Das fünfte Arbeiterportrait widmet sich den Akkordarbeiterinnen. Das Foto [1] (um 1960 [2]) zeigt eine typische Montageszene in einem größeren Elektrogeräte herstellenden Betrieb. Der Blumenschmuck auf den Montagetischen soll den Besucher über die Tristesse der legebatterieartig angelegten Arbeitslandschaft hinwegtäuschen. Die Arbeitsplätze sind klein, offensichtlich sehr schlecht ausgeleuchtet (was bei feinmechanischer Arbeit wie der dargestellten eine umso größere Belastung darstellt). Wer kann, drängt zum Licht – siehe den umtriebigen Lohnkartenverrechner an den Fenstern im Hintergrund.
Die Dame an dem mit dem roten Stern markierten Arbeitsplatz ist offenbar eine Löterin. Vor ihr ein fortgeschrittenes Werkstück voller Transistoren, Kondensatoren und Widerstände, rechts davon (unter der Tischplatte) die XXL – Trommel mit Lötzinn für die nächsten zehn Jahre. Die Szene könnte so oder ähnlich in den Wiener Schwachstromwerken gespielt haben.
Für den Magnesiumblitz des Fotografen gibt es ein kurzes Lächeln. Überrascht und ehrlich dagegen die Miene der Frau im rechten Vordergrund. Dieses Foto hat sich wohl in kein Magazin verirrt.
[1]…Echtfotokarte “Echte Fotografie”, um 1960, 135,5 x 87 mm. Eigentum Archiv schlot.at
[2]…Interpolation aus Chargennummern der Fotoevidenzkartei Mráz (2012)
Das vierte Portrait [1] unserer Serie widmet sich wiederum einem sehr schweißtreibenden Gewerbe – dem des Pflasterers. Die nötige körperliche Stärke, eine schwer zu perfektionierende Mischung aus Grob- und Feinmotorik und die Arbeit ausschließlich in der freien Natur zählen wohl zu den großen Herausforderungen dieses Berufes. Die hier gezeigte um 1920 aufgenommene Gruppe zeigt eine recht heterogene Zusammensetzung: jung und alt, schlank und kräftig gebaut. Was aus allen Gesichtern blickt: Würde, Berufsstolz. Den Jüngeren wohl auch etwas Stolz auf ihre muskulösen Oberkörper und die neue Kopfbedeckung (Panamáhut, Schiebermütze).
[1]…Echtfoto-Postkarte 140 x 88,5 mm, um 1920. Eigentum Archiv schlot.at
Harte Arbeit, die bei allen Witterungsverhältnissen auszuführen ist, und Schmähführen dürfen kein Widerspruch sein. Szene mit Eisenbiegern um 1975 an einer unbekannten eisenbahnnahen Baustelle. Fundort der Fotos [1]: Wien.
[1]…2 Fotos einer unbekannten Baustelle um 1975, 105 x 73,5 mm, Eigentum Archiv schlot.at
Dieses Arbeiterprotrait [1] aus dem Jahr 1962 zeigt eine Gruppe Arbeiter der Shell-Raffinerie Floridsdorf anläßlich des 55. Geburtstages eines Kollegen.
Öliger Finger, schmutziger Kleidung und beeengter Platzverhältnisse zum Trotz wirkt die Szene wärmer und solidarischer (und somit ehrlicher) als so manches steriles Happening heute.
Da liegt wohl der Unterschied zwischen
Feier / Freude und
Event / möglichst gut dastehen.
Quelle:
[1]…Echtfoto-Ansichtskarte 132 x 81 mm “Shell Werkstätte 1962”. Aus einem großen unpublizierten Fotokonvolut der Shell Floridsdorfer Mineralölraffinerie (Archiv schlot.at)
Nach einer Flut an rein architektonisch geprägten Industriefotos sollen hier in nächster Zeit vermehrt Arbeiterportaits aus diversen Gewerbesparten veröffentlicht werden.
Die Fotos sollten – unserer Intention nach – nicht voyeuristisch oder sozialpornographisch verstanden werden, sondern zum Nachdenken und Vergleichen mit heutigen Arbeitsverhältnissen anregen. Vielleicht hat es die “gute alte Zeit” nie gegeben.
Das Foto [1] zeigt eine Arbeitergruppe um eine ölverschmierte Metallbearbeitungs-Werkbank. In der offenen Werkbank lagern Schrauben, Eisenkleinteile und Schmieröl. Die Kleidung und die Mimik der abgebildeten Arbeiter sprechen für sich.
