaßliche Reste der Hutfabrik Wilhelm Pleß [1],[2] in der Hägelingasse 13, 1140 Wien. Wunderschöne und relativ alte vertikal gegliederte Industriearchitektur.

Die 1857 gegründete Fabrik mit ca. 300 Arbeitern [2] war anno 1925 in der Kendlerstraße 12 angesiedelt. Weitere Nachweise für diese Hutfabrik finden sich aus 1916 und 1932 [1]. Die Einnahme eines ganzen Häuserblockes (Hägelingasse 13 bis Kendlerstraße 12) scheint aufgrund der Betriebsgröße plausibel. Im Innenhof befindet sich ein stark gekürzter Schornstein, der auf Luftbildern erkennbar und im Vienna GIS ausmachbar ist. Auf  sensiblem Kartenmaterial aus 1942 ist eine Hutfabrik in der Hägelinstraße 4-6 eingezeichnet [3]. 1959 ist keine Hutfabrik in dieser Gegend mehr nachweisbar [4]. Die derzeitige Nutzung des Areals erfolgt durch die äußerst renommierte Wega Film.

Angaben aus 1925 [2]:

“Pleß Wilhelm, XIII., Kendlerstraße 12. Niederlage: I., Rothenturmstraße 19. Hutfabrik und Handel mit Herren- und Damenmodewaren. […] 300 Arebeiter. Elektromotor 150-200 PS. Erzeugnisse:

  • Haarfilzhüte weich und steif
  • Velourzylinder
  • Seidenzylinder
  • Herren- und Damenhüte

Export nach Deutschland, England, Holland, Schweiz, Italien, Polen, Successionsstaaten und Dänemark. […]”

[1] Mitteilung Bezirksmuseum 1140, Hr. Kratky, Email vom 10.11.2010

[2] Industrie-Compass 1925/26 Band I Österreich, Compass Verlag, 1554

[3] Plan der Feuerschutzpolizei Wien, Blatt 25, Wien-West – Jänner 1942, unveröffentlicht

[4] Industrie-Compass 1959  Österreich, Compass Verlag, 3232 S

Quellen [2] bis [4] im Eigentum schlot-archiv.

schlot_map (bei Google Maps)

[googlemaps http://maps.google.at/maps/ms?ie=UTF8&hl=de&oe=UTF8&num=200&start=400&t=h&msa=0&msid=208860042593462835970.00045e0378ac07fc44e68&ll=48.20035,16.307509&spn=0.000704,0.001604&z=18&output=embed&w=300&h=200]

AT | 1140 Wien | Ameisbrücke mit GEBE – Fabrik, ca. 1915

alle Rechte bei schlot.at
alle Rechte bei schlot.at

Historisches s/w – Foto (AZURA-Papier) der Ameisbrücke in 1140 Wien mit größerer Fabriksanlage der 1913  gegründeten GEBE-Fabrik  im Hintergrund. Der Schlot hat ein kugelförmiges Drahtgitter aufgesetzt.

Foto 83x58mm im Eigentum des schlot_archives (2009).

Quelle Gründung GEBE: Compass 1959 Österreich, 965.

Danke für die Klärung des Standortes an Altair und Nordbahnbertl, die beide zur gleichen Ansicht kamen.

1140 Wien | GEBE Koch- und Heizapparate Fabr. GmbH

Altes Fabriksareal in der Linzer Straße 141/143. Gründungsdatum gemäß COMPASS 1959: 1913 bzw. 1929. 1959: 300 Arbeiter, ca. 100 Maschinen. Vor allem der Westteil der Fabrik ist in desolatem Zustand (eingeschlagene Fenster, Vandalismus etc.) Fotos MM (2009 und 2014).

Abbrucharbeiten:

Zitat orf.at 29.12.2013 (http://wien.orf.at/news/stories/2622675/)

“Seit Jahren zieht die leere GEBE-Fabrik in Wien-Penzing Künstler und Obdachlose an. Jetzt startet der Abriss des Industriedenkmals. Bis Sommer 2015 sollen Wohnungen und ein Supermarkt entstehen. Ein Teil der Fabrik bleibt aber erhalten.

Rund 4.300 Quadratmeter Fläche hat das Areal der GEBE-Fabrik in Penzing zwischen Linzer Straße, Ameisgasse und Westbahnstrecke. 1897 wurde das rund 90 Meter lange und 15 Meter hohe Fabriksgebäude erbaut […].

Anfang der 1990er-Jahre wurde die Herdfabrik geschlossen, seither zog das Gebäude Obdachlose, Graffiti-Künstler und Fotografen an. Jetzt muss die Fabrik einem Wohnprojekt weichen. Der denkmalgeschützte Trakt neben der Westbahn bleibt aber erhalten. 36 der insgesamt 92 Wohnungen werden in diesem Trakt entstehen. Der Hochofen in dem Gebäude wird ebenfalls nicht abgerissen.”

Wohnbauprojekt 29.12.2013: http://wien.orf.at/news/stories/2580064/

Fotos vom Inneren 29.12.2013: http://stadterkundung.wordpress.com/2012/06/23/gebe-fabrik/

Fotos 2009 und 2014:

schlot_map (bei Google Maps)