Quelle:
[1]…Echtfotokarte um 1910, 139 x 89 mm, Archiv schlot.at
Der Aufhänger für diesen Artikel ist ausnahmsweise kein reines Industriefoto, sondern ein Gruppenbild [1], wie es bei “Exkursionen” in lebensmittelverarbeitende Betriebe wie Ankerbrot gerne als Geschenk für die Teilnehmer mitgegeben wurde. Das Bild entpuppt sich schnell als Meisterfotografie. Belichtung perfekt, Tiefenschärfe auf alle Teilnehmer abgestimmt, Detaillierungsgrad überwältigend. Charmante Details wie die verlegen lachende junge Frau in der obersten Reihe (siebente von rechts) und die damals gerade modern gewordenen weißen Nylons (erste Reihe fußfrei) sowie der gütige Milchvater (ganz links in weißem Facharbeiter-Kittel) zeichnen ein trügerisches Bild einer Gruppe, die wenige Monate nach dem Fototermin den schwarzen Donnerstag – den Höhepunkt der Wirtschaftskrise – miterleben mußte.
Die MIAG wurde 1907 respektive 1927 [2], anderer Angabe zufolge 1928 [3] gegründet.
Der Fabriksstandort war Wien Landstraße, Lechnerstraße 3. Neben einer Großmolkerei wurde 1959 eine Speiseeiserzeugung und ein Schmelzkäsewerk betrieben. Das Kapital der MIAG m.b.H. betrug 1959 ATS 32.562.000.-. Es wurden von 400 Beschäftigten mithilfe von 850 PS Dampf- und Elektrokraft täglich 150.000 l Milchprodukte be- und verarbeitet. Vom Unternehmen wurden 135 Filialen und 500 Milchgeschäfte beliefert [2] .
Die Fabrik mit dem markanten Logo wies einen hohen Kamin auf [3] und wurde 1977 zugunsten eines Wohnbauprojektes demoliert. Fotos vom Abbruch und der Kaminsprengung finden sich in [3]. Durch Fusion verlor die MIAG im selben Jahr ihre wirtschaftliche Eigenständigkeit [3].
Quellen:
[1]…Weiss, L. (1929): Gruppenfoto MIAG vom 13.Mai. Wien – Hernals
[2]…Compass Verlag (1959): Industrie-compass Österreich 1959. Wien, 1699
Sieben Fotos [1] von einem Hüttenwerk, vermutlich in Osteuropa. Den Rückmeldungen zufolge erhärtet sich der Verdacht, dass es sich um die Kokerei Svoboda in Ostrava wöährend des 2. Weltkrieges handelt.
Erkennbar sind mächtige Kohlebunker, Kamine, große Werksgleisanlagen, Retortenöfen, ein Förderturm, viele Förderbänder, ein Wasserturm mit Stahlkonstruktion, ein Kohle- oder Schlackeberg sowie Arbeitersiedlungen. Im Werksareal sind größere Erweiterungs- oder Wiederaufbaumaßnahmen im Gange.
Danke an alle Kommentatoren!
Quellen:
[1]…Sieben Fotos 172 x 115 mm im Eigentum Archiv schlot.at (2012)
1878 gründete der 1819 in eine deutsche Färberdynastie geborene Wilhelm Brass die Textilfärberei Wilhelm Brass und Söhne in Zábřeh [1] / damals Hohenstadt [2].
Die Fabrik war für Jahrzehnte das größte Unternehmen der Stadt. Brass gilt als Erfinder des Farbstoffes Türkisch rot. Das Unternehmen wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrmals umstrukturiert. So zeichnete nach dem Krieg (wohl 1945) die Textilfirma UTEX Ústí nad Orlicí für die Geschäfte der Fabrik verantwortlich. 1949 wurde das Werk von VIGONA Svitavy und danach von PERLA Česká Třebová weitergeführt. Das Jahr 1989 markierte das Ende des Produktionsstandortes [3].
Die vorliegende Fotoansichtskarte – bzw. ein Ausschnitt davon- [4] zeigt das Werk mit drei bedeutenden Kaminen (+ ein kleiner) und den klassischen mehrstöckigen Gebäuden für textilverarbeitende Betriebe um 1930-1935 [5].
Danke sehr an Karel Jedonek [3] für die Klärung des Standortes.
Undatierte Postkarte von Steinach am Brenner [1], im Vordergrund Gebäude und Kamin der Lederfabrik Johann Kirchebner [2]. Die Fabrik wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört [3].
Quellen:
[1]…Echte Fotografiekarte der Postkarten-Industrie-A.G., Wien I., Wollzeile 19, # 27585: Steinach a. Brenner mit Kalvarienberg; ungelaufen, um 1930. Eigentum schlot.at-Archiv
[2]…COMPASS VERLAG (1925): Industrie-Compass Band I Österreich 1925/26. Wien, 1277
Die beiden vorliegenden s/w – Kontaktabzüge [1] sind mit “Mies, Juni 1942” beschriftet. Es handelt sich um Aufnahmen aus der böhmischen Stadt Stříbro [2]. Die Aufnahmen entstanden vor dem Stadttor (links im Bild) und zeigen das östlich der Mže (Mies) liegende Elektrizitätswerk mit ausnehmend schön gestaltetem Kamin (Zuckerstangenornamentik) sowie die nördlich davon befindliche Mühle, in einem der Bilder als “….Mühlenwerke” bezeichnet.
Die Gebäude bestehen laut google maps noch (Stand ca. 2010) – der Kamin ist abgetragen – siehe Planausschnitt.
Drei Schrägluftbilder aus dem Bereich München-Moosach. Danke für die Identifizierung des Standortes an Oliver Frühschütz.
Das erste Bild der Serie [A] zeigt den mittlerweile denkmalgeschützten Münchner Großwohnbau Borstei, der 1929 eingeweiht wurde und eine eigene Heizungsanlage mit deutlich erkennbarem Kamin [A] besitzt [1]. Im Hintergrund ist deutlich ein Teil des Gaswerkes München-Moosach zu erkennen, das 1909 – 1975 in Betrieb war [2]. Das Foto stammt aus der Zeit zwischen 1929 (1930 wurde der größere Gasbehälter in Betrieb genommen [2]) und 1959 (1958 kam ein dritter Gasbehälter hinzu [2]). Am Gaswerksgelände sind zwei markante Wasser-Hochbehälter zu erkennen, die hier besser zu erkennen sind [3]. Ein Foto eines Kokslöschwagensaus dem Gaswerk ist ebenfalls online verfügbar [4].
Da die Borstei 1929 eröffnet wurde und die Bäume am Foto frisch gepflanzt aussehen, bereits Fußwege bestehen, vor dem Gelände allerdings noch Bauhütten und Baumaterial gelagert wird und der hohe Gasbehälter (BJ 1930) ziemlich neu aussieht, ist das Luftbild vermutlich den frühen 1930er Jahren zuzuordnen. Für ein Alter nach 1932 spricht die bereits am Gaswerk befindliche Schrannenhalle, die 1932 in der Münchner Innenstadt abbrannte [5] und deren Eisengerüst in den 1980er Jahren am ehemaligen Gaswerksgelände als Lagerhalle wiederentdeckt wurde [6]. Das Eisengerüst war kurzerhand andernorts wiederverwendet worden.
Interessant am Foto [A] ist ferner eine südlich der heutigen Pickelstraße gelegene Grube, zu der von der Borstei her ein relativ breiter Weg führt. Eine frühere Nutzung der Grube zur Kiesgewinnung im Zuge der Borstei-Errichtung wäre denkbar. Die am Foto erkennbaren Wege zur Grube deuten auf eine frühe Form kommunaler Abfallentsorgung hin. Von der Borstei her mündet eine Art Kanalrohr in die Grube.
Das zweite Luftbild der Serie [B] zeigt Borstei und Gaswerk von einer größeren Distanz. Da die Heizungsanlage der Borstei in Betrieb ist (rauchender Kamin), dürfte das Foto aus einer anderen Flugserie stammen als das Foto [A]. Im Gegensatz zum Foto [A] ist das gesamte Gaswerksgelände mit sechs Kaminen erkennbar. Es eignet sich aufgrund seiner annähernd gegen Norden orientierten Aufnahmerichtung gut für Vergleiche mit dem aktuellen Luftbild [7]. Dort erkennt man, daß sich nach 2005 im Bereich der ehemaligen Gasbehälter (Südteil) Gebäude und Parkplätze der Stadtwerke München und der Münchner Verkehrsgesellschaft befinden, der nördliche Teil des ehemaligen Gaswerksgeländes jedoch deutliche Anzeichen von Erdarbeiten aufweist. Dies sind die Spuren der Altlastensanierung, die am Gaswerksareal nach 1983 erstmals festgestellten Kontaminationen [8] seit 2005 durchgeführt werden [9].
Das dritte Luftbild der Serie [C] wurde kurz nach dem Abheben vom oder kurz vor der Landung am Flugplatz München-Oberwiesenfeld, dem ersten Münchner Passagierflughafen, der seine Blüte in den 1930er Jahren hatte, geschossen. Der am späteren Olympiagelände von 1972 gelegene Flugplatz lag nordöstlich des Gaswerkes. Das Foto zeigt das damalige Flugplatzareal samt Fluggerät im Mittelgrund; deutlich zu erkennen ist das am 03.05.1931 eröffnete neue Abfertigungs- und Verwaltungsgebäude des Platzes neben älteren Holzbauten [10, neuer Betonbau links im Bild]. An dem im Hintergrund von NNO her abgebildeten Gaswerksareal Moosach ist bereits der 1930 errichtete neue, 98m hohe Scheibengasbehälter [2] zu erkennen. Der Aufnahmezeitpunkt unterscheidet sich von den beiden übrigen Fotos – die Gasbehälter sind nicht vollständig gefüllt; am hohen Scheibengasbehäter sind kranartige Winkel zu sehen.
Die ersten Pläne der Gemeinde Wien über ein gemeindeeigenes Gaswerk wurden bereits 1872 getätigt. Um sich von Knebelverträgen privater Gasanbieter befreien zu können, wurde alles an die fristgerechte Fertigstellung des Gaswerkes Simmering gesetzt, die am 31.10.1899 erfolgte. Die Fertigstellung des Gaswerkes bedeutete, daß die Gemeinde Wien vorerst alle privaten und öffentlichen Kunden der damaligen Bezirke 1-11 und 20 übernahm; die Imperial-Continental-Gas-Association und die österreichische Gasbeleuchtungs-Aktiengesellschaft teilten sich die Versorgung der übrigen Bezirke 12-19. [1]. Die heutigen Bezirke Floridsdorf und Donaustadt sowie Liesing waren damals noch nicht Teil des Stadtgebietes [2-4]. 1911 wurde zur umfassenden Versorgung des Stadtgebietes das Gaswerk Leopoldau eröffnet [5].
1910 werden die Anlagen wie folgt beschrieben [6]:
“Die Gasversorgung der Bez. I-XI und XX, eines Teiles des XXI. Bezirkes und der nicht zu Wien gehörigen Gemeinden Schwechat, Altkettenhof, Ober- und Unterlaa, Kledering, Rotneusiedl [sic!], Eßlingen [sic!] und Groß-Enzersdorf erfolgt derzeit durch das am rechten Donaukanalufer nächst der Brücke der Staatseisenbahngesellschaft gelegene städtische Gaswerk Simmering. 1897 bis 1899 erbaut und in den folgenden Jahren weiter ausgestattet, umfaßt es heute eine Grundfläche von 317.688 m².
Die Anlage zur Erzeugung von Steinkohlengas hat eine Leistungsfähigkeit von 650.000 m³ in 24 Stunden, die angegliederte Anstalt zur Erzeugung von heiß karburiertem Wassergas eine solche von 200.000 m³ in 24 Stunden. Nach dem im Zuge befindlichen vollständigen Ausbaue wird die jährliche Gesamtleistungsfähigkeit des Werkes (einschließlich Reserven) 170 Millionen m³ Gas betragen.
Das Werk ist an die Hauptgleise der Staatseisenbahngesellschaft angeschlossen. Die Kohle lagert im Freien und wird derzeit von Hand mit Rollbahnen auf Lager gebracht und zum Ofenhause geführt. Durch die im Bau befindliche Kohlenförderanlage werden Entladung, Lagerung und die gesamte Fortbewegung der Kohle maschinell erfolgen.
Zur Erzeugung des Steinkohlengases dienen in einem Ofenhause untergebrachte 180 Öfen mit je 9 schrägliegenden Retorten und eine freistehende Schrägkammerofen-Anlage.
Das Brechen der Kohle, deren Hebung in die Kohlenbunker der Öfen und die Förderung des anfallenden Kokses zu dessen nächsten Lagerungsstellen erfolgen auf maschinellem Wege.
In einem Kühlerhause findet die erste Ausscheidung von Teer und Ammoniak aus dem Rohgase statt; 12 durch Dampfmaschinen angetriebene, im Gassaugerhause aufgestellte Exhaustoren dienen zur Fortbewegung des Gases, 12 Teerscheider und 10 Rotationswäscher, die im Wäscherhause aufgestellt sind, führen die vollständige Befreiung des Gases von Teer und Ammoniak durch. Die Reinigung des Gases von Schwefelverbindungen erfolgt in 16, in 2 getrennten Gebäuden aufgestellten Reinigerkästen. Zur Messung des erzeugten Steinkohlengases dienen 12 in einem Gebäüde untergebrachte Stationsgasmesser.
Die Wassergasanstalt, nach System Humphreys und Glasgow eingerichtet, besitzt ihre eigenen zur Erzeugung des Dampfes, zur Reinigung und Messung des Gases notwendigen Anlagen. Zur Aufspeicherung des gesamten im Werke erzeugten Gases dienen vier überbaute Gasbehälter von je 90.000 m³ und ein freistehender Behälter mit Wölbmantel-Wasserbecken von 150.000 m³ Nutzinhalt.
4 Rohrstränge von je 1.200 mm, ein Rohrstrang von 1.000 und einer von 700 mm Durchmesser geben das Gas, nachdem es durch Druckregler auf den erforderlichen Betriebsdruck gebracht worden ist, unmittelbar in das Versorgungsgebiet ab, während durch einen 600 mm – Rohrstrang Gas unter erhöhtem maschinellem Drucke einer Behälterstation im V. Bezirk zugeführt werden wird.
Eine Koksaufbereitungsanlage, 2 Kesselhäuser, eine elektrische Zentrale für Gleichstrom, ein Werkstättengebäude, Verwaltungs- und Wohngebäude, große Teer-, Ammoniak- und Gasölzisternen, eine Ammoniakfabrik, eine Rohrprüfanlage, Umkleide-, Wasch- und Baderäume für die Arbeiter dienen den anderen Betriebserfordernissen.
1908 betrug die Gaserzeugung des Werkes 108.501.000 m³, der Kohlenverbrauch 312.357 t. Die Hauptrohrstränge des Gasverteilungsnetzes hatten am Ende 1908 eine Länge von 698.185 m; die Gesamtanzahl der öffentlichen Straßenflammen im städtischen Versorgungsgebiete betrug 22.398, die Zahl der benützten Gasmesser 98.778; die Gesamtzahl der im städtischen Gaswerksbetriebe beschäftigten Beamten und Arbeiter war 2001. [6]”
Das Gaswerk Simmering war 1899 bis 1975 in Betrieb und wurde per 07.02.1996 als Altlast W18 ausgewiesen. Durch den großmaßstäblichen Gaswerksbetrieb wurden Untergrundbelastungen (v.a. mit PAK, BTEX, Phenolen, Kohlenwasserstoffen und Cyaniden) verursacht [7].
Anbei einige Plan- und Fotoansichten des Gaswerkes aus 1901 [1] sowie zwei Vergleichspläne um 1910 [6] und 1933 [8], die gegenüber der Nutzung 1901 Änderungen erkennen lassen.
Das Ofenhaus beeindruckte aus architektonischer Sicht mit 18 Stück Kaminen, die 35m Endhöhe hatten [1].
Die vier ursprünglichen Simmeringer Gasbehälter wurden per 21.07.1981 unter Denkmalschutz gestellt, ein jüngerer fünfter Behälter (1911 bereits in Quelle [6] erkennbar) im selben Jahr abgerissen. 1984-1986 erfolgte die endgültige Stilllegung der Simmeringer Gasometer [9].
Seit 2001 sind die vier ursprünglichen Gasometer lifestylig nachgenutzt [10].
Quellen:
[1]…KAPAUN, F. (1901): Die Erbauung des Wiener städtischen Gaswerkes. 1. Auflage, Selbstverlag des Wiener Gemeinderathes. 108S, 4 Tafeln.
Zwei alte Ansichten der Kamine des Städtischen Elektrizitäts – Werkes (auch Dampfkraftwerk Engerthstraße), Fotostandorte auf der Donau und an deren Ufer. Die Aufnahmen sind datiert mit 24.02.1929 bzw. 1940 und wurden zur Zeit der damaligen Eisstöße gemacht.
Erkennbar sind mehrere verortungsrelevante Objekte, die in den mehreren der folgenden Abbildungen – sofern erkennbar – aufsteigend numeriert sind:
1. DDSG-Station Wien Praterkai: markantes Aufnahmegebäude.
2. längliches dreigeschossiges Gebäude am Donaukai mit Giebelspitz und Zwanzigfensterfront.
3. schmäleres, eingeschoßiges Gebäude, parallel südwestlich hinter [2] liegend, mit [2] an dessen schmaler NW-Front durch eine Art Förderband verbunden
4. Elevatoren (in Karte und auf Eisstoßfoto erkennbar)
5. Städtisches E-Werk Wien II (Dampfkraftwerk Engerthstraße).
Das E-Werk profitierte von der Lage an der Donau und wurde von der Donauuferbahnaus mit Brennstoff versorgt [C]. Die Elevatoren [4] entlang des Handelskais dienten der Löschung der Frachtschiffe.
Das Kraftwerk bestand von 1890 – 1966 und wich schließlich einem Wohnbauprojekt [E]. Näheres zu der spannenden Kraftwerkgeschichte in der eben zitierten Quelle.
Den letzten vorliegenden Nachweis der Baulichkeit erbringt Freytag – Berndt u. Artaria anno 1972 [F].
Quellen:
[A]…Foto “W2” vom 24.02.1929, 136 x 85 mm auf Wellington. Eigentum schlot-Archiv
[C]…Kartographisches, früher militärgeographisches Institut in Wien (um 1933): Plan des II. Wiener Gemeindebezirkes Leopoldstadt, Maßstab 1:15.000, Ausschnitt
[D]…Foto Eisstoß 1940, ohne Verlag. 139 x 90 mm. Eigentum schlot-Archiv
Nördlich des Bahnhofes von Deutsch Wagram (Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich) wurde von 1872 bis 1999 eine Reparaturwerkstätte für Kesselwaggons betrieben. Auf dem ca. 4,5 ha großen Areal waren neben Abstellgleisen mehrere Gebäude für Reparaturen, Werkstätten, Lagerungen von Betriebsmitteln sowie ein Heizhaus installiert [1] . Anbei eine Skizze aus dem unter [1] zitierten Bericht sowie ein Foto des Standortes um 1955 [2] mit den Verortungen der damals noch erkennbaren Einrichtungen gem. [1].
1923 wird für Deutsch Wagram eine “mittlere”, also mittelgroße Maschinen-Werkstätte erwähnt [3].
1925 als “Erste Eisenbahnwagen-Leihgesellschaft” betitelt, wurden mit 70 Arbeitern ein Depot und eine Reparaturwerksätte für Eisenbahnwaggons betrieben. Der Betrieb verfügte über 85 PS Dampfkraft und hatte seinen Verwaltungssitz in Wien I., Schottenring 28. Direktor war Ing. Heinrich Bernstein [4].
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Werk als “Österreichische Eisenbahn-Verkehrsanstalt” unter sowjetische Verwaltung gestellt und führte 1948 “Reparaturen von Eisenbahngüterwagen in größtem Umfange durch” [5].
Das Foto des Betriebes um 1950 zeigt eine dichte Belegung der Abstellgleise [2].
1954 sind auf einer amtlichen Karte – vergleichen mit eben erwähntem Foto – wesentlich weniger Gebäude verzeichnet [6].
Nordöstlich an das Betriebsgelände angrenzend ist in der Karte [6] die damalige Schwefelsäurefabrik der Donau Chemie eingezeichnet [7].
1959 – nach Ende der Besatzungszeit – ist der Betrieb abermals als “Österreichische Eisenbahn-Verkehrsanstalt” verzeichnet. Eine Wiener Verwaltungszentrale scheint nicht mehr auf [8].
Nach dem Betriebsende 1999 erfolgte eine Sanierung der Betriebsfläche (2000-2002). Das betroffene Sanierungsgebiet ist auf folgendem Luftbild aus dem Jahr 2000 [1] gut zu erkennen:
2011 zeigt sich die sanierte Fläche teils neu genutzt [9]: Fahrspuren führen aus dem südwestlichsten Geländebereich der Firma Glock in südlicher Richtung auf die Hauptfläche der ehemaligen Altlast. Der östlichste Teil der ehemaligen Altlast ist asphaltiert und weist eine Zufahrt von Glock-Parkplatz her auf.
[2]…SCHLATZMÜLLER, N. / Nachlaß (um 1955): Foto der Eisenbahn-Verkehrsanstalt. 138×89 mm auf Mimosa Kiel, Eigentum schlot-Archiv
[3]…PFOHL, E. (1923): Orientierungs-Lexikon über die Republik Österreich, 1. Auflage, A. Hartlebens Verlag Wien und Leipzig. 45
[4]…COMPASS VERLAG (1925): Industrie-Compass Band I Österreich 1925/26. Wien. 465+531
[5]…Handelskammer Niederösterreich (1948): Niederösterreich an der Arbeit. Entwicklung und Leistung der gewerblichen Wirtschaft des Landes. 1. Auflage, Verlag Ferdinand Berger. Horn. 220
[6]…Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (1954): Österreichische Karte 1:25.000, Blatt 41/3 u. 4 – Stammersdorf und Deutsch Wagram. Ausgabe 10/1954
[7]…COMPASS VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959; Wien. 1531
[8]…COMPASS VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959; Wien. 855
Der Hallenkomplex der Firma Autobedarf und – zubehör Sommer in Tulln, Königstetter Straße 108, weist an seiner Südseite einen Kamin auf, dessen relikthaft erkennbare und erst rätselhafte Aufschrift schließlich etwas zur Erhellung der Standortgeschichte beitragen konnte. Seitens der Betreiber war bekannt, daß die Gebäude in ihrer Grundform bereits seit mindestens 1945 bestehen [1].
Am Kamin sind die Buchstaben “DEROSTH”, bei flacherem Blickwinkel auch “DEROSTHEN” erkennbar [2].
Eine Internetrecherche [3] mit selbigem Suchbegriff ergab Hinweise auf ein um 1900 eingesetztes Mittel Siderosthen [4].
Begriffserklärung [Zitat Beginn]
Siderosthen ist eine blauschwarze Rostschutz-, Dichtungs- und Isolierfarbe, die um 1900 verwendet wurde. Sie ist gegen Feuchtigkeit widerstandsfähig und wurde besonders zum Rostschutz von Eisen benutzt. Auch Staumauern, die nach dem sogenannten Intze-Prinzipgebaut wurden, wurden damit abgedichtet.
Es handelt sich um ein Gemisch aus Fettgasteerprodukten (Ölgasteer) mit Goudron (Teer) und Schwefel. Die Anstrichmasse ist eine Lösung einer asphaltartigen Masse in leichten Kohlenwasserstoffen. Sie enthält weder einen mineralischen Farbkörper noch einen Ölfirnis. Beim Anstrich verdunstet das Lösungsmittel und die asphaltartige Masse bleibt als trockener, elastischer Überzug, der nicht hart wird, zurück.
Der Name Siderosthen wurde 1898 in Luxemburg von der Aktiengesellschaft für Asphaltierung und Dachdeckung, vormals Johannes Jeserich, Berlin, als Markenzeichen eingetragen […].
Zitat Ende [4]
Anbei ein Screenshot des Eintrages in das Markenregister [5]:
Die Suche nach “Siderosthen” im Compass 1925/26 [6] brachte die schlüssige Information, daß es sich bei dem Standort um die Firma “Siderosthen-Lubrose – Werke Dr. Zimmer & Co. GmbH” handelt. Es wird dazu Folgendes ausgeführt:
[Direktion] Wien I., Franz Josefs-Kai 5.
Fabriken in Tulln
Niederlage in Prag
Gründungsjahr 1905
Kapital 875.000 K [ronen]
Geschäftsführer Ernst Pick, Dr. Karl Winterstein, Hans Pick [Prag]
Erzeugnisse und Handel von/mit Siderosthen-Lubrose-Anstrichfarben für Eisen, Beton, Zement, Mauerwerk, Fassaden, ferner Fußbodenlack, Bohrcreme, Fußbodencreme und andere chem. Produkte.
Telegrammadresse “Siderosthen” [6]
1928 gibt es einen zweiten Nachweis im Compass, der neben der Erwähnung der Tullner Fabrik Hinweise auf weitere Produktionsstandorte des Unternehmens in Bratislava, Belgrad und Budapest gibt [7]. Prag wurde offenbar aufgegeben.
Das Unternehmen scheint die 1. Republik nicht überlebt zu haben; weder 1943 [8] noch 1959 [9] sind Hinweise auf den Produktionsstandort Tulln bzw. den ehemaligen Verwaltungssitz Wien zu finden.
Der ehemalige Betrieb dient heute Kfz-Begutachtungen, dem Service von Kfz sowie dem Verkauf von Ersatz- und Verschleißteilen [1,2].
Der Kamin mit achteckiger Basis ist in gutem baulichem Zustand und weist eine Verbauung seines Kronenbereiches durch Mobilfunkeinrichtungen auf, deren um den Kamin gezogene Begehungsplattform die Buchstaben “SI” von “SIDEROSTHEN” etwas schwer lesbar macht [2,10].
Wir danken der Firma Sommer für die Möglichkeit, den Kamin zu dokumentieren.
Laut unserem Leser Bert Insatz handelt es sich bei den beiden hier gezeigten Kaminen [1] um Schlote am Gelände der heuigen Uni-Klinik Innsbruck. Laut seinen Angaben gehörten sie zur Klinik-Wäscherei und zum Krankenhaus-Krematorium, in dem man Operationsmaterial verbrannte. Vielen Dank für die Hinweise (siehe Kommentare).
[1] Foto 136 x 87 mm auf Postkartenpapier, ohne Herstellerangabe und Beschriftung; vm. um 1920. Eigentum schlot-Archiv
Das mittlerweile international agierende Unternehmen wurde 1838 als “C. H. Knorr, Mühlenfabrikate, Landesprodukte und Fabrik von Suppenstoffen” im deutschen Heilbronn gegründet. 1885 wurde in Vorarlberg eine kleine Abpackstelle eröffnet, der 1906 eine Produktionsstättengründung in Wels folgte. 1908 wurde in Wels die Eigenherstellung von Suppentabletten, Suppenwürsten und Erbswurst aufgenommen. Nach dem ersten Weltkrieg begann eine Phase der massiven Exporte und des betrieblichen Aufschwunges [1].
In den 30er Jahren wurde weiter expandiert, das Werksgelände wurde vergrößert. Der Kriegsbeginn dämpfte den wirtschaftlichen Aufschwund des Unternehmens. Nach dem Krieg in der US-Zone gelegen, gelangen ab 1951 wieder gute Umsätze. 1955 wurde die Würzfabrik neu aufgebaut. 1965 überschritt die Mitarbeiterzahl die Grenze von 500 Menschen [1].
1969 bis 1973 verzeichnete man einen Innovationsschub, der sich in der Markteinführung von 70 neuen Produkten äußerte. Seit 1979 Staatswappenträger, führte Knorr 1981 Dosensuppen ein. 2001 erfolgte die Verschmelzung der C. H. Knorr GesmbH und Kuner zu Unilever Foods Austria, einem Unternehmen der Unilever Austria GmbH [1].
*Das Luftbild um 1965 zeigt gegenüber der heutigen Situation eine deutlich veränderte Gebäudestruktur [4]. Zwei markante hohe Gebäude (altes Luftbild linker oberer Bereich) sind auf google maps noch 2012 erkennbar.
Die 1882 gegründete Schroll’sche Baumwollspinnerei war der wichtigste Arbeitgeber in der Kleinstadt Meziměstí (deutsch Halbstadt) [1].
Der Schroll’sche Betrieb (die Appretur und Weberei war im nahegelegenen Broumov [2]) wurde bis 1910 mehrmals erweitert und war zu seiner Blütezeit einer der größten der Donaumonarchie. Im zweiten Weltkrieg wurde das Areal seitens der Junghans-Werke als Rüstungsproduktionsstandort (u.a. unter Einsatz von Zwangsarbeitern einer Außenstelle des KZ Groß-Rosen) genutzt [1].
Nach 1945 dünnt die Quellenlage über die Spinnerei aus.
Die Gebäude der Spinnerei bestehen laut aktuellem Satellitenbild noch. Es handelt sich um eine symmetisch konzipierte Anlage, die aus zwei getrennten Komplexen besteht. Die originalen Kamine scheinen erhalten zu sein, eine partielle Nachnutzung zumindest einer Fabrikshälfte (CEDIMA Meziměstí s.r.o.) wird online angedeutet [3].
Das undatierte Foto [4] zeigt die Fabrik wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Es handelt sich bei diesem Fotokonvolut [1] um Aufnahmen aus dem zweiten Weltkrieg. Die Fotos zeigen einen deutschen Soldaten, eine Frau und ein Kind im Nahbereich eines offensichtlich aufgelassenen (Dach-) Ziegelwerkes. Die Personen posieren vor oder bei folgenden ziegelwerksspezifischen Objekten:
Ziegelteich als Residuat von bereits erfolgtem Lehmabbau
niedrig ausgeführte Trockenschuppen zur Vortrocknung von Ziegeln vor dem eigentlichen Brand
Dachziegel unter dem Trockenschuppen
Fabriksgebäude mit zentral angeordnetem Kamin, möglicherweise ein Hoffmann’scher Ringofen
Verfallene Nebengebäude
Feldbahnanlage mit Weiche, bis zum Trockenschuppen führend
Feldbahnwagen, ramponiert
Wer kann Angaben zu dem abgebildeten, im zweiten Weltkrieg offenbar bereits aufgelassenen Ziegelwerk (oder Ziegelwerksbereich) machen?
[1]…5 Fotos auf Postkartenpapier (MIMOSA), Eigentum schlot-Archiv.
Das 1923-1926 errichtete Amalienbad verfügte ursprünglich über einen Kamin, der im Hof am Nordflügel des vierkantigen Gebäudes installiert war [1]. Das Bad mit der Adressse 1100 Wien, Reumannplatz 23 wird derzeit bis 12/2012 renoviert [2].
Die Postkarte zeigt die Westfront des Bades 2 Jahre nach dessen Eröffnung [3].
Der Kamin ist nicht mehr vorhanden, er ist jedoch auf dem Modell des Bades, das in dessen Aula ausgestellt ist, deutlich zu erkennen [4].